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Wohnungssituation

Wohnungsknappheit gefährdet Wirtschaftsstandort Ortenau

© SatyaPrem/pixabay
Der Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes Offenburg-Lahr, Reinhard Wünsch, sieht in der zunehmenden Wohnungsknappheit in der Ortenau eine Gefahr für den hiesigen Wirtschaftsstandort. Er fordert mehr Anstrengungen der Kommunen beim Wohnungsbau.

In den vergangenen Jahren hätte der Beschäftigungszuwachs von knapp zehn Prozent und ein Anstieg der Wohnungsnachfrage von 5,7 Prozent die Situation auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich verschärt. „Die Bürgermeister der Ortenau haben sich zwar um eine starke Wirtschaft bemüht, aber zu wenig um genügend bezahlbaren Wohnraum“, so Wünsch. „Eine starke Wirtschaft zieht Arbeitskräfte an. Wohnungen sind ein Standortfaktor.“

Auch in Offenburg verschärfe sich die Situation laut Wünsch zunehmend. Im Mai hatte die Stadt Offenburg einen neuen Mietspiegel vorgelegt. Demnach liegt die durchschnittliche Netto-Kaltmiete bei 7,61 Euro. Während es bei den Wohnungsbaugesellschaften noch 5,77 Euro sind, werden auf dem freien Wohnungsmarkt 10,77 Euro aufgerufen. Reinhard Wünsch weißt darauf hin, dass alleine in den vergangenen 12 Monaten die Baukosten um 15 Prozent gestiegen seien, was bei einem Zinssatz vor vier Porzent zu einem Mietniveau bei Neubauten von 18,10 Euro führe. „Das ist für die absolute Mehrheit der Bevölkerung unbezahlbar.“

Laut Wünsch würde es schon helfen, wenn bestehender Wohnraum erhalten bzw. wieder Wohnzwecken zur Verfügung gestellt werden würde. Hierzu gebe es das Zweckentfremdungsverbot. Die Stadt hätte die Möglichkeit, eine entsprechende Verordnung zu erlassen, die die zweckfremde Nutzung von Mietraum verbietet. „Darauf weißen wir in den Gesprächen mit der Stadt regelmäßig hin. Doch sie verzichtet auf solch eine Verordnung. Das bedauern wir sehr“, so Wünsch, und weiter: „Wohnungssuchende mit Kindern und/oder Haustieren sowie Senioren haben eine schweren Stand.“ Wohnen sei ein Menschenrecht. Deshalb sei ein grundlegender Kurswechsel in der Wohnungspolitik erforderlich. Der Staat und die Kommunen müssten künftig deutlich gewichtigere Akteure auf den Wohnungsmärkten werden. Dazu seien einschneidende Änderungen nötig, insbesondere deutlich höhere Finanzmittel.

Wolfgang Huber

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