Von Wolfgang Huber
Kurz vor der Bundestagswahl haben wir mit Dr. Michael Blos gesprochen. Schon deshalb, um der Ausgewogenheit Rechnung zu tragen. Es gab in den vergangenen drei Monaten mehr Beiträge über die anderen Parteien, die zum Teil in den Umfragen nur ein Viertel der Werte der Alternative für Deutschland (AfD) erreichen. AfD-Mitglieder aus Lahr hätten Blos im Frühjahr 2024 gefragt, ob er antreten wolle. Er sagte zu und wurde auf Platz 14 der Landesliste für Baden-Württemberg gewählt.
Für Blos steckt das Land in einer Sackgasse fest. Er wirft den etablierten Parteien „und den mit ihnen verbundenen Medien“ vor, zu einem riesigen Macht- und Versorgungsapparat geworden zu sein. „Weltrettungsutopien“ und „planwirtschaftliche Ideen“ lehnt er ab. Die Leistungsgerechtigkeit und die innere Sicherheit sind für ihn in Gefahr. Er betont, das Entscheidungen für ihn auf Grundlage von objektiven Fakten und gesundem Menschenverstand getroffen werden müssen.
Als promovierter Umweltgeologe und Ex-EnBW-Mitarbeiter ist der sechsfache Vater quasi prädestiniert für die Umwelt- und Energiepolitik. Als weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit nennt er die Entwicklung des ländlichen Raums. Zudem ist Michael Blos seit Juni 2024 der Kreisrat des Landkreises Lörrach und verfügt über Bundeswehrerfahrung. Dort war er acht Jahre Offizier. Über all das haben wir mit Dr. Michael Blos gesprochen.
Das Interview:
Ortenau Journal: Was war für Sie konkret der Impuls, in die AfD einzutreten?
Dr. Michael Blos: Die Geschehnisse im Jahr 2015 und die darauf folgenden politischen Entwicklungen haben mich tief erschüttert. Ich war der Meinung, dass es an der Zeit ist, nach über 10 Jahren Mitgliedschaft in der Jungen Union/CDU und deren Linksrutsch mich politisch in einer bürgerlichen Alternative einzubringen, um die Zukunft unseres Landes positiv mitzugestalten. Daher trat ich 2017 AfD bei.
Ortenau Journal: Würden Sie mir Ihre Tätigkeit als Umwelt- und Ingenieurgeologe kurz beschreiben?
Dr. Michael Blos: Nach meinem Studium der Geowissenschaften und meiner Promotion arbeitete ich zunächst als Geologe bei einem großen Energieversorgungsunternehmen. Später verpflichtete ich mich für acht Jahre als Soldat auf Zeit beim Geoinformationsdienst der Bundeswehr. Seit meinem Ausscheiden aus der Bundeswehr im Frühjahr 2019 bin ich wieder in der Privatwirtschaft tätig. Als Umwelt- und Ingenieurgeologe habe ich mich vor allem mit Boden- und Wasseruntersuchungen im Bereich Altlasten befasst. Das bedeutet, dass ich Standorte auf mögliche Schadstoffbelastungen analysiert habe, um Risiken für Mensch und Umwelt zu bewerten. Dazu gehören die Entnahme von Bodenproben, Grundwasserprobenahmen und die Entwicklung von Sanierungskonzepten. Ziel ist es, belastete Flächen wieder nutzbar zu machen und eine sichere Umwelt zu gewährleisten.
Ortenau Journal: Was sind schwerpunktmäßig Ihre Positionen zur Umweltpolitik?
Dr. Michael Blos: Ich stehe für einen ideologiefreien Umweltschutz, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch ökonomisch tragfähig sind. Dabei sollten wir auf innovative Technologien setzen und den Umweltschutz mit wirtschaftlichem Fortschritt in Einklang bringen.
Ortenau Journal: Bei welchem Energieversorger waren Sie tätig? EnBW?
Dr. Michael Blos: Ich war unter dem Dach des landesweit größten Energieversorgungsunternehmens tätig, dies ist die EnBW.
Ortenau Journal: Einer Ihrer Schwerpunkte ist auch die Landwirtschaft. Wie stellen Sie sich die EU-Landwirtschaftspolitik vor?
Dr. Michael Blos: Ich setze mich für eine Landwirtschaftspolitik ein, die die Interessen unserer heimischen Landwirte in den Vordergrund stellt. Es ist wichtig, den Landwirten mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Die Förderung sollte sich an Praktiken orientieren, die sowohl die Umwelt schützen als auch die Wirtschaftlichkeit der Betriebe sichern. Den Landwirten muss generell mehr Eigenverantwortung zugetraut werden. Kein Landwirt vergiftet den eigenen Boden, den er an seine Kinder weitergeben möchte.
Ortenau Journal: Wie stellen Sie sich die Stärkung des ländlichen Raums vor? Gibt es konkrete Vorschläge, die Sie in Berlin vertreten würden?
Dr. Michael Blos: Die Stärkung des ländlichen Raums ist essenziell für den Erhalt unserer kulturellen Identität und der Versorgungssicherheit. Sie ist für mich eine zentrale Aufgabe, denn unsere Landwirte und ländlichen Betriebe brauchen echte Planungssicherheit und weniger bürokratische Hürden. Die derzeitige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU mit ihrer 2-Säulen-Struktur benachteiligt viele Betriebe, insbesondere durch überbordende Auflagen und eine ineffiziente und ungerechte Mittelverteilung, die große Betriebe bzw. Unternehmen bevorzugt. Ich setze mich für eine Agrarpolitik ein, die unsere heimischen Bauern stärkt, anstatt sie mit immer neuen Auflagen zu gängeln. Das bedeutet konkret: weniger Abhängigkeit von EU-Subventionen, eine bessere nationale Förderung für Familienbetriebe und ein klares Bekenntnis zur regionalen Lebensmittelproduktion. Zudem brauchen wir dringend eine realistische Umwelt- und Klimapolitik, die landwirtschaftliche Betriebe nicht mit praxisfernen Vorschriften belastet, sondern sie als Partner behandelt. Auch im Bereich der Infrastruktur muss der ländliche Raum gestärkt werden: schnellerer Ausbau von Verkehrswegen und Digitalisierung, damit ländliche Regionen wirtschaftlich attraktiv bleiben. Ich werde mich in Berlin dafür einsetzen, dass unsere Landwirte wieder Wertschätzung erfahren – durch eine Politik, die sie unterstützt, anstatt sie zu bevormunden.
Ortenau Journal: Insgesamt kostet das AfD-Wahlprogramm laut dem Institut der deutschen Wirtschaft 149 Milliarden Euro. Der Staat ist aber jetzt schon klamm. Wie wollen sie ihre Wahlversprechen, z. B. Die Baby-Prämie oder die Förderung von landwirtschaftlichen Familienbetrieben finanzieren?
Dr. Michael Blos: Das wurde auch ausführlich durch Frau Weidel in den Medien thematisiert. Alleine bei den Migranten, die noch nie in die Sozialsysteme einbezahlt haben, können wir 20 Milliarden Euro einsparen. 34 Milliarden sind bei der Entwicklungshilfe drin und dann ist Deutschland beispielsweise größter Beitragszahler in der EU. Und bei der Bürokratie gibt es ebenfalls erheblich Einsparpotenziale.
Ortenau Journal: Wie hat Sie der Einsatz im Sudan geprägt? Hat das Ihre Sicht auf die Welt verändert?
Dr. Michael Blos: Mein sechsmonatiger UN-Einsatz im Sudan im Jahr 2014 hat mir die Herausforderungen und Probleme in Krisenregionen vor Augen geführt. Diese Erfahrungen haben mein Verständnis für globale Zusammenhänge vertieft und meinen Entschluss gestärkt, mich verstärkt politisch zu engagieren, um positive Veränderungen zu bewirken.
Ortenau Journal: Sind Sie für einen Austritt aus der EU?
Dr. Michael Blos: Ich befürworte eine grundlegende Reform der Europäischen Union, die den Nationalstaaten mehr Souveränität zurückgibt, so wie es auch in unserem Wahlprogramm festgehalten wurde. Sollte dies nicht realisierbar sein, halte ich einen Austritt Deutschlands aus der EU für eine Option, um unsere nationale Selbstbestimmung zu bewahren.
Ortenau Journal: Wie stehen Sie zu der kontrollierten Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften, die Steuern und Sozialbeiträge bezahlen würden?
Dr. Michael Blos: Ich unterstütze eine kontrollierte und bedarfsgerechte Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften, die einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft und Wirtschaft leisten. Dabei ist es wichtig, klare Kriterien und Integrationsmaßnahmen festzulegen, um sowohl den Fachkräften als auch der einheimischen Bevölkerung gerecht zu werden.
Ortenau Journal: Was verstehen Sie unter einem „weltoffenen Patriotismus“?
Dr. Michael Blos: Für mich bedeutet „weltoffener Patriotismus“, die Liebe und Verbundenheit zu unserem Land mit einer offenen Haltung gegenüber anderen Kulturen und Nationen zu verbinden. Es geht darum, unsere eigenen Werte und Traditionen zu schätzen und gleichzeitig respektvoll und neugierig auf die Vielfalt der Welt zuzugehen.
Ortenau Journal: Sie stehen auf Platz 14 der Landesliste. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, in den Bundestag gewählt zu werden?
Dr. Michael Blos: Als Kandidat auf Platz 14 der Landesliste sehe ich meine Chancen sehr optimistisch. Ich setze auf einen engagierten Wahlkampf und das Vertrauen der Wähler, um unsere gemeinsamen Ziele im Bundestag vertreten zu können.
Siehe auch:
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