Die Zuschauerinnen und Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Haus, groß schien das Interesse, ein Stück zu sehen, das nicht nur eine bemerkenswerte Frau aufleben ließ, sondern ein Stück heimatlich angehauchter Zeitgeschichte. Angelehnt an die Biografie der Autorin Ute Dahmen „Aenne Burda – Wunder sind machbar“, ließ der Intendant des deutsch-französischen Theaters BAden ALsace, kurz BAAL, Edzart Schoppmann, die taffe Unternehmergattin neu aufleben und schrieb das Stück seinen versierten Theaterleuten auf den Leib. Eine perfekte Wahl und nach zweieinhalb äußerst unterhaltsamen Theaterstunden gab es langanhaltenden, tosenden Applaus. Verdient!
Einfache Verhältnisse
Das Leben der aus einfachen Verhältnissen stammenden Offenburgerin aus der Gaswerkstraße ist durch Bücher, Film und Fernsehen weitgehend bekannt geworden und man weiß um diese starke, kluge und auch sinnliche Frau. Der Mutter von drei Söhnen, aufgewachsen in einer Zeit, in der der Mann über das Leben seiner Gattin bestimmte. Wenn, ja, wenn sie sich nicht zu wehren wusste.
Anne Burda, die ihren Namen später in Aenne umwandelte, hatte sich bereits im Elternhaus behaupten müssen. Und genau hier schlägt Schoppmann das Familienalbum auf und nimmt die Zuschauer mit auf eine unglaublich spannend aufgemachte Theaterreise, die mit spritziger Raffinesse und ausgetüftelter Technik zu einem wahren Theatervergnügen wird. Im Rollstuhl sitzt Diana Zöller mitten auf der großen Bühne, ihre rote Lockenpracht unter eine silbergrauen Perücke verborgen. Sie ist Aenne, die Aenne, die auf ihr Leben zurückblickt. Eine Erzählende, Belehrende, Aufmunternde und Wehmütige, die der jungen, kindlichen Anne Lemminger, großartig in Szene gesetzt von Sarah Herrmann, imaginär zur Seite steht.
Ikone des Widerstands
Später wird Milena Weichert in die Rolle der erwachsenen Aenne schlüpfen und das Publikum mit ihrem gespielten Temperament, Charme und Charakter komplett überzeugen. Großartig gelingt es ihr, Aenne in ihrer Tatkraft, ihrem Mut, aber auch ihrer Verzweiflung zu verkörpern, Dämonen zu begegnen, sich in der Zeit der Nazi-Diktatur wie eine Matrone vor ihre Söhne zu stellen. Eine Frau, die anpackt, kämpft und zur Ikone des Widerstands gegen männliche Alleinherrschaft wird.
Die alterne Aenne ist immer dabei, mal als Zuhörerin, mal als das Gewissen in Person. Das große Thema ist und bleibt die Selbstbestimmung der Frau. Aenne, die ihre Mitstreiterinnen wieder schön machen will, très chic, nachdem sie die Trümmer des Krieges beseitigt haben. Aenne, die Mode allen zugänglich machen möchte, die sich aber den Wunsch nach Eigenständigkeit schwer erkaufen, ja förmlich erpressen muss. Scheidung oder Burda Mode! Aenne gewinnt, erträgt die Nebenbuhlerin, findet ihre große Liebe in Italien, wenn auch nur für jeweils wenige Wochen in all den Jahren. Aenne, die 1987 von Raissa Gorbatschow in Moskau 1987 empfangen wird und Aenne, die Wirtschaftswunderfrau die ihren Mann und ihre Familie nie verlassen hat.
Großartige Akteure
All das packt Edzard Schoppmann in ein überaus gelungenes Theaterstück, das mit seinen großartigen Akteuren auf einer Bühne (Martin Bernhard) glänzt, die raffiniert zu einem Schauplatz des Geschehens wurde. Der feine weiße Vorhang aus unzähligen Fäden diente nicht nur einer spannenden Transparenz. Er ist ein Filter, eine Grenze zwischen Fiktion und Realität. Schoppmann arbeitet mit Masken (Bruno Buolala), die dem Bildnis der Personen entsprechen und eingeblendeten
Fotografien, und schafft so realistischen Bezug. Einfach gelungen!
Aenne – dieses Stück ist ein Geschenk an die Stadt Offenburg, eine Hommage an das Hause Burda und ein Dankeschön an eine Frau, die ihre Vision weitergegeben hat, nach traurigen Zeiten , raus aus den Kittelschürzen und hinein in die Welt der „Mode für alle!“
Weiter Termine für das Stück „Aenne“ gibt es auf der Website des Theater Baden Alsace:
Regina de Rossi
Siehe auch:
Guido Schumacher: „Aenne Burda ist eine Persönlichkeit mit Weltruhm“
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
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