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Unfallchirurgie

Knochenheilung: 3-D-Druck revolutioniert die Unfallchirurgie

© bayern-reporter_com/pixabay
Revolution in der Unfallchirurgie: maßgeschneiderte 3-D-gedruckte Knochen-Scaffolds von BellaSeno können Brüche heilen und die Notwendigkeit von Metallimplantaten überflüssig machen. Im nächsten Schritt sollen Brustimplantate überflüssig gemacht werden durch Gerüste für die Brustrekonstruktion.

Als Beifahrer im Auto sollte man darauf achten, die Knie nicht ans Armaturenbrett zu lehnen, da dies bei einem Auffahrunfall zu schwerwiegenden Oberschenkelbrüchen führen kann. Der Heidelberger Unfallchirurg Tobias Großner hat zahlreiche solcher Brüche behandelt, häufig durch die Einsetzung von Marknägeln oder Platten, die jedoch oft Probleme wie Entzündungen oder unvollständige Heilungen verursachen. Auf der Suche nach besseren Lösungen stieß Großner auf BellaSeno, ein australisches Unternehmen, das sich auf 3-D-Druck von Medizinprodukten spezialisiert hat.

Gemeinsam entwickelten sie maßgeschneiderte Gerüste für Knochenlücken, die mit Knochenmark gefüllt werden. Diese Gerüste, aus einem sich langsam auflösenden Kunststoff gefertigt, unterstützen das Knochenwachstum und verschwinden, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Dadurch wird die Bruchlücke mit eigenem Knochengewebe der Patienten geschlossen. Diese innovative Methode, die in der BioCity in Leipzig entwickelt wurde, stellt eine kleine Revolution in der Unfallchirurgie dar.

Bildung neuer Knochen

Die in Leipzig produzierten Scaffolds sind an hochspezialisierten Kliniken im Einsatz. Ein besonders beeindruckender Fall zeigt einen ukrainischen Zivilisten, dessen Unterarmknochen nach einer Verletzung durch ein Projektil ersetzt wurde. Das Gerüst aus Leipzig ermöglichte es dem Patienten, seinen Unterarm wieder zu bewegen und neuen Knochen zu bilden.

BellaSeno arbeitet auch an Gerüsten für die Brustrekonstruktion. Diese werden aus demselben Material wie die Knochen-Scaffolds gefertigt, aber mit Fettzellen gefüllt. Auch diese Gerüste lösen sich langsam auf, während das Fettgewebe den vorgegebenen Raum ausfüllt und an den Blutkreislauf angeschlossen wird. Ziel ist es, eine Brust zu schaffen, die sich wie natürliches Gewebe anfühlt und Menschen mit beschädigten Silikonimplantaten helfen könnte.

Für die Entwicklung der Gerüste mussten viele Anpassungen vorgenommen werden, um die gewünschte Flexibilität und Weichheit zu erreichen. Erste Studien laufen bereits, und die Brustgerüste könnten bald auf den Markt kommen, um eine natürliche Alternative zu Silikonimplantaten zu bieten. Damit könnte BellaSeno eine bedeutende Rolle in der Zukunft der rekonstruktiven Chirurgie spielen, weit über die Behandlung von Knochenbrüchen hinaus.

Zum Originalartikel: taz

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