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Scheidungen

Immer weniger Scheidungen: Das sind die Gründe!

© StockSnap
Die Zahl der Scheidungen in Deutschland ist 2023 weiter gesunken und erreichte mit 129.000 den tiefsten Stand seit 1990, was einem Rückgang von 6,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der langfristige Trend zeigt seit 2003 einen Rückgang der Scheidungen. Ein Hauptgrund ist, dass die zahl der Trauungen 2023 mit 360.000 einen niedrigen Stand erreichte.

Der Tiefststand wurde Corona-bedingt 2021 mit 357.000 Eheschließungen erreicht. Über die Hälfte der geschiedenen Paare hatte minderjährige Kinder. Die meisten Ehen wurden nach einem Trennungsjahr geschieden, durchschnittlich nach 14 Jahren und neun Monaten Ehe. In 89,6 % der Fälle wurde der Scheidungsantrag einvernehmlich gestellt. Nur bei 4,2 % der Fälle erfolgte der Scheidungsantrag ohne Zustimmung des Ehepartners.

Bewusste Entscheidung

Seit 2003 ist die Zahl der Scheidungen in Deutschland mit wenigen Ausnahmen um 39,7 Prozent gesunken. Ein Hauptgrund dafür ist der Rückgang der Eheschließungen, die 2023 auf den zweitniedrigsten Stand seit 1950 gefallen sind. Doch auch veränderte Ansprüche an Beziehungen spielen eine Rolle. Paartherapeutin Yvonne Beuckens erklärt gegenüber der „Frankfurter Rundschau“, dass Menschen heute eher aus Überzeugung heiraten und bewusster mit der Entscheidung umgehen. Die gesellschaftliche Verpflichtung zu heiraten ist verschwunden, und Paare treffen diese Entscheidung basierend auf gemeinsamen Werten, was sie durch Krisen trägt. Ökonom Wido Geis-Thöne sieht einen weiteren Grund darin, dass Paare sich vor der Ehe länger ausprobieren können, was früher kaum möglich war. Diese längere Probezeit vor der Ehe verringert das Scheidungsrisiko.

Hinzu kommt, dass getrennte Paare heute oft weiterhin gemeinsam für ihre Kinder sorgen und ein gutes Verhältnis pflegen. Dadurch scheuen sie die Bürokratie und Kosten einer Scheidung und bleiben trotz Trennung oft verheiratet. Ein weiterer Faktor ist die Zuwanderung, insbesondere aus Ländern mit traditionellen Normen wie der islamischen Welt und Indien, wo Scheidungen gesellschaftlich weniger akzeptiert sind. Zuwandernde passen sich zwar an die Gesellschaften ihrer Zielländer an, bleiben jedoch auch in ihren Herkunftskulturen verwurzelt, wo Scheidungen oft ein Tabu sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl der Rückgang der Eheschließungen als auch veränderte Beziehungsansprüche, längere Probezeiten vor der Ehe, gemeinschaftliche Kinderbetreuung nach Trennungen und traditionelle Normen bei Zuwandernden zu weniger Scheidungen in Deutschland beitragen.

Zu den Originalartikeln:

Spiegel

Frankfurter Rundschau

 

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