„Wir waren 15 Familienmitglieder“, erinnert sich Elena Tomas und auch, dass es ihr nicht leicht gefallen ist, ihre Heimat zu verlassen. „Damals hat man sogar in der Zeitung über uns berichtet“, erinnert sie sich, „weil wir eine so große Familie waren“. Heute lebt sie mit ihrer jüngsten Tochter alleine in Achern. Ihre Älteste hat bereits einen eigenen Hausstand, ist verheiratet und hat Elena Tomas einen Enkel beschert.
Verborgene Künstlerin
Ihre Wohnung ist hell und freundlich. Und sie zeugt von einer gewissen Kreativität. Denn die verborgene Künstlerin hat das Malen für sich entdeckt. „Eigentlich dachte ich nicht, dass ich malen kann“, lacht sie. Aber als sie in einem Geschäft ein Acrylic Fluid Painting Set gesehen hatte, wollte sie es gerne ausprobieren. „Das Ergebnis mit dem flüssigen Acryl hat mich so begeistert, dass ich von da ein neues Hobby für mich entdeckt habe, das mich nicht mehr losgelassen hat“. Das war 2018. Sie ist eine ambitionierte Hobby-Künstlerin, wie sie auch die Besucher der „Offenen Ateliers Achern“ im September zu sehen bekamen.
Die Ergebnisse der nicht steuerbaren Farbverläufe auf Leinwand sind beeindruckend. Heute hängen ihre Wände allerdings voll mit gemalten Acrylbildern, vornehmlich Blumen in ihrer Besonderheit. „Die Pfingstrosen hier“, und sie zeigt auf ein Bild an der Wand, „hängen zwar schon, aber sie sind noch nicht fertig!“
Schwierige Zeit
Und bei dem großen Werk mit den kraftvollen Hortensien müsse sie den Hintergrund noch weiter bearbeiten. Immer wieder würde sie ihre Werke betrachten und es ginge lange, bis sie zufrieden sei. An einem Bild habe sie fast ein Jahr gearbeitet. Es zeigt roten Mohn auf dunkler Grundfläche, die Blumen allerdings hell unterlegt. Ein Bild, dessen Entstehung ihr über eine schwierige Zeit hinweggeholfen habe und dem sie den Namen „Der Weg der Hoffnung“ gegeben hat.
Die Zeit des Fluid Painting, dessen Ergebnis eher auf dem Zufallsprinzip beruht, als auf künstlerischem Können, hat sie hinter sich gelassen und sich bald der richtigen Malerei gewidmet. Hierbei gelingt es ihr vortrefflich, die Schönheit der Natur hervorzuheben, die Blüten in Form und Farbe naturgetreu darzustellen. Eine Ausstellung habe sie noch nie in Erwägung gezogen, lächelt sie bescheiden, wohl aber Auftragsarbeiten angenommen und hier und da schon mal ein Bild über die sozialen Medien verkauft.
In Achern gelandet
Für Elena Tomas ist die Malerei eine große Bereicherung geworden. „Wenn ich male, schalte ich völlig ab und vergesse alles um mich herum“, sagt sie. Auch ein Leben, dass nicht immer einfach war. Mit einem kleinen Kind die Heimat zu verlassen ist ein schwerer Schritt. „Zuerst waren wir in Rastatt, dann wurden wir nach Rügen geschickt, wo wir vier Jahre wohnten. Der nächste Zwischenstopp war in Niedersachsen, bis sie schließlich 2010 in Achern gelandet sind. „Hier bin ich angekommen, hier ist jetzt meine Heimat“, so Tomas.
Ihren Lebensunterhalt verdient sie in einem Supermarkt als Kassiererin. Ihre Freizeit aber widmet sie ganz ihrer Kreativität, denn neben dem Malen bastelt sie Weihnachtsschmuck und näht aktuell Wichtelmänner. Eine ganze Herde dieser witzigen Gesellen mit langem Bart und hoher Zipfelmütze sitzt in einer Ecke und wartet darauf, anderen Freude zu bereiten. Und sie haben ein winziges kleines Etikett im Jacket, darauf eine kleine Nähmaschine mit der Aufschrift „Lena ́s Creativ“ – „meine Firma“, lächelt sie verschmitzt.
Von Regina de Rossi
Siehe auch:
Ansturm auf „Offene Ateliers Achern“ überrascht Organisatorinnen
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