Immer mehr deutsche Städte verfolgen das Ziel autofreier oder zumindest verkehrsberuhigter Innenstädte – mit positiven Effekten nicht nur für Umwelt, Fußgänger und Radfahrer, sondern auch für den Einzelhandel. Zuletzt sorgte ein Aprilscherz von Sebastian von der Machbar Oberkirch für Aufregung in der Redaktion des Ortenau Journals. Er postete die Info, dass der Kirchplatz in Oberkirch ab Herbst autofrei werden würde. Eine reizvolle Idee: Der Kirchplatz könnte aufblühen, es gäbe mehr Raum für die Menschen, für Events, Kreativität und Angebote. Leider war der Wunsch Vater des Gedankens.
Sorgen sind unberechtigt
Denn eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) belegt: Die häufig geäußerten Sorgen von Geschäftsleuten, dass der Wegfall von Parkplätzen und Autospuren zu Umsatzverlusten führen könnte, sind weitgehend unbegründet. Vielmehr zeigt sich, dass ein attraktiver öffentlicher Raum die Kundschaft zum Verweilen einlädt und die Besucherfrequenz – der wichtigste Faktor für den Einzelhandelsumsatz – erhöht. Über die Studie berichtet MDR Online.
Studienleiterin Michaela Christ erklärt demnach, dass zwischen Verkehrsberuhigung und wirtschaftlicher Benachteiligung des Einzelhandels kein direkter Zusammenhang bestehe. Im Gegenteil: Fußgänger und Radfahrer würden Geschäfte zwar oft mit kleinerem Warenkorb besuchen, dafür aber deutlich häufiger kommen – und so insgesamt für höhere Umsätze sorgen als Autofahrer. Einzelhändler würden also langfristig von Maßnahmen profitieren, die den öffentlichen Raum für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer aufwerten.
Gestiegene Aufenthaltsqualität
Die Erreichbarkeit der Geschäfte sei jedoch ein entscheidender Punkt. Damit der Verzicht aufs Auto nicht zum Nachteil wird, muss der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) ebenso wie die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger attraktiv und zuverlässig gestaltet sein. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Parkraumbewirtschaftung: Durch die gezielte Steuerung des Parkraums – etwa durch Gebühren oder Zeitbegrenzungen – könne dieser effizienter genutzt werden, etwa indem Dauerparker verdrängt und Parkplätze gezielt für Kundinnen und Kunden freigehalten werden. Anstatt für parkende Autos könnte der gewonnene Raum sinnvoll genutzt werden. Etwa für Sitzgelegenheiten, Begrünung oder gastronomische Angebote. Die dadurch gestiegene Aufenthaltsqualität sorge für längere Verweildauer und damit Konsum.
Positive Zwischenbilanz
International gebe es bereits erfolgreiche Vorbilder: In Barcelona wurden MDR Online zufolge sogenannte „Superblocks“ eingerichtet, bei denen der Durchgangsverkehr auf Nebenstraßen unterbunden und ganze Viertel autofrei gemacht wurden. Ein vergleichbares Pilotprojekt laufe derzeit auch in Leipzig im Osten der Stadt mit positiver Zwischenbilanz. Paris legt sogar noch eine Schippe drauf: Hunderte Straßen sollen für Autos gesperrt werden – ein Vorhaben, das durch eine klare Mehrheit in einer Bürgerbefragung gestützt werde.
Von partizipativer Demokratie ist man in Deutschland noch weit entfernt. Bevor solche Maßnahmen umgesetzt werden, gibt es rechtliche Verfahren, bei denen auch die Interessen von Gewerbetreibenden berücksichtigt werden müssen. Städte wie Leipzig, Erfurt und Halle würden zeigen, dass auch hierzulande ein Wandel hin zu weniger Autoverkehr in Innenstädten möglich sei – mit Vorteilen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft.
Wolfgang Huber/ChatGPT
Zum Ausgangsartikel: Verkehrsberuhigung: auch gut für den Einzelhandel (MDR online)
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