Im Februar veröffentlichte das Online-Marktforschungsinstitut Appinio eine Umfrage, die eintausend junge Menschen in Deutschland nach dem Zusammenhang zwischen Kinderwunsch und Klimawandel befragte. Die Ergebnisse sind alarmierend: Mehr als ein Viertel der 16- bis 24-Jährigen gab an, aufgrund der Klimakrise keine Kinder bekommen zu wollen, und ein weiteres Viertel berichtete, dass sich ihr Kinderwunsch abgeschwächt habe. Diese Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die weitreichende Wirkung der Klimakrise auf die Lebensentscheidungen der jungen Generation.
„Hoffnung für Verzweifelte“
Die britische Datenjournalistin Hannah Ritchie greift dieses Thema in ihrem Buch „Hoffnung für Verzweifelte“ auf, das im Frühjahr auf Deutsch erschien. Ritchie, wissenschaftliche Leiterin des Portals „Our World in Data“, beginnt ihr Buch mit der Feststellung, dass Kindern oft gesagt wird, sie würden wegen des Klimawandels sterben. Sie beschreibt die düstere Weltuntergangsstimmung, die lange Zeit vorherrschte und die sie selbst viele Jahre beeinflusste. Sie glaubte, dass die Welt aufgrund von Klimawandel, Entwaldung, Luftverschmutzung, Überfischung und Artensterben dem Untergang geweiht sei. Doch ein genauer Blick auf die Daten führte zu einer überraschenden Erkenntnis: Die Welt ist auf Besserungskurs.
Auf dem Weg der Besserung
Ritchie erklärt, dass trotz der vielen Herausforderungen Fortschritte gemacht wurden. Sie zeigt auf, dass viele frühere Annahmen falsch waren und dass die Welt auf dem Weg der Besserung ist. Sie gibt zu, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, aber die Richtung stimmt. Ihre Botschaft: Optimismus und Zuversicht sind notwendig, um die Probleme anzugehen und nicht in der Schlechtmalerei zu versinken.
Anhand von acht Themen – Nachhaltigkeit, Luftverschmutzung, Klimawandel, Entwaldung, Ernährung, Biodiversität, Plastik in den Meeren und Überfischung – zeigt Ritchie, welche Verwüstungen der Mensch angerichtet hat, aber auch, wie in den letzten Jahren viele Probleme angegangen und teilweise gelöst wurden. Besonders überraschend sind die Fortschritte bei der Reduktion von CO2-Emissionen. Während viele Wissenschaftler vor einigen Jahren noch von einer Erwärmung um 4,5 bis sechs Grad Celsius ausgingen, scheint heute eine Begrenzung auf zwei Grad Celsius möglich. Dies könnte erreicht werden, wenn alle Länder ihre Klimaschutz-Versprechen einhalten.
Pro-Kopf-Emissionen sinken seit 2012
Ritchie betont, dass viele Regierungen inzwischen das Ziel der CO2-Neutralität für die Mitte des Jahrhunderts verfolgen. Auch wenn Europa und Deutschland noch Herausforderungen bewältigen müssen, ist dies ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Sie räumt jedoch ein, dass Versprechungen eine Sache sind und die tatsächliche Entwicklung eine andere. Die CO2-Emissionen steigen weiterhin und erreichten 2023 einen Höhepunkt. Ritchie ist jedoch zuversichtlich, dass die Welt bald den Höhepunkt der CO2-Emissionen überschreiten wird, da die Pro-Kopf-Emissionen seit 2012 sinken.
Ein Beispiel für positive Entwicklungen ist Großbritannien, das 1950 fast seinen gesamten Energiebedarf mit Kohle deckte, heute jedoch kaum noch auf diesen Energieträger angewiesen ist. Auch in Deutschland sind die Pro-Kopf-Emissionen seit den 1970er Jahren um ein Drittel gesunken. Diese Fortschritte führen Ritchie zu dem Schluss, dass auch Länder im globalen Süden Wege finden können, sich zu elektrifizieren, ohne den Klimawandel zu verschärfen.
Weiterhin Herausforderungen
Ritchie sieht auch im Wechsel von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu Elektroautos eine positive Entwicklung. Sie beschreibt, dass das große Dilemma der 2020er Jahre nicht mehr darin besteht, zwischen Diesel und Benziner zu wählen, sondern zwischen Elektroauto und keinem Auto. Trotz des Optimismus gibt es weiterhin Herausforderungen: Die globale Nachfrage nach Energie wächst, und viele Länder setzen weiterhin stark auf fossile Brennstoffe. Politische Unsicherheiten und autokratische Regierungen könnten den Fortschritt behindern.
Ritchie ermutigt jedoch dazu, optimistisch zu bleiben und sich auf konkrete Maßnahmen zu konzentrieren. Sie betont, dass die Welt trotz Rückschlägen auf einem guten Weg ist und dass es wichtig ist, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Wer keine Kinder bekommen will, um die Klimakrise nicht zu verschärfen, sollte dies – zumindest mit dieser Begründung – überdenken. Die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland sind heute so niedrig wie vor 100 Jahren, und die nächste Generation könnte sogar noch weniger CO2 ausstoßen und aktiv an der Erhaltung des Planeten arbeiten.
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