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Weinbau

Oberkircher Winzer bieten Terrassen-Patenschaften an

© Oberkircher Winzer
Terrassen-Patenschaften bieten Einzelpersonen und Firmen unter anderem Weinpakete und Führungen durch den Weinberg. Damit wollen die Oberkircher Winzer und der Winzerkeller Hex vom Dasenstein die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile des Querterrassenbaus bekannter machen.

Frank Männle, Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanager der Oberkircher Winzer eG und des Winzerkellers Hex vom Dasenstein erklärt im Gespräch, dass der Anbau in Querterrassen eine sehr lange Geschichte habe: „Bereits in der Antike wurden in Asien Reisterrassen im Querbau angelegt, und auch in der Ortenau gab es schon immer Steilflächen, die quer gebaut waren“. Das Ganze nahm im Renchtal vor 30 Jahren Fahrt auf, als die Firma Schwörer Erd- und Wegebau aus Steinach ein Verfahren entwickelte, bei dem neben dem Bagger auch eine Raupe beim Bau der Terrassen eingesetzt werden konnte. Dies, so Männle, habe den Bau der Querterrassen, die wie Serpentinenwege angelegt werden, erheblich erleichtert. Einer der Pioniere beim Umstieg, Franz Benz aus Oberkirch-Bottenau, bezeichnet deshalb das Jahr 1989 als das Geburtsjahr des Querterrassen-Weinbaus in der Ortenau.

Inzwischen sind ca. 20 % der Weinbaufläche in Oberkirch nach diesem Verfahren erschlossen. Dadurch sei zum Beispiel in Oberkirch-Haslach der bisher größte Terrassenberg dieser Art in Deutschland entstanden. In Haslach konnte auch gut beobachtet werden, wie anfängliche Skepsis der Winzer sich größtenteils in Überzeugung wandelte. „Der Bau in Haslach erfolgte in zwei Etappen. Der erste Teil dieses Ausbaus wurde in einer sehr steilen Lage durchgeführt. Die geringere Stockzahl und der dadurch niedrigere Flächenertrag, verbunden mit der größeren Anfälligkeit für Trockenstress der jungen Pflanzen, die weniger Fläche zum Wurzeln haben, hatte einige Winzer skeptisch gemacht“, so Männle.

Zeitersparnis im Sommer

Das Blatt wendete sich laut Männle allerdings nach ca. 8-10 Jahren, als sich zeigte, dass die Reben langfristig durch die Bildung tieferer Wurzeln stabiler und widerstandsfähiger gegen Trockenstress waren als mit der herkömmlichen Anbauweise in direkter Falllinie. Durch die Zeitersparnis über den Sommer sei es den hauptberuflichen Obst-und Weinbauern außerdem möglich gewesen, ihren Obstbau auszuweiten. Diese Entwicklung führte dazu, dass letztendlich auch der zweite, weniger steile Teil der Gemarkung Haslach im Terrassen-Querbau durchgeführt wurde. Erfreulicherweise würden die jüngeren Betriebe laut Männle hier nun auch die Flächen der Nebenerwerbswinzer übernehmen,  wenn diese keine Nachfolger fänden. „In anderen Steillagen finden sich hier leider mangels Nachfolger zunehmend brachliegender Flächen.“

Letztendlich sei das wirtschaftliche Ergebnis für die Winzer sehr zufriedenstellend, da der Ertrag pro Anbaukosten inzwischen deutlich wichtiger geworden sei als der Ertrag pro Fläche. Männle schildert, dass einige weitere Faktoren für den Weinbau in Querterrassen insbesondere in Steillagen spreche. Die körperliche Belastung durch das Arbeiten im steilen Weinberg verursache langfristig regelmäßig Probleme mit den Knie- und Hüftgelenken und es ist gar nicht mehr so einfach, Erntehelfer zu finden. Auch werde mit dem Anbau in Querterrassen die Abhängigkeit von der Witterung reduziert und dabei insbesondere auch das Risiko schwerer Unfälle wie zum Beispiel durch das Abrutschen eines Traktors bei Wetterbedingungen wie den diesjährigen Starkregen gesenkt.

Biotop aus heimischen Pflanzen

Ein sehr schöner Nebeneffekt der Querterrassen seien die entstehenden Böschungen, die direkt beim Terrassieren mit Gräsern und Hafer eingesät werden. Hier entstehe im Laufe der Zeit ein Biotop aus heimischen Pflanzen und einer vielfältigen Fauna. Demnächst würden in Kappelrodeck neue Terrassen gebaut werden, bei denen man in einer Kooperation mit der Schlossbergschule Kappelrodeck mit einer sogenannten autochthonen Saatenmischung arbeiten werde, um zu sehen, ob sich dadurch noch schneller eine komplette Begrünung mit ursprünglich heimischen Arten erreichen lasse. Männle: „Diese Böschungen stabilisieren die Terrassen und bringen gleichzeitig eine größere Artenvielfalt in die Weinberge.“ Der Qualitätsmanager resümiert, dass die Terrassen-Patenschaften eine gute Möglichkeit seien, sich mit der Kulturlandschaft der Weinberge, den ökologischen Vorteilen der Querterrassen sowie natürlich mit dem Wein vertraut zu machen.

Die Einzelpatenschaft für einen Terrassenweinberg beinhalten u. a. Neben einer persönlichen Urkunde vier Weinpakete  mit je 6 Flaschen hochwertigen Weinen sowie einen fachlich geführten Weinbergrundgang. Die Firmenpatenschaften bieten zudem unter anderem je nach Wahl 50 Flaschen Sekt oder eine Weinbergsführung mit bis zu 50 Personen. Nähere Einzelheiten zu dem Angebot und dessen Inhalten gibt es unter https://oberkircher-winzer.de/weinpatenschaft/

Gita Finkenbeiner

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