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Miese Stellenanzeigen und Bewerbungen: Das sind die Fehler auf beiden Seiten!

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© OleksandrPidvalnyi/pixabay
Rechtschreibfehler, Floskeln und unklare Anforderungen: Der DAX-40-Stellenanzeigenreport 2024 zeigt, warum selbst Spitzenunternehmen Bewerbende vergraulen. Das wird bei kleineren Firmen nicht viel anders sein. Doch auch die Bewerber glänzen nicht. HR-Teams kämpfen mit KI-generierten Lebensläufen voller Fehler, die die Persönlichkeit nicht widerspiegeln. Eine Analyse, die enthüllt, wie beide Seiten den Bewerbungsprozess verbessern können.

Der DAX-40-Stellenanzeigenreport 2024 des Recruiting-Dienstleisters Staffery zeigt gravierende Mängel in den Stellenanzeigen deutscher Top-Unternehmen. So wurden Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler in 89 Prozent der Anzeigen identifiziert, wie der HR-Fachblog Personalwirtschaft schreibt. Zusätzlich würden übermäßige Bullet Points den Lesefluss in 92 Prozent der Fälle beeinträchtigen, und nur 40 Prozent der Ausschreibungen würden Gehaltsangaben enthalten. Dabei sei das ein zunehmend geforderter Standard, der durch die EU-Entgelttransparenz-Richtlinie an Bedeutung gewinne. Darüber hinaus seien 54 Prozent der Anzeigen dupliziert, was das Suchmaschinen-Ranking negativ beeinflusst, und 99 Prozent würden zu wenige Keywords enthalten, was die Auffindbarkeit weiter verringere.

Zu viele Phrasen

Eine Studie von Softgarden ergänzt laut dem Bericht, dass unklare Formulierungen und Phrasen wie „flexibler Teamplayer“ zu den Hauptkritikpunkten der Bewerbenden zählen. 52 Prozent der Befragten hätten bereits von einer Bewerbung abgesehen, weil die Anzeige schlecht formuliert war. Meinestadt.de habe darüber hinaus festgestellt, dass überzogene oder unklare Anforderungsprofile, oft bezeichnet als „eierlegende Wollmilchsäue“, vor allem qualifizierte Fachkräfte abschrecken würden.

Diese Defizite seien angesichts des Fachkräftemangels problematisch, wie Sven Konzack, Geschäftsführer von Staffery, gegenüber Personalwirtschaft betont. Sie würden nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der eingehenden Bewerbungen beeinträchtigen. Gleichzeitig führen wachsende Verfügbarkeiten von KI-Tools zu fehlerhaften und unpassenden Lebensläufen, wie der „Workforce Report 2024“ von Remote aufzeige. 77 Prozent der deutschen HR-Manager berichten demnach von falschen Angaben in KI-generierten Lebensläufen, die oft oberflächlich überzeugen, bei näherer Prüfung jedoch weder Persönlichkeit noch Qualifikationen des Bewerbenden widerspiegeln. Dieser Trend steigere die Anzahl irrelevanter Bewerbungen, was den Auswahlprozess zeitaufwendig und ressourcenintensiv mache.

Authentische Stellenanzeigen

Auf Plattformen wie LinkedIn würden diese Herausforderungen intensiv diskutiert. Stimmen wie Berater Michael Eckert plädieren für eine tolerante Fehlerkultur, die den Fokus auf den Menschen legt, während andere, wie Michèle Ecke-Evers, Perfektion bei Lebensläufen als Zeichen von Exzellenz ansehen, heißt es weiter. Für Unternehmen wiederum empfehle Recruiting-Berater Martin Nyhuis, klare, authentische und zielgruppengerechte Stellenanzeigen zu gestalten, die sich von der Konkurrenz abheben und Standardfloskeln vermeiden.

Die Verantwortung für einen erfolgreichen Bewerbungsprozess liege letztlich auf beiden Seiten. Unternehmen müssen qualitativ hochwertige und suchmaschinenoptimierte Anzeigen sicherstellen, während Bewerbende ihre Lebensläufe auf Relevanz und Korrektheit prüfen sollten. Nur durch gegenseitige Bemühungen könne ein effektiver und weniger fehleranfälliger Bewerbungsprozess entstehen. Die Analyse verdeutliche, dass selbst renommierte Unternehmen wie die DAX-40 noch erhebliches Verbesserungspotenzial hätten.

Zum Originalartikel:

Bewerbungen: Wo Unternehmen und potenzielle Mitarbeitende patzen

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