Die ADE Werk GmbH verfügt an ihrem neuen Verwaltungssitz in Hohberg-Niederschopfheim über 400 Quadratmeter Bürofläche. In Schutterwald, wo im November die Fertigung der Elektro-Hubzylinder startet, sind es in einer großen Halle 2.200 Quadratmeter. Insgesamt beschäftigt ADE derzeit 26 festangestellte Mitarbeiter.
Doch das Traditionsunternehmen hat noch weitreichendere Pläne und zeigt, wie man sich als Unternehmen durch entschlossenes Handeln am heimischen Standort Ortenau erfolgreich weiterentwickeln kann – den Diskussionen um Standortnachteile wie hohe Steuern oder Bürokratie zum Trotz. So sollen mit modifizierten Produkten neue Segmente im Bereich Wasserkraft erschlossen werden. Geschäftsführer Ralf Schaufuß spricht im Interview über die Geschäftsentwicklung, das neue Produkt, die derzeitige Wirtschaftskrise in Deuschland und über die schwere Corona-Zeit. Außerdem wolle man an den Weltmarkt rangehen.
Ortenau Journal: In welche neuen Segmente wollen sie vordringen?
Ralf Schaufuß: Wir wollen unsere Produkte an bestehende Anwendungen anpassen. Beispielsweise gibt es in den Bereichen Stahlwasserbau und Stahlwasserkraft viele Anwendungen, die ein Öl-Hydraulik-Getriebe haben. Wir haben unsere Elektro-Hubzylinder so aufgebaut, dass wir eine Alternative zu Öl-Hydraulik sind. So kann der Betreiber einer Wasserkraftanlage auf diese Öl-Hydraulikzylinder verzichten und auf ölfreie Elektro-Hubzylinder zurückgreifen. Das hat z. B. Den Vorteil, dass an Dichtungen bei Verschleiß keine Leckagen entstehen und es keine Gewässerverunreinigung geben kann.
Ortenau Journal: Sie wollen also den Markt der Wasserkraftanlagen erschließen?
Ralf Schaufuß: Ja, da sind wir schon dabei. Es wurden auch schon Aufträge abgeschlossen. Wir wollen generell nicht nur in der Wasserkraft, sondern überall, wo diese Anwendung enthalten ist, unsere Produkte anbieten. Es gibt ja auch viele Flüsse mit Staustufen oder Schleusenanlagen, die teilweise noch mit Öl-Hydrauliksystemen betrieben werden. Was Schleusen angeht sind wir sowieso schon ziemlich weit vorne im Markt. Und das wollen wir eben auf andere Systeme ausdehnen wie zum Beispiel Wasserkraft.
Ortenau Journal: Und dazu müssen die bestehenden Produkte angepasst werden.
Ralf Schaufuß: Wir müssen diese modifizieren, es sind Weiterentwicklungen.
Ortenau Journal: Planen sie auch komplette Neuentwicklungen und Innovationen?
Ralf Schaufuß: Wir haben gerade mit „Basic“ ein neues Produkt entwickelt. Das hat den Vorteil, dass es nur das kann, was der Kunde maximal will. Unsere Elektro-Hubzylinder können ja praktisch alles, außer Kaffee kochen. Da waren schon Dinge mit dabei, die der Kunde nicht unbedingt brauchte. Praktisch ein Baukasten. „Basic“ orientiert sich an einer Applikation.
Ortenau Journal: Richtet sich „Basic“ hauptsächlich an einen neuen Kundenkreis oder an bestehende Kunden?
Ralf Schaufuß: Das ist unterschiedlich. Zum einen können wir damit völlig neue Kunden ansprechen. Und es gibt Bestandskunden, die sagen: „Super, jetzt habt ihr das auch. Jetzt kann ich das künftig bei euch kaufen.“
Ortenau Journal: Wird dadurch der Personalbedarf steigen? Um wieviel?
Ralf Schaufuß: Das ist das Ziel. Erstmal geht es darum, ein gewisses Kontingent an Aufträgen zu erhalten, um eine gewisse Marktdurchdringung zu haben. Und dann ist es in der darauffolgenden Wachstumsphase normal, dass man noch den ein oder anderen neuen Mitarbeiter einstellt.
Ortenau Journal: Waren die Expansionspläne nicht auch der Grund, von Offenburg nach Hohberg-Niederschopfheim umzuziehen, weil es in Offenburg zu eng wurde?
Ralf Schaufuß: Zu eng war es definitiv nicht, aber es war nicht mehr zeitgemäß. Der Materialfluss, wie man ihn heutzutage plant und wie er in der Industrie Gang und Gäbe ist, war am alten Standort so nicht möglich. Den Standort mithilfe einer Industriebaufirma so umzugestalten, dass man Stück für Stück abreißt und wieder aufbaut, war von den Kosten her nicht darstellbar. Wir hatten zunächst in Offenburg ein Grundstück gesucht, aber da gab es nichts, wie man uns mitgeteilt hat. Schließlich haben wir beschlossen, umzuziehen und nach erfolgreicher Suche in Hohberg-Niederschopfheim den Hauptsitz mit der Verwaltung angesiedelt. Im November folgt dann die Fertigung in Schutterwald.
Ortenau Journal: Wie lange war der Zeitraum zwischen dem Umzugsbeschluss und der Eröffnung des neuen Hauptsitzes?
Ralf Schaufuß: Das war etwa ein Jahr.
Ortenau Journal: Das ging ja ziemlich schnell.
Ralf Schaufuß: Wir sind ja in Bestandsgebäude rein. Es gab ja noch die Möglichkeit, in Appenweier was zu kaufen. Aber da war dann Bürgermeisterwahl und dann kann ich auch verstehen, dass man sagt: „Wir warten die Wahl ab, bevor wir jetzt was verkaufen und es danach eine neue Ausrichtung gibt.“ Aber so lange zu warten, war für uns keine Option. Ein Jahr war für uns schon relativ lang, da uns jede Woche am alten Standort weh getan hat. Wir haben dann beschlossen, in eine Bestandsimmobilie zu ziehen, und die haben wir dann auch glücklicherweise gefunden.
Ortenau Journal: Was ist schließlich der Vorteil, wenn sie die Produktion nach Schutterwald verlegen?
Ralf Schaufuß: In Schutterwald ist alles unter einem Dach. Am alten Standort hatten wir zwölf Hallen und überall war etwas anderes untergebracht. Da hatte man keinen richtigen Überblick. Das wird jetzt alles viel effizienter.
Ortenau Journal: Ist der Markt für Elektro-Hubzylinder krisensicher oder gibt es da auch größere Schwankungen?
Ralf Schaufuß: Es gab eine größere Schwankung bei Corona. Die deutschen Wasserstraßen werden vom Bund verwaltet und da gab es dann immer wieder Probleme, weil die die Leute nicht im Büro haben wollten und sie ins Homeoffice geschickt haben. Da ergaben sich Reibungsverluste, weil ja praktisch der Flurfunk ausgefallen war. Da hatten wir einen Einbruch bei staatlichen Auftragseingängen um 90 Prozent. Das hat uns schwer getroffen. Daraus entstand die Idee, uns breiter im Markt aufzustellen, um uns diesbezüglich unabhängiger zu machen.
Ortenau Journal: Corona hat so ziemlich allen Branchen zu schaffen gemacht.
Ralf Schaufuß: Richtig. Uns ging es eine zeitlang richtig schlecht, haben uns aber dann wieder gefangen. Unsere Firmeneigentümer haben uns da extrem gut unterstützt. Jetzt sind wir wieder auf einem richtig guten Weg.
Ortenau Journal: Wir haben ja derzeit auch wieder eine schwere Wirtschaftskrise. Es ist viel die Rede von Standortnachteilen und Wachstumshemmnissen. Nehmen sie das auch so wahr?
Ralf Schaufuß: Wir spüren das insofern, als dass die Auftragsvergabe nicht mehr so zügig abläuft wie zuvor. Das ist aber das Einzige. Dadurch, dass wir in neue Märkte vordringen und insbesondere Auslandsmärkte erschließen wollen, befinden wir uns auf einem Wachstumspfad.
Ortenau Journal: Bisher waren sie ja auch schon im europäischen Ausland vertreten.
Ralf Schaufuß: Wir haben drei Auslandsvertretungen über Händler. Die decken Irland und den gesamten Bereich Großbritannien ab. In Frankreich haben wir eine Vertretung, die den dortigen Markt und die BeNeLux-Staaten abwickelt. Das waren bisher unsere Kernmärkte, aber mittlerweile sind wir da ja weltweit vertreten über Vertriebspartner. Wir haben zwar auch bisher schon vieles weltweit von hier aus abgewickelt, aber jetzt wollen wir die Märkte eben richtig erschließen und aktiv an diese rangehen.
Interview: Wolfgang Huber
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