Für Alexandra Grasmik ist es ihre 2. Amtszeit. Im letzten Jahr trohnte sie noch auf einem mondänen Wagen mit riesigen Füllhörnern, mit viel Gold und Glamour. Entworfen hatte ihn einst die Acherner Künstlerin Juliane Wende. In diesem Jahr sollte es zum Jubiläum einen neuen Wagen geben und gerne wandte man sich erneut an die Acherner Bühnenbildnerin, Malerin und Fotografin.
Nachhaltigkeit und Natur
„Zu Beginn des Jahres kam die Anfrage“, so Juliane Wende. Natürlich habe sie gerne zugesagt und sich damit auf eine äußerst arbeitsintensive Zeit eingelassen. „Mein Anspruch war, dass sich der neue Wagen erheblich von dem alten unterscheiden sollte, dass Nachhaltigkeit ebenso eine Rolle spielt wie Zeitgeist und das Einbinden der Natur“, so die Künstlerin und damit war ihr erster Weg der auf einen Zwetschgenacker. „Ich brauchte diese Inspiration und bald war mir klar, was ich machen wollte!“
Die Bühler Frühzwetschge hatte früher vielen armen Bewohnern ihren Lebensunterhalt gesichert und so huldigt man dieser Frucht bis heute. Wie aber kann man eine alte Tradition in die heutige Zeit holen, einen Wagen modern und zeitnah gestalten? Juliane Wende entschied sich für ein Gesamtkonstrukt, von der Blüte bis zur Ernte, eingebettet in die Natur. Entstanden ist ein stabiles aber in sich filigranes Kunstwerk, das bis zuletzt geheim gehalten wurde und erst beim Umzug gefeiert werden durfte.
50 Einzelteile
„Ich begann also mit einem Zeichnung, die all das widerspiegelt, den Kreislauf, den die Zwetschge durchläuft, um irgendwann reif und saftig auf dem Baum zu hängen.“ Der Entwurf gefiel, das erste Modell entstand. Die Künstlerin begann in ihrer Werkstatt in Großweier die ersten Blätter und Blüten zu schweißen, die Oberfläche zu laminieren und wetterfest zu machen. „Mein Atelier wurde zu einer richtigen Produktionsstätte“, so die Künstlerin, die insgesamt 50 Einzelteile in teils überdimensionaler Größe herstellte. Unter ihnen die Bühler Zwetsche, von denen sie acht Stück aus riesigen Styroporblöcken mit der Kettensäge herausgearbeitet hat.
Rund 400 Arbeitsstunden waren notwendig, um den Bau des Zwetschgenwagens umzusetzen, dessen Unterwagen von Stefan Oechsle von der Landmaschinen Josef Oechsle GmbH aus Ottersweier so konzipiert worden ist, dass er sowohl von Pferden, als auch von Traktoren gezogen werden kann. Unterstützt wurde Wende zudem von Mitarbeitern des Bauhofs Bühl, einem eigenen Mitarbeiter und dem Experten auf dem Gebiet der Edelstahlverarbeitung, Christopher Gutmann von der Firma Pollux in Ottenhöfen.
Zurufe und Applaus
„Meine größte Sorge war, dass die feinen Blüten, die auf dem Wagen hin und her schwingen, auch halten!“ Als dann der Wagen am Sonntag beim Umzug der Öffentlichkeit präsentiert wurde, es lautes Zurufen und Applaus gab, fiel die Anspannung der Künstlerin von ihr ab. „Alles hielt, alles war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte und die Zustimmung aller war für mich eine Freude.“ Freude, die empfand nicht nur für die Künstlerin, sondern das gesamte Komitee rund um das Bühler Zwetschgenfest über eine ganz neue Idee, der Frucht zu huldigen, die seit Jahrzehnten zur Stadt Bühl und ihrer Bevölkerung gehört.
Regina de Rossi
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
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