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„Oberrheinischer Kunstpreis“

„Behind the Wall“ in der Städtischen Galerie

© Bernhard Strauss/Städtische Galerie Offenburg
Der „Oberrheinische Kunstpreis“ wird alle drei Jahre gemeinsam von der Stadt Offenburg und dem „Förderkreis Kunst und Kultur“ vergeben. Neben 10.000 € Preisgeld gibt es eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg. In diesem Jahr gewannen die Schwestern Julia und Claudia Müller aus der Schweiz.

„Kunst braucht Gunst“ – niemand nimmt diese Binsenweisheit ernster als der „Förderkreis Kunst und Kultur“ in Offenburg. Diese seit 2003 existierende Gemeinschaft meist wohlhabender Kunstfreunde hat sich zum Ziel gesetzt, junge Kunst zu fördern und in die Ortenau zu bringen. Das Premiumprodukt des Kreises ist der „Oberrheinische Kunstpreis“, der in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben wurde. Gewinner sind die aus der Schweiz stammenden Künstlerinnen Claudia und Julia Müller. Eine Ausstellung des Geschwisterpaares in der Städtischen Galerie Offenburg im Kulturforum stellt ihre Kunst vor.

Seit mehr als dreißig Jahren entwickeln die beiden Schwestern ein gemeinsames Werk, das weit über die Grenzen des Dreiländerecks Anerkennung fand. Folglich geht es auch in ihrer Ausstellung in der Städtischen Galerie nicht um die Frage, was man malt, sondern wie man in nachavantgardistischen Zeiten mit dem Begriff „Malerei“ umgeht. Im Klartext heißt das, die beiden arbeiten figürlich, bevorzugt unfarbig, gehen oft von Zeichnungen aus, aber haben die Grenzen des Tafelbildes längst verlassen. Ihre Präsentation in Offenburg ist mit dem Slogan „Behind the wall“ überschrieben, der sich schon im Eingangssaal eindrucksvoll einlöst. Eine gut zwölf Meter breite wie ein überdimensionales Wäschestück aufgehängte Leinwand versperrt den Blick auf die restlichen sieben Räume der Galerie, die man an der Seite durch einen spaltbreiten Durchgang betreten kann. Auf dem Bildgrund abgebildet ist eine in Grisseille gemalte weibliche Rückenfigur – kein klassischer Akt, sondern in Tücher gehüllt, den Kopf in den verschränkten rechten Arm gelegt, die Beine ebenfalls übereinander gelegt. Keine entspannte Position, sondern eine Körperlage, die unmerklich eine unfreiwillige Situation suggeriert. Zugleich aber ist die Figur so detailfremd und unspektakulär angelegt, dass man, abgesehen von den Extremitäten durchaus eine Landschaftsformation assoziieren könnte, ein Gebirgszug in einer wüstenartigen Landschaft, denn die Umgebung der Figur ist ebenfalls nur mit wenigen sphärischen Strukturen angetastet. Titel der Arbeit: „It ends, where it begins (sunset) von 2024. Eindeutigkeit ist etwas anderes – und das Rätselhafte bleibt im gesamten Rundgang erhalten. Der Parcours in Offenburg umfasst neben Zeichnungen auch Wandbilder, Objekte und Videoinstallationen aus zwei Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit und – wie eine Belohnung, am Ende ein zweites großes Bild, das die Liegende nun von vorne zeigt.

Die Schwestern Claudia (geb. 1964) und Julia (geb. 1965) Müller leben in Basel, Karlsruhe und Berlin. Claudia Müller studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, Julia Textildesign an der Schule für Gestaltung Basel. Sie ist seit 2005 Professorin an der Kunstakademie in Karlsruhe. Julia Müller lehrt an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Das Geschwisterpaar ist international bekannt und hat schon mehrere Preise und Stipendien gewonnen.

DER PREIS

Der „Oberrheinische Kunstpreis“ wird alle drei Jahre gemeinsam von der Stadt Offenburg und dem „Förderkreis Kunst und Kultur“ vergeben. Neben 10 000 € Preisgeld gibt es eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg und einen Katalog. Die Preisträger werden von einer Fachjury unter Vorsitz von Oberbürgermeister Marco Steffens ausgewählt. Jurymitglieder waren bei der fünften Ausgabe Sebastian Baden (Schirn Kunsthalle Frankfurt) Estelle Pietrzyk (Musée d´Art Moderne et Contemporain, Straßburg) und Maja Wismer (Kunstmuseum Basel), dazu Vertreter des Förderkreises Kunst und Kultur und der Stadt Offenburg.

Bisherige Preisträger:

2011 Corinne Wasmuht, Karlsruhe/Düsseldorf

2014 Miriam Cahn, Basel

2017 Peter Vogel, Freiburg (posthum)

2020 Peter Bosshart, Efringen-Kirchen

2024 Claudia und Julia Müller, Basel

DIE AUSSTELLUNG

„Behind the wall“ von Claudia und Julia Müller ist bis zum 6. Oktober in der Städtischen Galerie Offenburg, Amand-Goegg-Straße 2, zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 14 – 18 Uhr, Samstag, Sonntag 11 – 17 Uhr. Eintritt 4,50 €, ermäßigt 3 €, frei bis 21 Jahre.

Sonderveranstaltung:

Freitag, 12. Juli, 18-22 Uhr: Langer Kunstabend in der Ausstellung „Behind the Wall“; Kurzführungen, Musik und Getränke an der Bar; Eintritt frei

Rainer Braxmaier

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