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Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau

INFOBEST, Euro-Institut & Co: Warum Europa an Rhein und Grenze täglich Hilfe braucht

Das Euro-Institut in Kehl
© Stadt Kehl
Wer auf beiden Seiten des Rheins lebt oder arbeitet, kennt die bürokratischen Hürden: ob beim Führerscheinumtausch, der Krankenversicherung oder beim Online-Kauf im Nachbarland. Einrichtungen wie INFOBEST Kehl-Strasbourg und das Europäische Verbraucherzentrum helfen Menschen im deutsch-französischen Grenzraum, sich im Regelungsdschungel zurechtzufinden. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen steigt. Dies zeigt die Notwendigkeit solcher Einrichtungen.

Grenzüberschreitendes Leben zwischen Deutschland und Frankreich ist im Alltag häufig mit bürokratischen Hürden verbunden – und diese sind oftmals komplexer als im rein nationalen Kontext. Wer etwa seinen Führerschein umtauschen muss und in einem Land wohnt, aber im anderen das Dokument ausgestellt wurde, sehe sich oft mit undurchsichtigen Verfahren und fehlender Ansprechbarkeit konfrontiert. Vor diesem Hintergrund komme grenzüberschreitenden Beratungsstellen wie der INFOBEST Kehl-Strasbourg sowie dem Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz eine zentrale Rolle zu, wie die Stadt Kehl auf ihrer Website schreibt.

Besondere Rolle von Kehl und Straßburg

Dies hätten auch der deutsche Botschafter in Paris, Stephan Steinlein, sowie der Kehler Oberbürgermeister Wolfram Britz bei einem Besuch in Kehl und Straßburg unterstrichen. Die Einrichtungen seien unverzichtbar für ein funktionierendes, grenzüberschreitendes Europa. Auch die Ständige Vertreterin Deutschlands beim Europarat, Heike Thiele, betonte demnach die besondere Rolle von Kehl und Straßburg als „Labor Europas“, wo sich europäische Regelungen im Alltag bewähren müssen.

Ein Beispiel für den hohen Unterstützungsbedarf ist der EU-weit verpflichtende Führerscheinumtausch bis 2033. Was auf dem Papier einfach klingt, wird in der Praxis zur Herausforderung – vor allem für Personen, die grenzüberschreitend leben oder ihren Wohnsitz verlagert haben. Während in Deutschland die Umtauschfristen bereits nach Jahrgängen gestaffelt laufen, beginne dieser Prozess in Frankreich erst später – zusätzlich erschwert durch ein rein digitales, oft unverständliches Verfahren ohne persönliche Ansprechpartner.

Probleme durch Krankenhausschließung

So sei die Nachfrage bei der INFOBEST Kehl-Strasbourg deutlich angestiegen. 2023 wandten sich fast 5.000 Menschen an die Beratungsstelle, meist mit Fragen zu Melderecht, Sozialversicherungen, Steuern, Familienleistungen, Gesundheitsversorgung oder Schulbesuch – insbesondere nach einem Umzug über den Rhein. Auch die geplante Schließung des Kehler Krankenhauses werfe neue Fragen zur medizinischen Versorgung im Nachbarland auf.

Das Europäische Verbraucherzentrum habe im selben Zeitraum über 47.000 Ratsuchende unterstützt, darunter 3.840 aus dem deutsch-französischen Grenzraum. Thematische Schwerpunkte lagen laut der Stadt Kehl bei Fahrzeugkäufen, Reisen, Immobilien und Online-Handel. Der Binnenmarkt und die zunehmende Mobilität sorgen hier für wachsende Herausforderungen.

Unterstützung für Verwaltungen

Wichtige Unterstützung leistet auch das Euro-Institut in Kehl, das seit 1993 Verwaltungen beiderseits des Rheins begleitet – mit Fortbildungen, Projektberatung, Moderation und Studien zu grenzüberschreitenden Problemstellungen. Es ist zudem Koordinationsstelle für TRISAN (grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung), die Wissenschaftskooperation am Oberrhein sowie das Sekretariat des Oberrheinrats und der Oberrheinkonferenz. Letztere koordiniert die regionale Verwaltungszusammenarbeit, unter anderem in Bereichen wie Katastrophenschutz, Energie, Umwelt oder Infrastruktur.

Die grenzüberschreitenden Strukturen und Beratungsangebote hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten als unverzichtbar erwiesen – und würden angesichts komplexer werdender Lebensrealitäten und wachsender europäischer Mobilität weiter an Bedeutung gewinnen.

Foto: Die Rehfus-Villa in Kehl beherbergt mehrere bedeutende grenzüberschreitende Einrichtungen, die die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz fördern. 

red/ChatGPT

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