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Porträt und Kurzinterview

Shootingstar der Ortenauer Kunstszene: Clemens Gerber

© Regina de Rossi
Der ambitionierte Nachwuchs-Künstler Clemens Gerber, hat nach seiner ersten großen Ausstellung in den Ateliers der Illenau Werkstätten noch viel vor. Derzeit weilt er im Schweizer Brienz bei einem Symposium. Bereits letztes Jahr holte er die Deutsche Meisterschaft der Jung-Steinbildhauer. Mit vier Jahren kam er nach Achern. Seine Ausbildung hat er in der Oberkircher Holz- und Steinbildhauerei Huber gemacht.

Clemens Gerber ist ein junger Künstler aus Achern. Mit erst 23 Jahren hat er nicht nur das Abitur in der Tasche, eine Lehre zum Steinbildhauer abgeschlossen und setzt aktuell sein Studium in der Holzbildhauerei fort, er hat bereits zwei bedeutende Preise abgeholt. Im letzten Jahr wurde er deutscher Meister der Jung-Steinbildhauer und sicherte sich im bundesweiten Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“ den ersten Platz.

Gerade hatte er seine erste große Ausstellung im Atelier der Illenau Werkstätten e.V. in Achern. Ein Erfolg, der ihn für sein enormes Arbeitspensum belohnte. Clemens Gerber hatte nicht nur Skulpturen, sondern auch Bilder ausgestellt. Eindrucksvolle Bilder, Porträts von Menschen, die durch ihre ausdrucksvolle Mimik eine Geschichte erzählen.

„Gemalt und gezeichnet, das habe ich schon immer“, erzählt der junge Künstler, der allerdings auf die Frage nach seinen Hobbys das Klettern angibt. Vielleicht ganz gut so, Beruf und Freizeit zu trennen, dennoch sind seine Arbeiten hier Ergebnisse einer „Berufung“. Großartig, sein Gesellenstück, ein aus weißem Stein herausgearbeiteter Frauenakt, dessen Exaktheit in der Proportionalität verblüfft. Der „Ruf nach Freiheit“ zeigt einen Kraftakt, ein Männerkörper, der sich mühsam aus dem Stein befreit.

Der Natur nachempfunden

Dazwischen feine, aus Zirbelholz herausgearbeitete Köpfe, zwei ineinander verschlungene Körper, vielsagend als „Der Kuss“ bezeichnet und dann wieder Stein. Harter, fester Stein, aus denen Clemens Gerber zwei florale, der Natur nachempfundene Objekte „Tag und Nacht“ heraus gemeiselt hat Clemens Gerber wurde in Sigmaringen geboren. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Achern. Clemens ist mit zwei Schwestern aufgewachsen, hat auf der Lender in Sasbach 2019 sein Abitur gemacht und steht genau fünf Jahre später als Künstler mit Bildern, Holz- und Steinskulpturen hier inmitten seiner ersten eigenen Ausstellung, die ihm ungemein viel Bewunderung einbringt.

Nach dem Abitur ging es für ihn erst einmal im Zuge eines Freiwilligen Jahres nach Afrika. In Ghana hat er in einem Art Kinderdorf gearbeitet, mit Kindern, die viel Leid erfahren hatten und die er hier nicht nur begleiten, sondern auch unterrichten durfte. Leider musste er diesen Einsatz nach nur acht Monaten schlagartig abbrechen, weil Corona nichts anderes zuließ. „Es war für mich“, so der erst 23 jährige Künstler, „ein beeindruckendes, wertvolles und auch wegweisendes Jahr“.

Ausbildung in Oberkirch

Wieder zu Hause musste er sich neu orientieren. Sein Weg führte ihn in die Holz- und Steinbildhauerei Huber in Oberkirch. „Dort habe ich während der Schulzeit ein Praktikum gemacht und tatsächlich konnte ich dort eine Ausbildung beginnen“. Er habe Tobias Huber und seinem Vater sehr viel zu verdanken, so Clemens Gerber über die Hubers, die sein Talent schon damals erkannt hatten. Schließlich schloss er seine Ausbildung nicht nur erfolgreich ab, er holte sich auch die bereits erwähnten ersten Plätze in bundesweiten Wettbewerben.

Nach der Ausstellung im Atelier der Illenau Werkstätten fuhr Clemens Gerber direkt zu einem Steinbildhauer Symposium nach Brienz. „Eigentlich bin ich ziemlich erschöpft nach diesen Tagen hier, aber wenn ich dann in der Schweiz am Ufer des Brienzersee mit meiner Kettensäge in der Hand stehe, ist alle Anstrengung vergessen“, weiß der junge Künstler. Und das glaubt man ihm gerne, denn wenn er über seine Arbeit spricht, beginnen seine Augen zu leuchten. Jetzt im Sommer wird er sein Taschengeld als Steinmetz in Italien aufbessern, um dann im September erneut sein Studium in Südtirol, im Grödnertal, der Hochburg der Holzschnitzer aufzunehmen.

Kurzinterview mit Clemens Gerber

Ortenau Journal: Du bist direkt nach deiner Ausstellung nach Brienz zum Bildhauersymposum gefahren. Welche Eindrücke und Erfahrungen nimmst du davon mit?

Clemens Gerber: Es war eine intensive Woche, ich durfte Bildhauer aus verschiedensten Ländern der Welt kennenlernen. Es ist sehr inspirierend zu erleben, wie unterschiedlich jeder sich bildhauerisch ausdrückt, obwohl jeder das gleiche Ausgangsmaterial bekommt, nämlich einen Baumstamm. Gerade der Austausch mit anderen Bildhauern ist besonders wertvoll. In solch einem Symposium entsteht eine ganz besondere Arbeitsdynamik. Uns Bildhauern wird eine Plattform gegeben in der wir unser Schaffen der Öffentlichkeit zeigen können und das alles vor traumhafter Kulisse am Brienzer See.

Ortenau Journal: Welche Pläne, Ziele, verfolgst du weiter?

Clemens Gerber: Ich will intensiv an meinen Bildhauerfähigkeiten arbeiten und mich bildhauerisch weiterentwickeln.

Ortenau Journal: Wie fühlt man sich, wenn man bildhauerisch arbeitet, etwas aus einem festen Material herausarbeitet?

Clemens Gerber: Bildhauerei ist etwas schöpferisches, man selbst taucht in die Schöpferrolle ein und dadurch, dass es ein dreidimensionales Arbeiten ist, auf eine ganz intensive Art. Der Prozess, eine Idee aus seiner Vorstellung in einem Stück Stein oder einem Stück Holz umzusetzen ist ein tief erfüllender Akt. Besonders da man es mit Holz und Stein, mit zwei so wilden Materialien zu tun hat. Es sind Materialien die ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Willen haben. Es ist ein ständiger Dialog, indem man sich voll auf das Material einlassen muss. Gerade in diesem Prozess des Formens, oder besser gesagt des Befreiens einer Form, in dem man alle Höhen und Tiefen durchlebt, steckt eine tiefe Schönheit.

Text und Interview:  Regina de Rossi

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