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Restaurantkritik

Das Leben ist ein Ponyhof

© Maria Boyd
Vom Landgasthof zum Michelin Guide Restaurant schaffte es der Ponyhof im idyllischen Gengenbach. Die Gebrüder Wußler setzen in ihrem Konzept auf eine moderne Küche. Doch es gibt auch traditionelle badische Gerichte. Trotz Generationenwechsel bleibt das Lokal ein Familienunternehmen.

Ein kleines verträumtes Städtchen in der Ortenau. Gengenbach ist eine ehemalige Reichsstadt aus dem 13. Jahrhundert mit einer historischen Altstadt umgeben von vielen Fachwerkhäusern. Die Stadtgeschichte, Architektur und der unverwechselbare Kleinstadtcharme laden ein, sich in den Gassen zu verirren und alles Mögliche in den verschlungenen Winkeln der Altstadt zu entdecken.

Wandert man ein wenig außerhalb des Stadtkerns kann man einen kleinen verträumten Hof ausfindig machen. Der erste Eindruck eines alten, zerbrechlichen Schwarzwaldhauses lässt nicht vermuten, was ein paar Schritte weiter auf einen wartet. Alleine für die Aussicht auf Gengenbach lohnt sich der steilere Anstieg aus dem Stadtkern.

Eine kleine Oase im Nirgendwo

Vom Parkplatz aus geht es ein paar Treppen hinauf zum Stammhaus des Ponyhofes. Eine pinke Flamingo-Statue  begrüßt die Gäste im sonnigen und modern ausgestatteten Garten und lädt gleich ein, sich wie zu Hause zu fühlen. Eine kleine Oase mitten im Nirgendwo. Das Haus an sich ist ein älteres Gebäude, welches in den letzten Jahren aber modernisiert worden ist, und der Gastraum reflektiert die moderne Küche, die im Ponyhof angestrebt wird.

Der Ponyhof hat seinen Ursprung im Jahre 1967, als Großvater Stöhr dort eine Kegelbahn eröffnete. Ein Jahr später kam ein Gasthof dazu, bei dem er seinen Gästen auch Kutschfahrten anbot. Pferde und Ponys wurden auf dem Grundstück gehalten und führten später zur Namensgebung des heutigen Restaurants.

Traditionell- modern badisch – kreativ

Ende 2015 kehrte die dritte Generation in den Ponyhof mit den Brüdern Tobias und Marco Wußler zurück. Beide haben in renommierten Häusern in Österreich gearbeitet, unter anderen auch dem Trofana Royal in Ischgl und dem Landhaus Bacher in Wachau, welche jeweils mit zwei Michelin- Sternen ausgezeichnet wurden.

Zurück in Gengenbach wird der Einfluss der Sterneküchen sichtbar. Die jungen Köche bringen moderne Ideen und Gastro-Philosophien in ein altes Familienunternehmen und stoßen damit auf großen Zuspruch. 2017 wurde das Stammhaus erstmalig mit dem Bib Gourmand ausgezeichnet und in den Michelin Guide mit aufgenommen. Die Karte ist ausgestattet mit traditionellen Gerichten wie Schnitzel, Cordon Bleu und Spätzle, aber auch die moderne Küche bietet alten und neuen Besuchern immer wieder Abwechslung und ein unvergessliches Genuss-Erlebnis der Badischen Küche.

„Verständlich, aber zum denken anregend – Verwobenheit zur Heimat – Offenheit zur Welt.“  So lautet es auf der Speisekarte und lässt auf einen offenen Blickwinkel des Gastes hoffen. Mit Gerichten wie Spargel, Heu und Physalis oder Thunfisch, Tomatenhonig und Meerrettich sowie Blumenkohl mit Misoyuzu kombiniert Tobias Wußler bekannte Zutaten in neuen Variationen.

Die Karte ändert sich des Öfteren und bietet damit immer wieder einen Grund für einen unvergesslichen Besuch im Ponyhof. Trotz Generationenwechsel im Restaurant bleibt es bis auf weiteres ein Familienunternehmen, da sowohl der Vater Alois Wußler zusammen in der Küche mit Tobias steht und die Mutter Erika Wußler sich draußen  um das Wohl der Gäste kümmert.

Gut durchdachtes Konzept

„Willkommen bei Freunden“ lautet das Motto und trotz moderner Küche und Tellersprache fühlt man sich wohlbehütet im Ponyhof, als wenn man zu Freunden zum Essen eingeladen ist. Man erkennt, dass gut durchdachte Konzept, die Liebe zum Beruf und den Zusammenhalt der Familie in allen Bereichen des Betriebs.

Wenn man dort noch nicht genug hatte von der leckeren Vielfalt der Badischen Küche, kann man sich auch ein Stück Ponyhof mit nach Hause nehmen.  Zahlreiche Wurst- und Dosengerichte, Marmeladen und Aufstriche, Eis am Stiel und andere Leckereien kann man im hinteren Stübchen erwerben und mit seinen Freunden und Familie teilen. So ist und bleibt der Charme des Ponyhofes weiterhin über Generationen erhalten. Denn Schließlich… “Ponyhof loves you“.

Maria Boyd

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