Von Wolfgang Huber
Mehr als die Hälfte der Schülerinnen in Deutschland konzentriert sich bei der Berufsorientierung und -wahl auf zehn Ausbildungsberufe. Darunter befindet sich kein einziger gewerblich-technischer Beruf. Bei 328 existierenden Ausbildungsberufen ist das eine wenig kreative Herangehensweise. Allerdings gibt es auch Fortschritte. So hat sich die Zahl weiblicher Studenten in den sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in den vergangenen 10 Jahren auf 32,4 Prozent erhöht. Um diesen Anteil zu steigern, gibt es seit 2001 den Girls’Day.
Frauen unterrepräsentiert
Der Aktionstag wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ermöglicht Schülerinnen Einblicke in Berufe, die nach vorherrschender Meinung eher von Männern ausgeübt werden sollten. Berufe, in denen Frauen bisher unterrepräsentiert sind. So können Mädchen bei der berufliche Orientierung Vorurteile abbauen und neue Perspektiven entdecken. Der Austausch mit Profis aus der Praxis helfe, festgefahrene Denkmuster zu hinterfragen und zeige Alternativen auf. Das sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel, wie es auf der Website der Bundesregierung heißt.
„Ich werde Chefin!“
Zum ersten Mal überhaupt nahm 2025 auch die Wagner System GmbH beim Girls‘ Day teil. Fünf Mädchen im Alter von elf bis vierzehn Jahren sind der Einladung von Wagner gefolgt. Sie wollten sich an dem einmal jährlich stattfindenden Aktionstag bei dem Unternehmen über die sogenannten „Männerberufe“ informieren. Und tatsächlich konnten sie das gesamte Unternehmen kennenlernen und auch selbst mit anpacken. Das Motto: „Ich werden Chefin!“.
Dabei bekamen die Schülerinnen spannende Einblick, gerade in die vermeintlichen Männer-Domänen wie Produktion, Montage und Logistik. Allerdings ist das bei Wagner System nicht verwunderlich. Der Konsumgüterhersteller bietet Ausbildungen wie Fachinformatiker Systemintegration, Kunststoff- und Kautschuktechnologe, Maschinen- und Anlagenführer, Lagerist und Industriekauffrau an. Derzeit sind 20 Ausbildungsplätze belegt. Schon seit jeher verfolgt Wagner einen innovativen Ansatz bei der Nachwuchsgewinnung.
Neue Formate für die Berufswahl
So hat die Wagner System GmbH, die Türstopper, Transporthilfen, Pflanzenroller und Möbelgleiter im Portfolio hat, gemeinsam mit 13 anderen Unternehmen der Arbeitsgemeinschaft Lahrer mittelständischer Industrieunternehmen (ALMI) nach 2024 erneut das Format JOBXPEDITION 2025 durchgeführt. 150 Schülerinnen und Schüler nutzten die Chance, im Rahmen der Berufsorientierung Berufe mit guten Zukunftschancen kennenzulernen. Die Auszubildenden von Wagner stellten den Expeditions-Teilnehmern während der Praktikumswoche ihre jeweiligen Ausbildungsplätze vor und geizten nicht mit Rat und Tat.
Auf dem dazugehörigen Online-Buchungstool konnten Schülerinnen und Schüler zuvor einen Praktikumsplätze ihrer Wahl buchen. Das Tool steht ganzjährig 24/7 zur Verfügung. Ausbildungen werden bei Wagner außerdem anhand eines ansprechenden, einminütigen Videos beworben. Darin gewähren weibliche Azubis erste Einblicke in den Unternehmensalltag.
Mehrmaliger „Arbeitgeber der Zukunft“
Nicht umsonst hat das von Ellen Wagner geführte Unternehmen neben zahlreichen Design-Preisen auch schon mehrmals das Siegel „Arbeitgeber der Zukunft“ erhalten. Auch 2025. Wagner setzt auf das Lean Management, also die Verschlankung von Arbeitsprozessen, ist in vielfältiger Weise sozial engagiert und setzt sich für Inklusion ein. „WAGNER for kids“ ist dabei nur ein weiteres Beispiel.
Mit bedingt durch die zahlreichen neuen Ansätze bei der Talentsuche ist der Frauenanteil bei den rund 200 Mitarbeitenden der drei Wagner-Werke mit fünfzig Prozent recht hoch. Auch in Ausbildung und Führungspositionen. Und auch die Chefin ist wie erwähnt eine Frau: Ellen Wagner leitet gemeinsam mit ihrem Bruder Ulrich den Vorzeige-Arbeitgeber in zweiter Generation. Nun also die Teilnahme am Girls´Day 2025.
Schülerinnen sind begeistert
Die erst kürzlich zur „Frau des Jahres“ gekürte Geschäftsführerin habe den „Girls“ beim Aktionstag ihre Fragen zum Thema „Wie wird man eigentlich Chefin?“ und „Was macht man da überhaupt?“ beantwortet. Das sei bei allen fünf Teilnehmerinnen gut angekommen, berichtet Unternehmenssprecherin Eva Schilling. Für die 13-jährige Mina sei die Vorstellung, einmal einen „Männerberuf“ zu ergreifen – und Chefin zu werden, jetzt nicht mehr allzu weit entfernt.
„Also, ich fand den Girls’ Day bei Wagner echt cool! Ellen Wagner hat uns viel über ihren Weg erzählt und wie sie Geschäftsführerin geworden ist. Es war total inspirierend zu hören, dass Frauen richtig viel bewegen können. Wir haben darüber gesprochen, dass es wichtig ist, dass mehr Frauen in technischen Berufen und in Führungspositionen arbeiten. Das fand ich total motivierend, weil man gesehen hat, dass das möglich ist – und dass Mädchen das genauso gut können wie Jungs!“, so das Resumée der Schülerin.
Erste Erfahrung mit dem Girls´Day
Nun kann Wagner auf erste Erfahrungswerte zurückgreifen und seine Aktivitäten im Bereich Azubi-Recruiting entsprechend ausbauen und gestalten. Ob eines Tages eine der Girls´Day-Teilnehmerinnen eine Ausbildung bei Wagner antreten wird, lässt sich im Moment natürlich noch nicht sagen. Aber für eine zukunftsfähige Personalpolitik braucht es eben auch langfristig wirkende Ideen.
Foto: Echte Power-Girls (v.l.n.r.): Elena, Nina, Ellen Wagner, Acelya, Matilda und Mina
Siehe auch:
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