Landratswahl

Kreistag der Ortenau wählt Thorsten Erny zum neuen Landrat

Frank Scherer gratuliert Thorsten Erny
© Kai Hockenjos/Ortenaukreis
Mit 40 Stimmen im dritten Wahlgang wählte der Kreistag des Ortenaukreises am Dienstagnachmittag Gengenbachs Bürgermeister Thorsten Erny zum Nachfolger des scheidenden Landrats Frank Scherer. Er tritt sein neues Amt am 1. November 2024 an. Gespannt sein dürfte die Öffentlichkeit, wie Erny das Ortenau Klinikum aus der Krise führen will, wie er die demokratische Kultur im Kreistag stärken will und die Zukunftsaufgaben angehen wird.

Mitbewerber Rene Funk erhielt 37 Stimmen, eine Stimme war ungültig, wie das Landratsamt mitteilt. Diana Kohlmann zog ihre Kandidatur nach dem ersten Wahlgang, in dem sie 20 Stimmen erhielt, zurück. Für die Wahl im dritten Wahlgang war die einfache Mehrheit notwendig. Im zweiten Wahlgang lagen Thorsten Erny noch bei 40 und Funk bei 36 Stimmen, zwei Stimmen waren ungültig.

Der 55-jährige gebürtige Ortenauer studierte nach seiner Ausbildung als Bankkaufmann Wirtschaftswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Anschließend arbeitet er fünf Jahre als Assistent eines mittelständischen Unternehmens im Ortenaukreis und absolvierte ein berufsbegleitendes Fernstudium beim Bundesverband Deutscher Stahlhandel mit dem Abschluss Stahlhandelskaufmann, ehe er 2001 als Geschäftsführer die Leitung des Unternehmens übernahm.

Seit 2011 Bürgermeister von Gengenbach

Am 1. Mai 2011 wurde Erny zum Bürgermeister der Stadt Gengenbach gewählt, ehe er 2019 mit 96,9 Prozent im Amt bestätigt wurde. Zuletzt fiel er durch seine geschickte und konsequente Standortpolitik in Gengenbach mit zwei gewerblichen Großprojekten auf. So plant die Schweizer Infener AG eine große Produktionsanlage für grünen Wasserstoff und heute wurde bekannt, dass die Großbäckerei Dreher einen zweistelligen Millionenbetrag in einen neuen Hauptsitz investiert. Dabei sollen 50 neue Arbeitsplätze entstehen und der grüne Wasserstoff aus der direkten Nachbarschaft von Infener für die Energieversorgung genutzt werden. Zwei zukunftsweisende Projekte.

Drängende Aufgaben

Gespannt sein dürfte man auch darauf, wie er die Klinikreform umsetzt, das Defizit des Ortenau Klinikums auffangen will und mit Minderheitenmeinungen umgehen wird. So hat die vierköpfige LiLO-Fraktion kürzlich einen Antrag für einen Baustopp für den Klinikneubau in Offenburg sowie eine Bedarfsanalyse zum tatsächlichen Bettenbedarf in den Ortenauer Kliniken gestellt und auf bestehende Bestimmungen im Krankenhausgesetz hingewiesen (wir berichteten).

Der Diplom-Volkswirt ist CDU-Mitglied und seit 2014 Mitglied des Kreistag des Ortenaukreises. Er führt seit 2022 als Fraktionsvorsitzender die CDU-Kreistagsfraktion. Der zweifache Familienvater ist u.a. Vorsitzender des Beirats des Spitalfonds Gengenbach und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Waldservice Ortenau eG, Aufsichtsratsmitglied bei „Nectanet“, der Sparkassen Versicherung und der Ortenau MVZ GmbH sowie im Verwaltungsrat des Ortenau Klinikums.

Erny wird sein neues Amt am 1. November 2024 antreten. Landrat Frank Scherer, der am 31. Oktober 2024 nach 16 Jahren als Landrat aus dem Amt ausscheidet, hatte nicht für eine dritte Amtszeit kandidiert.

Wolfgang Huber

Foto: Landrat Frank Scherer (links) gratuliert seinem Nachfolger Thorsten Erny (rechts) mit Ehefrau Britta.

Siehe auch:

CDU ist stärkste Kraft im neuen Kreistag

Ortenau Klinikum: Bilanzverlust von 33,1 Millionen Euro

Agenda 2030: LiLO fordert Baustopp für Klinikneubau Offenburg

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