Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass Forschende aktiver in politische und gesellschaftliche Debatten eingreifen, wie das Team unter Leitung von Viktoria Cologna (Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich) und Niels Mede (Universität Zürich) laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.
Besonders hohes Vertrauen in die Wissenschaft zeigten demnach Frauen, ältere Menschen, Personen mit höherem Einkommen sowie gebildete und liberale Befragte. Auch religiöse Menschen und solche mit linker politischer Orientierung würden Forschenden tendenziell mehr vertrauen. Bewohnerinnen und Bewohner städtischer Gebiete würden der Wissenschaft ebenfalls mehr Vertrauen entgegenbringen als Menschen in ländlichen Regionen.
Zweifel am menschengemachten Klimawandel
In Deutschland ließ sich beispielsweise ein gewisser Vertrauensverlust in die Wissenschaft insbesondere durch die Corona-Pandemie und beim Thema Klimawandel beobachten. Der wissenschaftliche Konsens bei der These des menschengemachten Klimawandels wird in öffentlichen Meinungsbekundungen von eher dem rechten Spektrum zuzuordnenden Personen massiv bestritten. Oft werden bzw. wurden, auch beim Thema Corona, alternative Wissenschaftler zitiert, die angeblich nicht in die offiziellen Verlautbarungen der „gesteuerten“ globalen Mainstream-Wissenschaft mit einbezogen seien.
Beim Thema Corona muss man allerdings konstatieren, dass die Medien ihre Berichterstattung auf einen begrenzten Kreis von Experten stützten und jeder, der berechtigte oder unberechtigte Zweifel an den offiziellen Darstellungen äußerte, stigmatisiert wurde. Auch Kritik an den strengen und bürokratischen Corona-Maßnahmen wurde von der Mehrheit nicht akzeptiert. Heute weiß man, das etliche Maßnahmen wie Schulschließungen oder nächtliche Ausgangssperren überzogen waren, wie auch Politiker zwischenzeitlich zugeben.
Eingeständnisse von Politikern
Horst Seehofer, bis 2021 Bundesinnenminister, wird beispielsweise mit der Aussage „Wir haben Entscheidungen getroffen, denen ich heute nicht mehr zustimmen würde“ im Magazin „Spiegel“ zitiert. Auch die Politik folgte den Experten-Empfehlungen eines begrenzten Kreises von Personen. Nicht zuletzt dieser Umstand löste einen Vertrauensverlust sowohl gegenüber der Politik als auch der Wissenschaft aus. Hier fehlt noch die offizielle Aufarbeitung der Pandemie-Maßnahmen, um etwas Vertrauen zurückzugewinnen und ein paar Risse in der Gesellschaft zu kitten.
Doch zurück zu der Studie: Ein überraschender Befund ist laut dem RND die positive Verbindung zwischen Religiosität und Wissenschaftsvertrauen. Studien würden zeigen, dass viele Musliminnen und Muslime keinen Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft sehen, da der Koran wissenschaftliche Prinzipien enthalte. Christliche Befragte würden häufiger Widersprüche sehen, wobei dies stark vom jeweiligen Land abhänge. Im Gegensatz dazu äußern Menschen mit rechtsgerichteten oder konservativen politischen Ansichten in vielen Ländern weniger Vertrauen in Forschende. Der weltweit zunehmende Einfluss populistischer Bewegungen, wie etwa der AfD in Deutschland oder der FPÖ in Österreich, stellt laut Experten dann auch eine Herausforderung für die Wissenschaftskommunikation dar.
Mehrheitliches Vertrauen in allen Ländern
Die Untersuchung zeige jedoch, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in allen analysierten Ländern mehrheitlich als vertrauenswürdig angesehen werden. Der globale Durchschnittswert liegt bei 3,62 auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 5 (sehr hoch). Deutschland erreicht mit einem Wert von 3,49 Platz 44 von 68. Länder wie Ägypten (4,30) und Indien (4,26) liegen an der Spitze, während Albanien (3,05) und Kasachstan (3,13) am unteren Ende der Skala rangieren. Besonders niedriges Vertrauen wurde demzufolge in Russland und einigen ehemaligen Sowjetstaaten gemessen.
Die Studie werde als wichtiger Beitrag gesehen, um den Mythos einer dramatischen Vertrauenskrise in die Wissenschaft zu entkräften. Dennoch werde die Vergleichbarkeit der Ergebnisse kritisch betrachtet, da kulturelle, soziale und politische Unterschiede zwischen den Ländern eine direkte Gegenüberstellung erschweren. Zudem würden theoretische Grundlagen fehlen, um zu definieren, welches Maß an Vertrauen optimal ist. Grundsätzlich sollte als Maßstab für die Beurteilung von wissenschaftlichen Aussagen immer zugrunde gelegt werden, von wem Wissenschaftler bezahlt und von wem Studien in Auftrag gegeben werden.
„Wissenschaftliche Methoden der beste Weg“
Rund 75 Prozent der Befragten stimmten zu, dass wissenschaftliche Methoden der beste Weg sind, um Wahrheit zu erkennen. 83 Prozent würden eine stärkere Kommunikation von Forschenden mit der Öffentlichkeit befürworten. Trotz dieser positiven Ergebnisse erkennen die Studienautorinnen und -autoren Einschränkungen an: Die Online-Befragung könnte gebildete Menschen überrepräsentieren, und die Sprachen der Umfrage waren nicht in allen Ländern die am häufigsten gesprochenen. Begriffe wie „Wissenschaft“ oder „Wissenschaftler“ könnten zudem unterschiedlich interpretiert werden, heißt es in dem Bericht.
Weitere Kritikpunkte an der Studie seien insbesondere die mangelnde Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen den Ländern, da kulturelle, soziale und sprachliche Unterschiede nicht vollständig berücksichtigt worden seien. Abschließend betonen dem RND zufolge die Forschenden, dass auch ein geringer Mangel an Vertrauen in Wissenschaftler politische Entscheidungen negativ beeinflussen könnte. Sie würden daher für eine stärkere Wissenschaftskommunikation plädieren, um potenziellen negativen Effekten entgegenzuwirken. Schließlich bleibt festzuhalten, dass beispielsweise die gestiegene Lebenserwartung der Menschen auf die Arbeit von Wissenschaftlern zurückzuführen ist. Wie so Vieles und übrigens auch technische Erfindungen wie das allseits beliebte Smartphone.
Wolfgang Huber/ChatGPT
Siehe auch:
Vertrauen in die Wissenschaft ist höher als gedacht (RND)
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