Von Wolfgang Huber
Die Tourismusbranche erlebt nach dem Corona-bedingten Einbruch wieder ein Wachstum, doch die Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchskräften bleibt eine Herausforderung. Die Internationale Tourismus-Börse (ITB) in Berlin lenkt die Aufmerksamkeit auf die aktuelle Beschäftigungslage im Gastgewerbe.
Gerade im Schwarzwald boomt der Tourismus. So lag laut der Tourismus Schwarzwald GmbH die Zahl der Feriengäste im Zeitraum von Januar bis November 2024 bei 8,5 Millionen. Eine Steigerung von 2,7 Prozent. Insgesamt habe es rund 23 Millionen Übernachtungen gegeben. Das bringt einen erhöhten Bedarf an Personal mit sich. Insbesondere Fachkräfte müssen jedoch erst mal gefunden und ausgebildet werden. Auch in der Ortenau ist der Bedarf nach wie vor hoch, nach dem die Corona-Pandemie einen Knick verursacht hatte.
Gezielte Maßnahmen nötig
Laut Sandra Rochnowski, Professorin für Tourismusbetriebswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin, hat das Gastgewerbe in Deutschland mit rund 1,1 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. In den Bereichen Küche, Service und Rezeption sei der Bedarf besonders hoch, wie Christina Petrick-Löhr vom Fachblog Personalwirtschaft schreibt.
Die Personalgewinnung im Gastgewerbe sei anspruchsvoll, aber mit gezielten Maßnahmen gut umsetzbar. Unternehmen, können sich durch eine attraktive Online-Präsenz, Zusatzleistungen und eine positive Unternehmenskultur hervorheben. Dies ermögliche eine leichtere Gewinnung von Mitarbeitenden. Dies gelte sowohl für kleine Betriebe als auch für große Hotelketten.
Duale Studiengänge mit Zulauf
Ein entscheidender Faktor für die Fachkräftegewinnung sei die Ausbildung des Nachwuchses. Neben der klassischen dualen Ausbildung im Gastgewerbe würden auch duale Studiengänge an Bedeutung gewinnen, heißt es weiter. Nach Angaben des Branchenverbandes DEHOGA stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2024 auf 24.000, was einem Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. Besonders in Berufen wie Koch/Köchin, Hotelfachleute und Fachkräfte für Systemgastronomie sei das Wachstum spürbar. Die Ausbildung werde zudem um Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Veranstaltungsmanagement erweitert, um den zukünftigen Anforderungen der Branche gerecht zu werden.
Auch die Popularität dualer Studiengänge im Bereich Tourismusmanagement steige dem Bericht zufolge an. Viele Abiturientinnen und Abiturienten würden diese Kombination aus praktischer Arbeit und akademischer Ausbildung bevorzugen. Viele Unternehmen würden mehr Bewerbungen für duale Studiengänge erhalten, als für die klassische Berufsausbildung. Die Studierenden würde dabei insbesondere die Möglichkeit schätzen, theoretisches Wissen direkt in der Praxis anzuwenden und wertvolle Erfahrungen in Hotelbetrieben, bei Reiseveranstaltern oder im Destinationsmanagement zu sammeln. Viele junge Arbeitnehmer würden zudem eine international ausgerichtete Ausbildung bevorzugen und den englischsprachigen Studienzweig wählen.
Hohe Anforderungen
Die Anforderungen an junge Fachkräfte im Gastgewerbe sind vielfältig. Neben unregelmäßigen Arbeitszeiten und saisonalem Druck spielt natürlich auch die Bezahlung eine entscheidende Rolle. Entscheidend sei dabei gar nicht mal das Einstiegsgehalt. Das spiele zunächst für die Generation Z eine untergeordnete Rolle. Mit zunehmender Berufserfahrung steige jedoch die Bedeutung der Entlohnung. Im Hinblick auf Familienplanung werde das Thema wichtiger. Unternehmen können demnach mit gezielter Entwicklung der Talente, attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten und frühzeitiger Verantwortungsübertragung beim Nachwuchs punkten.
Die Bemühungen zur Nachwuchsförderung zeigen Erfolg. So würden über 90 Prozent der Absolventinnen und Absolventen des Tourismus-Studiengangs an der HWR Berlin und damit der Branche nach ihrem Abschluss treu bleiben. Dennoch bleibe die kontinuierliche Anpassung an neue Arbeitszeitmodelle, moderne Arbeitsbedingungen und innovative Technologien essenziell, um die nächste Generation für die Branche zu begeistern. Die junge Generation legt zunehmend Wert auf persönliche Entwicklung und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten, weshalb Betriebe verstärkt auf flexible Karrierewege und Weiterbildungsmöglichkeiten setzen sollten.
Unterstützung durch nectanet
Beim Recruiting setzen viele Betriebe auf Fachkräfte und Azubis aus dem Ausland. Laut der IHK Südlicher Oberrhein sei die Nachfrage im IHK Welcome Center ungebrochen hoch. Besonders gefragt: Beratung zu Einreisebestimmungen und dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG). Der größte Bedarf bestehe in der Gastronomie (wir berichteten).
Unterstützung erhält die Ortenauer Gastro-Branche auch von der Wirtschaftsförderungsagentur nectanet. Im Sommer ging die Initiative BLACK FOREST CAREER an den Start. Mit Marketingkampagnen machen die Wirtschaftsförderer in zahlreichen Ländern auf die Region aufmerksam. Dabei werden ganz gezielt anhand von Online-Kampagnen Arbeitskräfte für die Gastronomie und die Hotellerie angeworben, darunter Köche, Küchenhilfen, Barkeeper, Spüler, Eventplaner, Bedienungen, Sommeliers, Restaurantmanager, Bäcker und Konditoren. Für die Hotellerie werbe nectanet um Reinigungskräfte, Housekeeper, Concierges, Gästebetreuer und Hotelmanager.
Siehe auch:
Die Schwarzwald Tourismus GmbH zählt 8,5 Millionen Feriengäste in 2024
Internationale Fachkräfte immer noch gefragt – Mehr Andrang im IHK-Welcome Center
nectanet-Initiative bringt Hoffnung für die Ortenauer Gastronomie
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