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Das Erbe der Boomer

Wie der Arbeitsmarkt sich ohne sie verändert

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Heinz Bude, ein Soziologe, diskutiert in seinem Buch „Abschied von den Boomern“ darüber, welche Veränderungen der Arbeitsmarkt erfahren könnte, wenn die Boomer-Generation, geboren zwischen 1955 und 1964, in den kommenden Jahren den Arbeitsmarkt verlässt.

Diese Generation werde mit spezifischen Eigenschaften in Verbindung gebracht, die eine wichtige Rolle in der Arbeitswelt gespielt haben und deren Verlust Lücken hinterlassen könnte. Bude betont im Gespräch mit Matthias Kreienbrink von t3n, dass Boomer eine besondere Resilienz aufgrund ihrer Erfahrungen mit Kontingenz entwickelt hätten. Diese Generation habe viele unvorhersehbare Veränderungen erlebt und gelernt, sich anzupassen. Dieser pragmatische Ansatz könnte fehlen, wenn sie nicht mehr präsent sind. Boomer hätten in ihrer Zeit kaum gerade Wege, sie hätten oft ihre eigenen Pfade finden und neue Normen etablieren müssen.

Ein wichtiger Aspekt des Boomer-Erbes sei der pragmatische Zugang zur Arbeit. Während Arbeit für jüngere Generationen oft eng mit der eigenen Identität verknüpft sei, hätten die Boomer sie eher als Mittel zum Zweck gesehen. Ihre Arbeitsmoral bezog sich mehr auf Leistung und Lebensunterhalt, weniger auf Selbstverwirklichung.

Bude merkt an, dass Boomer gelassener mit Veränderungen umgehen können, weil sie selbst viele Entwicklungen, wie die Digitalisierung und KI, begleitet oder angestoßen hätten. Trotz der Verbreitung digitaler Technologien hätten sie Praktiken der Grenzsetzung besser verinnerlicht. Die heutige „Always On“-Mentalität stelle für Boomer weniger eine Notwendigkeit dar, da sie in einer Zeit lebten, in der Erreichbarkeit noch eine bewusste Entscheidung war.

Eine weitere Stärke der Boomer sei die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und gleichzeitig Konkurrenz und Kooperation zu vereinen. Durch ihre Erfahrungen mit großen Schulklassen und Universitätsseminaren hätten sie gelernt, in einer Masse aufzufallen und dennoch im Team zu arbeiten. Diese Eigenschaften könnten zukünftigen Generationen fehlen, da Konzepte wie Homeoffice oder Remote Work die Teamfähigkeit und den Kompromissgeist möglicherweise schwächen. Trotzdem könnten die kommenden Generationen noch von den Boomern lernen, solange sie noch im Arbeitsmarkt aktiv sind, so Bude gegenüber t3n weiter. Ihre pragmatische Haltung, Gelassenheit gegenüber Veränderungen und Teamfähigkeit böten wichtige Lektionen für den künftigen Arbeitsmarkt.

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