Den Ermittlungen zufolge soll ein Jugendlicher gegen 10.40 Uhr einen weiteren Jugendlichen (beides Neuntklässler) im Klassenzimmer mit einem Messer attackiert und dabei schwer verletzt haben. Weitere Schüler sollen in den Vorfall nicht involviert gewesen sein, hieß es in einer ersten Meldung. Die genauen Hintergründe sind noch nicht abschließend geklärt. Der mutmaßliche Angreifer konnte allerdings widerstandslos vorläufig festgenommen werden, die Tatwaffe wurde sichergestellt. Bislang nicht bestätigt ist das Gerücht, dass der Täter noch weitere Schüler und den Lehrer verletzen wollte, aber daran gehindert werden konnte.
Der 16-jährige Tatverdächtige Jugendliche wurde am Mittwochmittag einem Haftrichter vorgeführt. Er soll seinem Klassenkameraden zwei Mal mit einem Einhandmesser von hinten in den Rücken gestochen und ihn dadurch lebensgefährlich verletzt haben. Der Verletzte, ein 14-Jähriger aus Ettenheim, wurde im Krankenhaus notoperiert und befindet sich derzeit wieder in einem stabilen Zustand und ist außer Lebensgefahr, wie am Mittwoch Nachmittag bekannt wurde.
Hubschrauber alarmiert
Aufmerksam wurde die Öffentlichkeit durch zahlreiche Fahrzeuge von Polizei und DRK, die mit Martinshorn und Blaulicht ankamen und auf dem Pausenhof des August-Ruf-Bildungs-Zentrums oder bei der Stadthalle parkten. Gegen 11.10 Uhr hörte man dann über dem Gymnasium, im Bereich der Luisenstraße und dann am BIZ einen aus Freiburg alarmierten Hubschrauber der DRF Luftrettung. In der Straßburger Straße ging er unmittelbar neben der Schule bei der Stadthalle nieder.
„Medizinischer Notfall“
Notarzt und Assistenten eilten ins Schulgebäude. Polizeibeamte sicherten die Landestelle ab und teilten mit, dass ein sogenannter „medizinischer Vorfall“ vorliegen würde. Der schwer verletzte Jugendliche wurde ins Krankenhaus geflogen. Über seinen Gesundheitszustand konnte die Polizei bislang noch keine Auskunft geben.
Besorgte Eltern und Großeltern riefen die Namen ihrer Kinder oder versuchten sie mit dem Handy zu erreichen. Die Schüler wurden bald danach ruhig und klassenweise aus dem Gebäude geführt und abgeholt. Alles funktionierte stressfrei und sehr gut organisiert. Die Gesichter vieler Schüler waren allerdings blass, einige weinten sogar. Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter waren ebenfalls im Einsatz.
Krisenteam gebildet
Das Schulzentrum hat umgehend ein Krisenteam gebildet. In Abstimmung mit allen Verantwortlichen wurde ein Betreuungsangebot vor Ort eingerichtet. Über den Vorfall berichtete auch der SWR in den Nachrichten.
Das Gymnasium in der Nähe wandte sich sehr zeitnah per E-Mail an alle Eltern. Darin bestätigte die Schule den Vorfall, versuchte aber auch, einer Panik vorzubeugen und zu beruhigen. „Wir sind von dem Ereignis nicht betroffen, die Lage ist unter Kontrolle und es besteht keine Gefahr auf dem Nachhauseweg der Kinder.“
Messerverbot an Schulen
BW-Innenminister Strobl hatte bereits letzte Woche einen Brief an die Kultusministerin verfasst. Darin plädierte er für ein Messerverbot an Schulen, um Kinder und Jugendliche vor Gewalttaten zu schützen. Bei Kindern und Jugendlichen handle es sich um besonders schutzbedürftige Personen. Daher müsse man alles daran setzen, diese vor den von Messern ausgehenden Gefahren zu schützen.
„Dies gilt auch und insbesondere für Gefahren, die durch einzelne Schüler im Schulalltag verursacht werden“, heißt es in dem Brief weiter. Mitgebrachte Waffen wie Tierabwehrsprays oder Messer seien potenzielle Gefahren für Lehrkräfte und insbesondere die Schüler, aber auch andere Beschäftigte in den Schulen.
Der Haftrichter folgte inzwischen dem Antrag der Staatsanwaltschaft Offenburg und erließ Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Der 16-Jährige wurde daraufhin in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Martin Ullrich
Ödsbacher Straße 6
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