Jürgen Stark´s Kulturkolumne #3

Country is back in Town! Ob mit oder ohne Banjo! (Der Fortschritt lässt grüßen)

Jürgen Stark´s Kulturkolumne
© Bild: FLM design + creative/Ortenau Journal
„Das ist lustig, denn Banjos und Country Songs galten bisher, vor allem außerhalb der USA oft als eher hinterwäldlerisch, altbacken“, schreibt Jürgen Stark in der 3. Folge seiner Kulturkolumne im Ortenau Journal. Gemeint ist der Vormarsch des Country zunächst in den USA. Doch mittlerweile ist die Welle auch nach Europa geschwappt und es könnte sogar ein Veteran aus Ohlsbach durch den Hype wieder ins Rampenlicht rücken. Ein Trend mit „innovativem Druck und Unterhaltungswert“.

Von Jürgen Stark

Haben Sie heute früh die Zähne mit Whisky geputzt? Nein….?! Wie altmodisch. Aber wenn Sie nicht auf dem neuesten Stand sind, dann helfen wir gerne weiter, bzw. in die Cowboy-Stiefel hinein. Es ist nämlich so. Insider und Internationalisten hören das Gras bekanntlich nicht nur auf der Alm, im Hanauer Land sondern auch in der Prärie, irgendwo in Texas hinterm Saloon, wachsen. Und dort ist etwas nun so groß geworden, dass es zunehmend. ein Millionenpublikum erreicht –  und sichtlich begeistert. Tipp: Am Ende der Story wird für gute Unterhaltung gesorgt und liegen die Links für einen musikalischen Spaziergang auf Youtube bereit.

Wussten Sie, dass das eher rustikale Banjo schon seit Jahren das wohl beliebteste Instrument der Musikszene in den USA ist…?! Trends mit innovativem Druck und gutem Unterhaltungswert setzen sich immer irgendwie, irgendwann durch. So nutzte Nelly Furtado überraschend ein Banjo auf ihrem Album „Folklore“. Die Dixie Chicks, schon länger bekannt für quicklebendige Country Music, wirken mit Banjo-Sounds sehr modern. Jetzt knallt das Ding durch die Decke.

Symbol für Avantgarde

Banjo entwickelt Überpräsenz, nun auch bei Heavy Metal Bands, bei Pop und Rock und Rap. Das ist lustig, denn Banjos und Country Songs galten bisher, vor allem außerhalb der USA oft als eher hinterwäldlerisch, altbacken. Obwohl ein Johnny Cash gerade doch auch hierzulande eher Heldenstatus genießt. Nun avanciert nicht nur dieses Instrument, einst als „Bratpfanne mit Klöterklang“ verhöhnt,  zum Symbol für Avantgarde und Symbol einer „Neuen Amerikanischen Welle“.

Country is back in Town! Ob mit oder ohne Banjo! Dabei ist alles anders geworden. Der Fortschritt lässt grüßen. Die Basis erinnert sich, ohne Nostalgie, aber mit dem Spirit von heute. Kreativer Kopf und gewissermaßen das wohl interessanteste Gesicht dafür ist der musikalische Grenzgänger Post Malone – wegen seiner lebenslustig trinkfesten Art von Spaßvögeln auch „Prost“ Malone genannt.

Überraschend hohe Aufrufquoten

Dieser wurde 1995 als Austin Richard Post in Syracuse im US-Bundesstaat New York geboren. Die Familie zog mit dem noch kleinen Jungen ins texanische Grapevine in der Nähe von Dallas. Vater Rich Post hörte gerne Musik und animierte seinen Sohn dazu, Gitarre zu spielen und es auch ein wenig mit Songwriting zu versuchen. Der Rest ist eine krasse Erfolgsgeschichte.

Youngster Malone begeisterte sich zuerst für die Hip-Hop-Crew Terror Squad, probierte sich als MC.  Nebenher probierte er es auch weiterhin an der Gitarre, spielte in der Highschool in einer Metalcore-Band – doch der musikalische Weg führte ihn nicht zum Heavy-Metal-Dorf ins norddeutsche Wacken. Denn als er in den 2010ern nach Los Angeles umsiedelte, probierte er es einfach mit ganz eigener Musik, in Richtung Rap – stellte diese einfach ins Internet. Als Basketball-Fan schrieb Malone 2015 das Stück „White Iverson“, eine kleine Hommage an den NBA-Star Allen Iverson. Hohe Aufrufquoten überraschten. Das Label Republic Records wurde aufmerksam, gab Malone einen Vertrag, veröffentlichte den Song. „Posty“ kam mit dem Debütalbum auf Anhieb in die Hitparaden, bis auf Platz 14 der US-Charts und Platz 3 der US-Rapcharts.

40 Milliarden Streams auf Spotify

Drei Millionen Mal wurde das Lied verkauft, es gab entsprechende Streams, dazu 4-fach-Platin. A new Star was born. Rap? Crossover! Und: In 2024 sollte Malone alle Schleusen für „New Country“ ebnen. Vorab hatte er sich mit weiteren Songs, u. a. „Deja Vu“ mit Justin Bieber und mit dem Kanye Wests Song ‚Fade“ auch in Großbritannien in die Charts und in die öffentliche Wahrnehmung gebracht.

Inzwischen hat Malone über 40 Milliarden Streams auf Spotify, sechs Nummer-eins-Hits in den Genres Pop (mit Circles, 2019), Hip-Hop (Rockstar mit 21 Savage) und zuletzt – nunmehr für Malone wegweisend – Country im Duett mit Morgan Wallen („I Had Some Help“), letzteres vom 10. Mai 2024. Damit ging es an die Spitze der US-Charts, das Musikvideo wurde über 20 Millionen mal aufgerufen. Das neue Country-Duo ging zusammen auf Bühnen, kündete weiteres an.

Malone im Country-Rausch

Malone entdeckte mit großer Leidenschaft Country-Hits in vielen Varianten. Es lohnt ihm auf Instagram zu folgen, ein Country-Hit folgt dort dem nächsten. Post Malone hat Gefallen am neuen Genre gefunden und für dieses regelrecht eine Bresche geschlagen. Und er reißt andere mit. Mit Taylor Swift hat er den Nummer-Eins-Hit “Fortnight” zum Spotify-Weltrekord gebracht, mit Beyoncé stand er für “Levi´s Jeans” im Tonstudio – Country-Hits und -Alben, Malone im Country-Rausch. Hot Stuff.

Die Welle ist voll im Mainstream angekommen. Der gute alte Beatle Ringo Starr präsentierte nun sein Album „Look Up“ – komplett im Country-Genre angekommen. 11 Tracks mit bekannten Künstlern aus der Country-Szene wie Billy Strings, Molly Tuttle und Alison Krauss. Songwriting des ehemaligen Beatles-Schlagzeugers, der die Songs mit Topmusikern wie T Bone Burnett, Billy Swan und Bruce Sugar spielt. Auch in Deutschland ist der Hype längst real: So wurden laut GfK Entertainment und dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) im Jahr 2024 58 Prozent mehr Country-Songs gestreamt als im Jahr zuvor.

Allgegenwärtiger Buddy Hills

Auch hier bei uns in der Ortenau gibt es seit Jahrzehnten Fans mit Cowboy-Hüten und Square-Dance-Gruppen, die auch stets bei Konzerten der ehemaligen Country-Lokalmatadoren Southbound zu sehen waren. Leider existiert diese immer unterhaltsame und spielfreudige Cover-Band nicht mehr. Mehrere Todesfälle in der klassischen Bandbesetzung führten schließlich zur traurigen Aufgabe. Die Offenburger Sängerin Andrea Dieterle war genauso dabei wie der umtriebige, allgegenwärtige Buddy Hills, der seinen Wohnsitz im idyllischen Elsass hat.

Hills, der mit etlichen Formationen als Country-Sänger bei uns bestens bekannt ist, wagte unlängst etwas ganz besonderes. Gemeinsam mit Sascha Hummel, an den Standorten Ohlsbach und Offenburg, ging er im Frühjahr 2022 für den Song „Keep it kuntry“ für ein paar Chorus-Lines und Gesang in dessen Studio. Er veröffentlichte das unter Schwarzwald Huzzlahzz, seinem Label. Unter seinen Künstlernamen Wurzlzapp gibt es via Ohlsbach Bauernrap und Dirty South Bauern Crunk aus Ohlsbach. Sascha Hummel, ein Fall für sich. Experimente dieser Art verdienten es eigentlich fortgesetzt zu werden, Veranstalter sollten ihre Pforten für so etwas weiter öffnen. Country Songs aus der Ortenau – warum nicht?

Jürgen Stark´s Auswahl von Country-Videos auf YouTube:

YouTube: Blame It On The Whiskey by Robert Jon & The Wreck – Paul Witty mix

YouTube: Webb Wilder – Human Cannonball

YouTube: Ringo Starr – Come Back (Audio) ft. Lucius

YouTube: Post Malone ft. Blake Shelton – Pour Me A Drink (Official Video)

YouTube: Earl Scruggs „Foggy Mountain Breakdown“ with JD Crowe Bill Emerson Sonny Osborne and More

YouTube: Mean Mary on fast banjo – Iron Horse

YouTube: Chris LeDoux – This Cowboy´s Hat (Official Music Video)

YouTube: Raise A Little Hell – Reverend Peyton´s Big Damn Band

YouTube: Schwarzwald Huzzlahzz – Countree Boyz (Original Version) (official Video)

YouTube: Banjo auf dem Friedhof – Hinterwäldler Höllenfeuer – Bluegrass Power Metal

YouTube: GHOST RIDERS IN THE SKY – Low Bass Singer Cover – Geoff Castellucci

Siehe auch:

Jürgen Stark´s Kulturkolumne #1: Brücken über´m wilden Wasser

Jürgen Stark´s Kulturkolumne #2: Neuer Aufbruch im Party-Universum

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