Restaurantkritik

Die feine Wandlung des Offenburger „Haus Zauberflöte“

Gericht im "Haus Zauberflöte" in Offenburg
© Maria Boyd
Angedacht hatten unsere Autorin Maria Boyd und ihr Mann einen eher bodenständigen Ausklang des Abends bei einem frischen Bier im „Haus Zauberflöte“. Herausgekommen ist eine unvergessliche Fine Dining Experience in einem Traditionslokal, dass eine erstaunliche Wandlung zum Genusstempel hingelegt hat. Mit dem neuen Konzept treffen die Macher laut Boyd kulinarisch auf den Punkt.

Die Großeltern melden sich zum spontanen Besuch an. Endlich haben mein Mann und ich die seltene Gelegenheit, ohne Kinder aus dem Haus zu gehen. Offenburg bietet viel an, um einen kurzen Abend gemütlich in Zweisamkeit zu verbringen. Nach einem Aperitif und einem kleinen Snack in eines unserer beliebten Nachbarschaftslokale, wollte ich die Gelegenheit nutzen, mit meinem Begleiter gemeinsam im Biergarten vom „Haus Zauberflöte“ den Abend mit einem Bier ruhig ausklingen zu lassen. So war der Plan.

Idyllischer Garten

Vor Jahren war ich das letzte Mal im Biergarten zu Besuch. Mit Freunden gemütlich in dem traumhaft idyllischen Garten, den man über den Hinterhof erreichen kann. Ungezwungenes Ambiente, Gartentische und Stühle und eine traumhafte grüne Oase mitten in der Stadt. So war es mir in Erinnerung geblieben. Dasselbe Gefühl wollte ich nun auch meinem Mann geben, als wir die Pläne gemacht haben, wieder etwas Zeit für uns zu haben.

Mit kindlicher Vorfreude zeigte ich ihm den Weg in den „Geheimen Garten“ – denn von außen ist die kleine Oase nicht sichtbar. Man geht zuerst durch eine etwas dunkle Halle, von wo es auch hoch zum Restaurant und der No-Label Bar geht, vorbei am Weinkeller durch eine Tür hindurch, hinter der sich der Biergarten befindet. Gartentische und Stühle gab es immer noch, auch das Oasen-Gefühl ist geblieben. Doch jetzt bedecken weiße Tischdecken, Servietten und Weingläser das einstmals schlichte Mobilar.

Zeit für ein kleines Abenteuer

Genau da wussten wir, dass unser geplanter Abend sich womöglich in eine andere Richtung entwickeln könnte. Auf ein extravagantes Abendmahl hatten wir zwar nicht spekuliert, und dementsprechend angezogen waren wir auch nicht. Aber wenn schon mal die Kinder versorgt sind, dann lassen wir uns auf das Abenteuer im „Haus Zauberflöte“ ein. Kurzerhand wurden wir zu einem süßen Tisch hinten im Garten geführt. Als kleinen Einstieg erhielten wir frisches Brot mit Kräutersalz und Olivenöl. Im Vergleich zu der Weinkarte ist die Speisekarte überschaubar und lässt einem schon von vornherein das Wasser im Mund zusammenlaufen. Obwohl wir eigentlich schon eine Kleinigkeit gegessen hatten, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, wenigsten eine der fünf Vorspeisen zu teilen. Der gegrillte Weinbergpfirsisch mit Honig und Lavendel auf Rucola und Ziegenkäse war ein wunderbarer Start in einen unvergesslichen Abend.

Ausgewogen und überraschend

Bei dem Hauptgang entschied mein Mann sich für das Tagesspezial, ein Schweinekotelett vom Grill mit Grillgemüse und Bratkartoffeln. Das Fleisch war perfekt gegart, aber mit Beilagen und Bratkartoffeln war mir der Geschmack etwas zu einseitig. Ich hätte mir etwas mehr Finesse bei dem Gericht gewünscht. Aber dafür haben die selbstgemachten Trüffel-Ravioli gefüllt mit Zitronen-Ricotta und Parmesanschaum einen Stern verdient. Das Gericht sah nicht nur aus, als käme es gerade aus der Sterneküche, Geschmacklich war es sehr ausgewogen und doch überraschend zur gleichen Zeit. Hauchdünne Ravioli, al dente gegart, mit einem Hauch von Trüffel und Zitrone. Insgesamt ein perfektes Gericht, für das ich jederzeit wiederkommen würde.

Auch wenn der Abend nicht wie gedacht verlaufen ist, sind wir über die unverhoffte Überraschung nicht traurig. Es hat sich nur bestätigt, dass das „Haus Zauberflöte“ sich weiterentwickelt und jetzt eines der besten gastronomischen Betriebe in Offenburg ist. Jedenfalls unser nicht so „Geheimer Garten“.

Maria Boyd

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