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Der TFFF-Fonds als Masterplan zur Rettung der Regenwälder

Tropischer Regenwald
© AlanFrijns/pixabay
Seit mehreren Jahrzehnten ist der Weltöffentlichkeit das Problem der Regenwaldabholzung und deren Folgen bekannt. Das Umweltbewusstsein hat sich in dieser Zeit in Gesellschaft und Politik massiv gesteigert. Doch eine funktionierende Strategie zum Schutz der tropischen Regenwälder gab es bislang nirgends. Das könnte sich mit dem TFFF-Fonds nun ändern. Dieser sieht ein Investitionsmodell vor, das den Schutz der Wälder fördert.

Die gängige Marktlogik bevorzugt oft die wirtschaftliche Nutzung des Waldes über dessen Erhalt, was in massiver Entwaldung resultiert. Im vergangenen Jahr gingen weltweit 6,37 Millionen Hektar Wald verloren, vorwiegend in tropischen Regionen wie Bolivien und Indonesien. Hauptursachen sind Landwirtschaft, Straßenbau und die Holzwirtschaft. Brasilien hat nun eine Initiative gestartet, die diese Logik umdrehen soll, wie Jakob Pallinger von „Der Standard“ schreibt. Die Idee Brasiliens, die in dem Fonds „Tropical Forests Forever Facility“ (TFFF) konkretisiert ist, sehe vor, dass reichere Länder, Unternehmen und Stiftungen in den Schutz tropischer Wälder investieren, anstatt ihre Abholzung zu fördern. Brasilien plane, bei der Klima-COP-30 im Jahr 2025 in Brasilien die Gründung des Fonds zu verkünden.

100 Milliarden Dollar sollen mobilisiert werden

Der TFFF-Fonds sehe ein Investitionsmodell vor, bei dem Industrieländer zunächst 25 Milliarden Dollar als Kredit an den Fonds geben. Dieses Kapital soll durch Zinsen refinanziert werden, die den Renditen von Staatsanleihen entsprechen. Mit diesen Geldern sollen weitere 100 Milliarden Dollar aus der Privatwirtschaft mobilisiert werden, die für ihre Investition eine leicht höhere Rendite erhalten. Insgesamt würde der Fonds damit 125 Milliarden Dollar verwalten, die in Wertpapiere und Aktien investiert werden. Die Erträge sollen demnach den Entwicklungsländern, in denen die tropischen Wälder stehen, zugutekommen, um den Walderhalt zu fördern.

Das Konzept sehe vor, dass Waldländer für jeden Hektar intakten oder wiederhergestellten Wald jährlich vier Dollar erhalten, ermittelt durch Satellitenbilder. Werden Wälder abgeholzt, sinke die Investition um 400 Dollar pro Hektar; Länder mit hoher Abholzungsrate werden von den Geldern ausgeschlossen. Der Fonds soll so den Schutz des Waldes fördern und gleichzeitig Anreize für langfristiges Handeln schaffen. Eva Mayerhofer von der Europäischen Investitionsbank lobt dem Bericht zufolge das innovative Konzept, da es öffentliches und privates Kapital kombiniere und transparent aufgebaut sei. Der Fonds plane zudem, indigene und lokale Gemeinschaften einzubeziehen, wobei die genaue Form der Beteiligung noch festgelegt werden muss.

Klimaschutz im Fokus

Mayerhofer äußert auch Bedenken. Der bisherige Fokus des Fonds habe vor allem auf den Klimawirkungen gelegen, weniger auf den zahlreichen ökologischen Leistungen der tropischen Wälder. Diese Wälder seien nicht nur für das Klima von Bedeutung, sondern auch für die Biodiversität und die Lebensräume zahlreicher Arten. Die Strategie des Fonds sollte daher nicht nur auf das Pflanzen neuer Bäume, sondern verstärkt auf den Erhalt der Artenvielfalt abzielen. Eine wichtige Frage bleibe auch, wer letztlich über die Verwendung der Gelder entscheidet. Mayerhofer betont gegenüber dem „Standard“, dass nicht allein die Politiker der Empfängerländer über die Vergabe bestimmen sollten, um langfristige Ziele zu sichern.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die Finanzierung: Industrieländer sind tendenziell eher bereit, Kredite zu vergeben als reine Spenden zu leisten, doch die Zielsumme von 125 Milliarden Dollar bleibt herausfordernd. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva weist darauf hin, dass die reicheren Länder eine historische Verantwortung tragen und ärmeren Ländern beim Klimaschutz und bei Anpassungsmaßnahmen finanziell unterstützen sollten. Mayerhofer warne jedoch davor, die Finanzierung allein auf Industrieländer zu stützen. Eine enge Partnerschaft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sei notwendig, um Verantwortung und Effektivität im Umweltschutz sicherzustellen.

Nationale Entwicklungsstrategien

Der Erfolg des Fonds hänge letztlich davon ab, inwiefern er als umfassendes und sektorenübergreifendes Umwelt- und Klimaschutzinstrument etabliert werden kann. Vor allem in Brasilien würden Umwelt- mit Agrar- und Energiepolitik konkurrieren. Nur wenn Klimaschutzmaßnahmen fest in nationale Entwicklungsstrategien integriert seien, könne auch mit begrenzten Mitteln ein großer Umweltschutz erreicht werden. Der Erfolg des TFFF-Fonds werde damit stark von den nationalen Rahmenbedingungen und dem politischen Willen zur langfristigen Kooperation abhängen.

Zum Originalartikel: „Brasilien will mit einem innovativen Fonds Milliarden Dollar für den Schutz der Wälder mobilisieren“ (Der Standard)

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