Die klassische Rheinschnake ist zweifelsohne lästig und wird zurecht seit Langem bekämpft. Doch im Südwesten breitet sich seit einiger Zeit ein Quälgeist aus, der in einer ganz eigenen Liga spielt: die Asiatische Tigermücke. Rund 150 Interessierte folgten einer Einladung zu einer Informationsveranstaltung auf Initiative des MRE-Netzwerks durch das Gesundheitsamt Ortenaukreis in Kooperation mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) – ein Teil davon im großen Sitzungssaal des Landratsamts, andere per Videokonferenz.
Brutstätte in künstlichen Kleinstgewässern
Als Referentinnen informierten Dr. Nina Löbs (KABS e.V.) und Sina Bader (Infektionsprävention und Hygieneüberwachung, Gesundheitsamt Ortenaukreis) über die besonderen Eigenschaften der Tigermücke und über praktikable Maßnahmen für Haus, Hof und Balkon. Denn anders als heimische Stechmücken brüte die Asiatische Tigermücke nicht in Oberflächengewässern wie Seen oder Bächen. Als flugfaules Insekt, das sich maximal 100 bis 200 Meter von seiner Brutstätte entfernt, brütet sie demzufolge vorrangig in künstlichen Kleinstgewässern in der Nähe des Menschen, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamts heißt.
Außerdem sei sie tagaktiv, aggressiver im Verhalten und potenzieller Überträger von mehr als 20 Krankheitserregern – darunter das Dengue-, Chikungunya-, Zika- und West-Nil-Virus. Auch wenn Tigermücken bisher keine nachgewiesenen Krankheitsübertragungen in Deutschland verursacht haben, würden Fachleute dringenden Handlungsbedarf sehen. Denn ein Übertragungsrisiko bestehe immer dann, wenn Tigermücken, infizierte Reiserückkehrer und warme Temperaturen aufeinandertreffen.
Grippeähnliche Symptome
„Bürgerinnen und Bürger, die in der warmen Jahreszeit von einer (sub-)tropischen Reise heimkehren, sollten den Mückenschutz auch zu Hause für mindestens zwei Wochen fortsetzen, um eine Verbreitung von eventuell asymptomatisch verlaufenden Krankheiten zu verhindern. Zu jeder Jahreszeit sollten Reiserückkehrer auf grippeähnliche Symptome achten und gegebenenfalls ihre Ärztin oder ihren Arzt aufsuchen und auf die Reisedaten hinweisen, sodass im Zweifelsfall ein Test hinsichtlich exotischer Krankheitserreger durchgeführt werden kann“, riet Sina Bader.
Im Jahr 2024 gingen laut Landratsamt aus verschiedenen Ortschaften des Ortenaukreises insgesamt 115 Tigermückenfunde bei der KABS ein. Charakteristisch seien eine weiß-silberne Linie auf dem Rücken, fünf weiße Ringel am hintersten Beinpaar mit weißer Fußspitze sowie helle Taster rechts und links des Stechrüssels. Außerdem sei sie vergleichsweise klein. An sich wäre die Tigermücke also gut zu erkennen, es gebe jedoch auch andere Stechmückenarten, die ihr ähneln würden.
Erfolgreich in Städten
Entscheidend sei die Brutbiologie dieser Art. Die Tigermücke legt ihre Eier bevorzugt in kleinen, stehenden Wasseransammlungen ab – zum Beispiel in Untersetzern, Gießkannen, Regentonnen oder unverschlossenen Zisternen. Das mache sie besonders erfolgreich in urbanen Räumen, heißt es weiter. Die Expertinnen machten bei der Veranstaltung deutlich: Wer seine Umgebung sorgfältig inspiziert, Wasserbehältnisse entleert, Gefäße trocken lagert, Regentonnen abdichtet, Abläufe reinigt oder bei Bedarf Brutstätten mit dem biologischen Wirkstoff Bti behandelt, kann einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung leisten.
Auch der wöchentliche Einsatz von heißem Wasser – etwa zum Ausspülen der Innenränder von Tiertränken, Eimern oder Gießkannen – hilft, Eier abzutöten. Für nicht vermeidbare Wasserstellen wie Gullys oder Dachrinnen würden sich Bti-Tabletten eignen, die gezielt und umweltschonend auf Stechmückenlarven wirken. Dieser Wirkstoff entfalte seine Toxizität erst im Verdauungstrakt der Mücken und sei daher für andere Tierarten sowie Pflanzen ungefährlich. „Aufklärung, Eigenverantwortung und Nachbarschaftsengagement sind bei der Bekämpfung der Tigermücke entscheidende Faktoren“, resümierte Nina Löbs.
Weitere Informationen zur Tigermücke stellt die KABS unter www.kabsev.de bereit.
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