Von Wolfgang Huber
Einen leichten Anstieg der Straftaten gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg. Wenn man dementsprechend die Landkreise Rastatt und Baden-Baden einrechnet, nahm die Kriminalitätsrate um 1,2 Prozent zu, wie aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik für 2024 hervorgeht. Der Bericht liegt dem Ortenau Journal vor. Nicht eingerechnet sind dabei die Verstöße gegen das Ausländerrecht, z. B. Aufenthaltsdelikte. Nimmt man diese mit in die Betrachtung auf, ergibt sich eine Kriminalitätssteigerung von 4,2 Prozent. In Baden-Württemberg war diese Zahl 2024 um 1,2 Prozent rückläufig.
Anzeige trotz Asylantrag
Das liegt wohl daran, dass aufgrund der eingeführten Grenzkontrollen durch Innenministerin Nancy Faeser (wir berichteten) deutlich mehr Straftaten gegen das Ausländerrecht am Grenzübergang Kehl-Straßburg erfasst wurden. Allein dort wurden 11.652 Verstöße aufgenommen. Wie Wolfgang Kramer von der Stabstelle für Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Offenburg gegenüber dem Ortenau Journal ausführt, werden auch diejenigen Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht mitgezählt, in denen die Kontrollierten Personen anschließend einen Asylantrag stellen würden. Kramer: „Eine Anzeige erfolgt in jedem Fall.“
Die Aufklärungsquote im gesamten Bereich des PP Offenburg liegt bei 64,7 Prozent. Bei Straftaten ohne Einbeziehung ausländerrechtlicher Verstöße liegt die Aufklärungsquote bei nur 59,2 Prozent. Um ein realistisches, vergleichbares Bild zu bekommen, lassen wir diese Straftaten aus der Betrachtung weitgehend heraus.
Erstmals mehr Nichtdeutsche Tatverdächtige
Aussagekräftiger ist jedoch der Umstand, dass auch ohne die Verstöße gegen das Ausländerrecht der Anteil der Tatverdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit mit 50,2 Prozent erstmals über 50 Prozent liegt. Und dies, obwohl der Bevölkerungsanteil der Nichtdeutschen Staatsangehörigen im gesamten Bereich des PP Offenburg bei nur 17 Prozent liegt. Die Gesamtbevölkerungszahl in den drei Landkreisen Ortenau, Baden-Baden und Rastatt bei 746.597, davon rund 440.000 alleine in der Ortenau.
Insbesondere bei Straftaten im öffentlichen Raum liegt der Ausländeranteil bei 56,8 Prozent, davon sind 25,5 Prozent Asylbewerber. Die Verstöße gegen das Ausländerrecht sind bei dieser Zahl nicht mit eingerechnet. Dies dürfte die Debatte um das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger befeuern. Denn diese Form von Straftaten sind nach außen hin für die Bevölkerung sichtbar, im Gegensatz beispielsweise zu Häuslicher Gewalt oder Cyberkriminalität. Die Straftaten im öffentlichen Raum nahmen laut der Statistik allerdings um 1,5 Prozent ab. Größter Posten sind hier Diebstähle mit 6.300 Fällen, gefolgt von Rohheitsdelikten mit 2.545 Fällen.
Platz 3 im Land bei Messerangriffen
Die Zahl der „Straftaten gegen das Leben“, also Mord, sank seit 2018 von 13 auf nun 4 Fälle. Gleichzeitig stieg die Zahl der Messerangriffe im Ortenaukreis auf 77. Damit belegt die Ortenau Platz 3 im landesweiten Vergleich der Kreise. Die meisten Messerangriffe erfolgten in Form von Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung. Es gab drei Schwerverletzte. Hotspot dieser Taten ist Offenburg mit 21 Angriffen. Dahinter folgen Kehl mit 13, Lahr mit 10 und Achern mit 9. Bei der Hälfte der Fälle gab es eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer. Von den Tätern sind rund zwei drittel entweder Nichtdeutsche Tatverdächtige (47,7 Prozent) bzw. Asylbewerber mit 19,3 Prozent. Eine Tatkonzentration auf bestimmte Orte oder Uhrzeiten gebe es nicht, heißt es in dem Bericht.
Offenburger meiden Innenstadt bei Dunkelheit
Bei einer Sicherheitsbefragung durch die Stadt Offenburg im Sommer 2024 kam heraus, dass in Offenburg nach Einbruch der Dunkelheit 43 Prozent der Befragten gewisse Straßen und Plätze meiden, um eine Opferwerdung zu verhindern. Insbesondere der Bereich des Hauptbahnhofs und die Innenstadt werden häufig genannt. Falsch oder behindernd parkende Autos werden jedoch mit 47 Prozent von mehr Umfrageteilnehmern als Problem wahrgenommen als beispielsweise provozierendes Verhalten von Personengruppen (19 Prozent). Immerhin 22 Prozent sehen Spannungen durch den Zuzug von Geflüchteten oder Parallelgesellschaften (20 Prozent) als subjektiv wahrgenommenes Problem an.
Die Rangliste nach Herkunftsländern von Tatverdächtigen führt Rumänien an. Dahinter folgen Frankreich, Syrien, die Türkei und Afghanistan. Dabei fällt auf, dass insbesondere Syrer und Afghanen besonders häufig bei Straftaten in Erscheinung treten, bezogen auf ihren Anteil bei den Herkunftsländern. Während Ukrainer, Italiener und Kroaten kaum in Erscheinung treten, fällt der Anteil französischer Tatverdächtiger mit Platz zwei auf, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, der weitaus geringer ist. Außerdem liegt den Zahlen zufolge der Anteil Minderjähriger an den Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft bei 19,7 Prozent.
Cyberkriminalität boomt
Zwei Bereiche stechen im Vergleich zu 2023 besonders hervor. So ist die Zahl der Straftaten im Bereich der Cyberkriminalität alleine in der Ortenau sprunghaft von 1.725 auf 2.545 angestiegen. Ein Anstieg von satten 29,6 Prozent. Dabei entstand ein finanzieller Schaden von 11,4 Millionen Euro bei einer Aufklärungsquote von immerhin 82 Prozent Im Land Baden-Württemberg fiel die Steigerung mit 5,6 Prozent deutlich moderater aus. 61,5 Prozent handelt es sich um Betrugsfälle. Zweitgrößter Posten sind Sexualdelikte mit 11,3 Prozent, also Fälle, in denen die Opfer mit Nacktaufnahmen, etwa durch eine Webcam, erpresst werden. Die Fälle von Cyberkriminalität, die vom Ausland aus begangen werden, liegt bei knapp 5.000. Dabei entstand ein Schaden von 11,5 Millionen Euro bei einer Aufklärungsquote von nur 4,1 Prozent.
Entlastung bei Bürokratie durch Cannabis-Legalisierung
Der zweite auffällige Bereich ist die Drogenkriminalität. Aufgrund der Cannabis-Teillegalisierung fiel die Zahl der Straftaten hierbei von 1.429 im Jahr 2023 auf 439 im vergangenen Jahr. Dies liege nicht an einem etwa gesunkenen Konsum oder an weniger Personenkontrollen, sondern daran, dass der Besitz von bis zu 25 Gramm nun nicht mehr strafbar ist. Dies erspare den Beamten die aufwendige Anzeigenaufnahme, wie Wolfgang Kramer erklärt.
Dies würde jedoch die Beamten nicht wesentlich in ihrer täglichen Arbeit entlasten. Denn die Kontrollen fänden ja nach wie vor statt. Im Bereich der Büroarbeit gebe es laut Kramer aber eine Entlastung. Das heißt im Umkehrschluss, die Polizei kann mehr Zeit für Präsenz auf den Straßen aufbringen, anstatt wegen Bagatelldelikten Anzeigen aufnehmen zu müssen. Der Sprecher räumt auch mit dem von Politikern wie Friedrich Merz kritisierten angeblichen Drogentourismus auf. „Einen Cannabis-Tourismus, wie von vielen befürchtet, haben wir nicht festgestellt. Auch eine offene Drogenszene gibt es nicht.“
Deutsche bei Partnergewalt vorn
Der Bereich Partnergewalt, also häuslicher Gewalt gab es laut der Statistik einen Anstieg in der Ortenau von 4,6 Prozent. Hier führen die deutschen Tatverdächtigen die unrühmliche Rangliste an, gefolgt von Türken und Rumänen. Landesweit beträgt der Zuwachs 8 Prozent. Vor allem die Zahl der Fälle mit erhöhtem Gefahrenpotenzial oder Eskalationswahrscheinlichkeit nahmen zu. Es gab demnach 10 Schwerverletzte. Rund ein Viertel aller Vergewaltigungen finden in der Partnerschaft statt. Größter Posten mit 56,6 Prozent sind hier aber die Körperverletzungen. 81,6 Prozent der Täter sind männlich. 7,6 Prozent der Fälle in diesem Bereich werden von Asylbewerbern begangen.
Kehl ist die Kriminalitätshochburg der Ortenau
Bei den Wohnungseinbrüchen gab es einen Zuwachs von 441 auf 469 bei einer Aufklärungsquote von 22,4 Prozent. Das Plus von 6,3 Prozent im Bereich des PP Offenburg liegt über den 1,6 Prozent landesweit. Die Zahl von Gewaltdelikten gegenüber Polizeibeamten ging in der Ortenau von 320 auf 270 zurück.
Bei der Kriminalitätsbelastung liegt der Bereich des PP Offenburg mit 6.221 Straftaten bei 100.000 Einwohnern deutlich über dem Landesschnitt von Baden-Württemberg von 5.910, aber unter dem Bundesdurchschnitt von 7.060 Straftaten. Die mit Abstand meisten Fälle in der Ortenau gab es mit 11.469 pro 100.000 Einwohnern in Kehl, dich gefolgt von der zweiten Kriminalitätshochburg Offenburg mit 10.776.
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