Eine aktuelle LinkedIn-Studie zeigt, dass 60 Prozent der Angestellten in Deutschland sich im Job gelangweilt oder unterfordert fühlen. Der Fachblog Personalwirtschaft hat darüber berichtet. Besonders betroffen seien die Generationen Z (57 Prozent) und Y (63 Prozent). Diese Entwicklung berge ernsthafte Risiken, denn chronische Unterforderung – auch als Boreout bekannt – könne nicht nur die Leistungsfähigkeit senken, sondern auch gesundheitliche Folgen haben.
900 Millionen Ausfalltage
Die Techniker Krankenkasse (TK) warnt vor negativen Auswirkungen wie sinkender Loyalität, steigender Stressbelastung und dem Phänomen der „inneren Kündigung“. Dies könne langfristig auch wirtschaftliche Schäden verursachen: 2023 fielen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fast 900 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage an, was Produktionsausfälle von 128 Milliarden Euro zur Folge hatte.
Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sei die Digitalisierung. Laut dem „Work Change Report“ werden bis 2030 etwa 70 Prozent der heute gefragten Fähigkeiten überholt sein. Automatisierung übernehme repetitive Aufgaben, was zu wachsender Unterforderung führen könne, insbesondere bei Routinearbeiten. Der Psychologe Jens Nachtwei warnt zudem vor sozialer Isolation und erschwerten Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung durch KI. Während Künstliche Intelligenz die Produktivität steigere, kann sie den Arbeitsplatzalltag entmenschlichen und damit die Motivation vieler Angestellter beeinträchtigen.
Chefs können gegensteuern
Dennoch gebe es Chancen, diesen Trend umzukehren. Die Nachfrage nach sogenannten „human skills“ – also Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikation und Empathie – steigt dem Bericht zufolge. Diese Kompetenzen können nicht durch Maschinen ersetzt werden, doch Unternehmen würden sie bislang nur unzureichend fördern: Lediglich 48 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Arbeitgeber sie bei der Weiterentwicklung aktiv unterstützt. Dabei spielen Führungskräfte eine entscheidende Rolle, indem sie Aufgabenverteilungen besser anpassen und flexible Strukturen schaffen.
Um Boreout vorzubeugen, sollten Unternehmen starre Arbeitsmodelle aufbrechen und Mitarbeitende gezielt weiterbilden. Besonders KI-gestützte Automatisierungsprozesse müssen mit Bedacht integriert werden, um sinnvolle Tätigkeiten zu erhalten und die Entwicklungsmöglichkeiten von Berufseinsteigern nicht zu hemmen, wie es weiter heißt. Hier seien vor allem HR-Abteilungen gefragt, die eine gerechte Aufgabenverteilung und individuelle Förderung sicherstellen müssen.
Erwerb neuer Kompetenzen
Auch Angestellte können selbst aktiv werden. Experten raten dazu, frühzeitig das Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen, um neue Herausforderungen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu erschließen. Bereits kleine Veränderungen im Aufgabenbereich oder der gezielte Erwerb neuer Kompetenzen können helfen, die Motivation zurückzugewinnen und langfristig ein erfülltes Berufsleben zu sichern.
Boreout sei somit nicht nur ein individuelles Problem, sondern betrifft Unternehmen und die gesamte Wirtschaft. Um langfristig motivierte und gesunde Mitarbeitende zu erhalten, sei eine ausgewogene Balance zwischen Herausforderung und Kompetenzentwicklung essenziell. Die Studien von LinkedIn und TK würden deutlich machen, dass ein Umdenken erforderlich ist: Arbeitgeber müssen aktiv daran arbeiten, das volle Potenzial ihrer Belegschaft auszuschöpfen – denn Langeweile und Unterforderung schaden letztlich allen.
red/wh
Zum Ausgangsartikel:
Studie: Warum Digitalisierung eine Motivationsbremse sein kann
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