logo_portal2
Kunstausstellung

„Trait d’Union“ – Begegnung Malerei und Literatur im Garten der Zwei Ufer

Motiv bei der Plakatausstellung "Trait d´Union" in Kehl
© Regina de Rossi
Was haben Rainer Maria Rilke und Erich Maria Remarque, Jack London und Milan Kundera, Stefan Zweig und Claudie Hunzinger mit den großen Plakatwänden dies- und jenseits des Rheins zu tun? Sie waren Ideengeber, Impulsbereiter für insgesamt sechzehn Kunstwerken, die unter dem Titel „Trait d´Union – Bindestrich“ von jeweils zwei Künstlern an einem Wochenende im Mai am Rheinufer entstanden.

Die Kunstausstellung ist eine wunderbare Idee, deren Ursprung in der Landesgartenschau 2004 Kehl/Straßburg zu finden ist. Es war das einzige sonnige Wochenende im Mai, als sich 32 renommierte Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Frankreich im Garten der Zwei Ufer trafen, um gemeinsam zu malen. Im Gepäck hatten sie einen Roman, ein Buch, das sie besonders begeisterte oder inspirierte und dessen Aussage sie nun bildlich festhielten.

Jeden Sommer entsteht seit 2004 diese Kunstmeile. Acht der 260 x 360 großen Werke stehen auf der französischen Seite, weitere acht auf der deutschen Seite, wunderbar miteinander verbunden durch die Mimram Brücke. Zu sehen sind die großen Werke des Vereins „PlakatWandKunst e.V“ – „Kunst an der Plakatwand“ bis November. Mitinitiator für das Jahr 2024 war der Straßburger Verein Quinz’art. Es ist eine besondere Kunst-Begegnung zum Thema Literatur im Garten der Zwei Ufer. Als Duos in diesem Format vor Ort zu malen stellt man sich als ziemliche Herausforderung vor. „Natürlich“, so Luc Demissy schmunzelnd, „aber zu bewältigen“.

Starke Farbtöne

Luc Demissy ist Projektkoordinator der Kunstreihe. Er selbst besitzt ein Atelier in Offenburg und eines in Berlin. Gemeinsam mit Simone Reiser haben sie sich sich Samuel Beckett „l’innommable/ der Namenlose“ und Mikhaïl Boulgakov „Le maître et Marguerite/Der Meister und Margarita“ erwählt. Entstanden ist ein Bild, das die Figuren ineinander fließen lässt, sich verschlingend, interpretiert in starken Farbtönen: „Unser gemeinsames künstlerisches Projekt ist da, um die Herausforderung des Zusammenlebens zu meistern, die Existenz mit desillusioniertem Blick auf die Chancen des Anderssein verknüpfend“, so Demissy, der an diesem Tag eine zweisprachige Führung durch die Gemäldelandschaft anbietet.

Doch der Besucher kann seinen Rundgang auch selbst gestalten, denn jedes dieser Kunstwerk ist mit zwei QR-Codes versehen, mit denen Informationen zum jeweiligen Bild in deutscher oder französischer Sprache zu erhalten sind. Didier Guth – Sylvie Villaume haben sich mit dem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben befasst und singende Vögel in einem Baum gemalt, der umgeben ist von farbintensiven Ornamenten. Ihr Ruf gilt der Natur und ihrem Erhalt. Überhaupt haben die Bilder eine starke Aussagekraft, Appelle an die Menschlichkeit, den Frieden, die Umwelt, die es zu schützen gilt.

Pendant zur zarten, naiven Liebe

Wer Milan Kundera Kultbuch, „Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ kennt, wird bewundernd und bestürzt zugleich am Werk von Marion Sautter und Benoît Trimborn stehen bleiben. Ihnen gelingt Repression, Gewalt und Zerstörung der aktuellen Konfliktsituationen bildhaft darzustellen, zwei Körper, die sich nicht begegnen können, ein Pendent setzen zur zarten naiven Liebe. Die Machtlosigkeit des wahren Verstehens verdeutlichen. Auch Mike Überall und Jean-Michel Dejasmin setzen ein Zeichen gegen Krieg und Unterdrückung. Mit George Orwells Roman „Voyage à travers les ruines/Reise durch Ruinen“ und Erich Maria Remarques „Arc de triomphe“.

„Unsere gemeinsame Arbeit kann als Antikriegsdenkmal angesehen werden und dient als Inspiration für Frieden und Verhandlungen, um einen Krieg zu vermeiden. Wir hoffen auf Frieden in dieser Welt, auch wenn unsere Erfahrung uns anders denken lässt. Wir kämpfen mit den Mitteln der Kunst für eine bessere Welt“, so das Künstlerduo. Wie friedvoll und warm kommt da das Gemälde von Jost Schneider und Peco Kawashima daher, angelehnt an Arthur Rimbauds wunderschöne Lyrik „AUBE“ aus seinen „Illuminations. Ein sanftes, ineinander fließendes Farbspiel das den Betrachter die Worte hören lässt „….ich habe die Sommermorgenröte umarmt!“

Botschaften der Gerechtigkeit

Es ist eine sehr bereichernde Kunstmeile, die hier an den Zwei Ufern des Rheins zum Betrachten einlädt. Sehen und Hören wird hier eins, das Erinnern an ein Buch, das zu einem gesprochen hat, einen berührt zurück lässt und hier nochmal eine neue Dimension der Bedeutung durch Form und Farbkraft erfährt, durch die Kunst des Malers mit Botschaften der Gerechtigkeit, des Friedens, des achtsamen Miteinanders, gespickt mit einer kleinen Portion humorvoller Leichtigkeit.

Regina de Rossi

Foto: Künstlerduo Ocean Julmann & Vincent Kroger: Occitan Popular Contes / Okanischezits Volksmärchen „Der Esel, der den Mond trank“

Internet:

Ortenau Kultur

Weitere Beiträge