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Innovation

Neuartiger Kaffee kann künftige Produktionsausfälle abfedern

Frau trinkt Kaffee im Wald
© Katya_Ershova/pixabay
Die Produktion von Kaffee, wie sie heute üblich ist, ist nicht nachhaltig. Der Kaffeeanbau wird zunehmend durch den Klimawandel bedroht: Steigende Temperaturen, Dürren, Taifune oder neue Krankheiten gefährden die Ernte weltweit. Die Anbauflächen werden knapp. Nun hat ein Startup aus Singapur einen alternativen Kaffee ohne Bohnen entwickelt. Dieser wird aus Resten der Lebensmittelindustrie hergestellt und soll einen hervorragenden Geschmack haben.

Eine Studie aus dem Jahr 2022 prognostiziert, dass die für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen bis 2050 erheblich schrumpfen werden. Der Kaffeeanbau führt zur Abholzung von Wäldern, verbraucht große Mengen Wasser, Düngemittel und Pestizide und verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen. Dies schädigt die Umwelt und zerstört lokale Ökosysteme, was laut DJ Tan eine existenzielle Krise für die globale Kaffeeindustrie darstellt und zugleich eine moralische Krise für Kaffeeliebhaber.

Experimente mit Fermentation

Um diesem Problem entgegenzuwirken, entwickelte DJ Tan die Idee eines Kaffees, der aus Resten der Lebensmittelindustrie hergestellt wird. Tan, der zuvor in der Lebensmittelindustrie gearbeitet und mit Spitzenköchen in Singapur zusammengearbeitet hatte, nutzte seine Erfahrung in der Fermentation, um neue Geschmacksrichtungen zu kreieren. Mikroorganismen und Hefe, die bereits zur Herstellung von Lebensmitteln wie Joghurt, Kimchi und Bier verwendet werden, spielen dabei eine zentrale Rolle. Tan experimentierte mit der Fermentation, um Aromen zu erzeugen, die es bislang noch nicht gab.

Im Jahr 2022 traf Tan auf Jake Berber, einen Neurowissenschaftler und Unternehmer, bei einem Startup-Accelerator in Singapur. Beide waren Kaffeeliebhaber und beschlossen, gemeinsam ein bohnenfreies Getränk zu entwickeln. Sie schlossen sich einer wachsenden Bewegung von Upcyclern an, die überzeugt sind, dass die Wiederverwertung von Lebensmittelresten den ökologischen Fußabdruck verringern kann.

Schokoladiger Geschmack

Nach monatelangen Experimenten mit verschiedenen Zutaten fanden Tan und Berber die richtige Mischung: altbackenes Brot aus Bäckereien, Sojabohnenschnitzel aus der Tofuherstellung und Gerstentreber aus örtlichen Brauereien. Diese Zutaten werden in gleichen Mengen gemischt, 24 Stunden lang fermentiert und anschließend geröstet, wodurch ein koffeinfreier „Kaffee“ entsteht. Dieses Getränk kann mit pflanzlicher oder normaler Milch genossen oder als Zutat in Cocktails verwendet werden. Es schmeckt leicht schokoladig und hat bittere Kräuternoten.

Prefer Coffee, das Startup von Tan und Berber, verkauft das Getränkepulver, das wie herkömmlicher Kaffee aufgebrüht werden kann, sowie fertigen Cold Brew und Latte in Flaschen. Diese Produkte sind derzeit online und in einigen Cafés in Singapur erhältlich. Für diejenigen, die Koffein suchen, bietet das Startup eine Variante mit Koffeinpulver aus Teeblättern an, da Teepflanzen auf einem sich erwärmenden Planeten besser gedeihen als Kaffeepflanzen.

Ausweitung auf andere Länder

Prefer Coffee plant, seine Produkte auf andere Länder auszuweiten und lokale Abfälle wie Maniok-, Zuckerrohr- oder Ananasreste zu verwenden. Laut Tan ist die Fermentationstechnologie des Unternehmens flexibel und kann an verschiedene Rohstoffe angepasst werden, um eine nachhaltige Kaffeealternative zu schaffen.

Zum Originalartikel:

Kaffee aus Essensresten: Wie ein Startup für einen nachhaltigen Koffein-Kick sorgt

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