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Fußball-EM

„Die Einigkeit in den Alltag mitnehmen“

Public Viewing in Oberkirch bei der EM 2024
© Maria Boyd
Überall strömen die Menschen in die Innenstädte, um gemeinsam beim Public Viewing der DFB-Elf die Daumen zu drücken. Euphorie macht sich breit. Maria Boyd hat ein solches Event besucht und ist begeistert. Public Viewings: das Must Have in deinem Event-Kalender! Doch warum geht die Einigkeit nur bei der EM?

Schwarz-Rot-Gold. Fahnen, Trikots, Luftballons, Fähnchen an Autos und Häusern. Leute pilgern aus allen Richtungen mitten ins Zentrum der Stätte. Man kennt nicht alle, aber das Ziel ist es, gemeinsam das Team zu unterstützen. Die deutsche Nationalmannschaft. Man jubelt gemeinsam, man weint gemeinsam, man fiebert gemeinsam dem Sieg entgegen.

Der Zusammenhalt ist so intensiv, dass die Luft regelrecht zu prickeln scheint. Die Einigkeit wird zum Lifestyle. Ich jedenfalls habe mich für das EM-Spiel unseres Teams gegen Ungarn für das kleine Städtchen Oberkirch entschieden. Ich habe mich mit ein paar Freunden verabredet und hatte schon auf dem Weg vom Parkplatz in die Stadt Gänsehaut. Die Spannung in der Luft ist einfach mitreisend. Ob im Hof oder der kleinsten Bar – das Spiel läuft überall. Leute strömen aus allen Ecken von Oberkirch Richtung Stadtzentrum, wo vor dem Polizeigebäude eine große Leinwand aufgebaut ist. Ich habe schon jede Hoffnung verloren meine Freunde zu finden, da die Menschen so kompakt die Fußgängerzone bevölkern. Aber ich habe Glück und dann kann es los gehen. Schnell noch das obligatorische Bier und ich bin bereit um mich seelisch und moralisch auf das Event einzulassen.

Die Stimmung kocht

Wenige Minuten nach Anpfiff schon der erste Versuch des Gegners, ein Tor zu erzielen. Spürbare Anspannung, da es ja die Richtung des Spielverlaufs vorgeben könnte. In der 20. Minute hat die Leinwand einen Aussetzer und alle blicken nur ins Schwarze. Nervosität macht sich breit, grölen und buhen übernehmen den Boulevard für eine Minute. Die Anspannung steigt weiter, man möchte schließlich nichts verpassen. Kurze Zeit später ist der Defekt behoben und alle starren auf die Leinwand und Deutschland schafft es, in der 22. Minute das erste Tor des Abends zu erzielen. Jamal Musiala trifft! Die Stimmung kocht und es fühlt sich an, als ob die gesamte Stadt bebt. Alle Altersgruppen feiern gemeinsam und freuen sich über die Leistung der Mannschaft.

Mit jedem Versuch, jeder Chance, jeglichem Angriff der Ungarn, fiebern alle mit und hoffen darauf, aus diesem Match als Sieger rauszugehen. In der 67. Minute markiert Ilkay Gündogan für Deutschland das 2:0 und alle sind davon überzeugt, dass es so weitergeht. Hier und da nochmal etwas Nervenkitzel bei Vorstößen der ungarischen Mannschaft. Aber nach 90 Minuten ist klar, Deutschland wird selbst mit drei Minuten Nachspielzeit als Gewinner das Spielfeld verlassen. 93. Minute. Abpfiff. Deutschland gewinnt und die Masse reist Ihre Arme hoch, springt rauf und runter und jeder der kann, wedelt die Deutschlandfahne durch die Luft.

Die Einigkeit in den Alltag integrieren

Die Euphorie der Menschen verursacht in mir wieder etwas Gänsehaut. Ob Alt oder Jung, ob deutscher Abstammung oder nicht. Der Zusammenhalt ist überwältigend. Jeder scheint aufeinander zu achten und jeder scheint sich zu respektieren. Nicht das übliche Gestupste, Angepöbeltwerden oder das „Jeder ist sich selbst der Nächste-Verhalten“. Es war ein wunderschöner Abend mit ein paar hundert Freunden. Man vergisst für 90 Minuten alles um einen herum. Den Alltag und die Probleme in der Gesellschaft. Alle ziehen an einem Strang. Stellt sich für mich die Frage: Warum nur zur EM oder WM? Warum können wir nicht gemeinsam durchs Leben gehen, respektvoll und verständnisvoll auch den Rest der Zeit. Einigkeit und Freiheit sollte kein Event sein. Es sollte unser Motto sein für jeden Tag. Auf Arbeit, mit Freunden und Familie und vor allem mit allem unsren Mitmenschen. Egal woher sie stammen. Public Viewings sind ein Zeichen. Ein Zeichen das wir in der Lage sind respektvoll miteinander zu Leben. Nun liegt es an uns, die Euphorie der 90 Minuten in unseren Alltag zu übertragen.

Maria Boyd

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