Vergangene Woche startete das Ausbildungsjahr 2024/25. Einige Ortenauer Ausbildungsbetriebe kommunizierten den Start ihrer Ausbildungen und gaben stolz die Zahl ihrer neuen Azubis bekannt. Die Talente werden in vielfältige Berufen ausgebildet. Beim Europa-Park Rust wurden 105 Nachwuchskräfte eingestellt, der Fertighaushersteller WeberHaus in Linx begrüßte 27 neue Mitarbeiter an den Standorten Linx und Wenden-Hünsborn.
Zahlreiche neue Azubis
Auch in den Verwaltungen gab es Neueinstellungen. Das Landratsamt Ortenau etwa stellte 42 Auszubildende und Studierende ein, der Oberkircher Oberbürgermeister Gregor Bühler und seine Ausbildungsleiterin Anja Könecke meldeten 12 neue Azubis für die Stadtvewaltung und das Hauptzollamt Lörrach, dessen Zuständigkeitsgebiet von der Schweizer Grenze bis zum Nordrand des Ortenaukreises reicht, gab die Einstellung von 59 neuen Kolleginnen und Kollegen bekannt. Bei der Stadtverwaltung Kehl sind es 30 neue Azubis und Praktikanten.
Doch die Betriebe und Verwaltungen konkurrieren untereinander um den knapper werdenden Nachwuchs. Während in der Ortenau 56 Prozent der Lehrstellen in diesem Jahr unbesetzt blieben, konnte der Europa-Park 80 Prozent der freien Stellen besetzen. Dabei musste das Unternehmen einen erheblichen Aufwand betreiben, um genügend neue Nachwuchskräfte zu finden. Neben Social-Media-Aktivitäten und Berufsinfomessen haben die Recruiter auch im Ausland die Werbetrommel für den Freizeitpark gerührt (wir berichteten: „Europa-Park gewinnt viele neue Talente durch Recruiting im Ausland“). WeberHaus konnte 27 der vorgesehenen 35 Lehrstellen besetzen.
Hohe Abbrecherquote
Was zunächst einmal wie Erfolgsmeldungen klingt, könnte sich schon bald wieder relativieren. Denn in Deutschland brechen viele Azubis ihre Ausbildungen bereits nach kurzer Zeit wieder ab. So beträgt die Vertragslösungsquote laut dem letzten Berufsbildungsbericht satte 29,5 Prozent. Die Gründe sind dabei vielfältig. Wie der Branchendienst „Personalwirtschaft“ berichtet, sind dies mangelnde Berufsorientierung, die Entscheidung für ein Studium, andere Vorstellungen über Inhalte und Rahmenbedingungen der Ausbildung, aber auch immer die Atmosphäre und Zusammenarbeit.
Die Ausbildungsbetriebe müssen sich bemühen, ihrem gerade gewonnenen Nachwuchs den Einstieg in den neuen Lebensabschnitt so leicht wie möglich zu machen bzw. beste Voraussetzungen zu bieten, um die Talente im Betrieb zu halten. Herrscht in einem Unternehmen oder einer Verwaltung schlechte Stimmung oder ist die Führung zu hierarchisch, steigt die Gefahr, dass Azubis ihre eben erst begonnen Ausbildung vorzeitig abbrechen.
Was es zu beachten gilt
Doch wenn die Betriebe die folgenden sieben Punkte beachten, können sie die Abbruchquote laut der „Personalwirtschaft“ gering halten. Entscheidend seien die ersten Monate nach dem Beginn des Ausbildungsjahres. Unabdingbar sei zunächst ein strukturierter Onboarding-Prozess. Dieser bestehe aus mehreren Komponenten, beispielsweise der Vermittlung der grundlegenden Arbeitsprozesse und der Unternehmenskultur. Der zweite Punkt sei ein Mentoring-Programm und intensive Betreuung durch erfahrene Kollegen und Azubis älterer Jahrgänge.
Zum Dritten gehören u. a. die Vermittlung der Ausbildungsinhalte und die Definition klarer, erreichbarer Ziele zu den wichtigen Aufgaben der Betriebe zum Start. Auch ein regelmäßiges Feedback zu den Fortschritten sowie die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen seien essentiell. Viertens würde die Förderung des Teamgefühls und ein gutes Betriebsklima die Motivation steigern. Hier sind Teambuildingmaßnahmen hilfreich.
Kommunikation auf Augenhöhe
Der fünfte Punkt sei die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der einzelnen Azubis. Die Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten der Auszubildenden sollten besprochen und individuelle Fördermaßnahmen festgelegt werden. Sechster und vorletzter Punkt, der in dem Artikel genannt wird, ist Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe. Etwaige Problem sollten rechtzeitig angesprochen und gelöst werden.
Als siebter Punkt sei die Rolle von HR-Abteilungen zu nennen. Diese sollten als strategischer Partner und Verbindungsglied zwischen Azubi und Unternehmen fungieren. Hierbei gelte es, mit den Fachabteilungen zu kooperieren. Unternehmen, die diese sieben Punkte beachten, haben gute Chancen, ihre gerade erst gewonnenen Talente halten zu können und so die Zukunftsfähigkeit sicherzustellen. Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft. Da sollte mit Bedacht und gut strukturiert vorgegangen werden.
Wolfgang Huber
Die Details zu den sieben Punkten gibt es hier: „Was HR zum Ausbildungsbeginn richtig machen muss“
Auch interessant: „Gregor Bühler: Wir prägen ein positives Bild über Social Media“
Foto: Die neuen Auszubildenden bei WeberHaus in Linx
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