Schlafforscher, Wissenschaftler und Kinderärzte sind sich weitgehend einig: Ein Unterrichtsbeginn um 9 Uhr statt um 7.30 oder 8.00 Uhr hat deutlich mehr Vor- als Nachteile. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse belgen, dass Kinder ab 12 Jahren mehr Schlaf brauchen und zwar bis zu 10 Stunden. Der Lernerfolg würde durch einen späteren Schulbeginn steigen, da die Schüler mehr Wissen im Langzeitgedächtnis abspeichern könnten. Wer ausgeruht anstatt müde zur ersten Stunde erscheint, mache zudem weniger Fehler.
Dänemark geht voran
In Dänemark haben nun 20 Schulen spätere Anfangszeiten eingeführt, um das Wohlbefinden und die Lernergebnisse der Schüler zu verbessern. Auslöser war das Buch „Non-Negotiable“ von Chris MacDonald, das die Bedeutung von Schlaf für das Wohlbefinden Jugendlicher betont. Experten erklären, dass Jugendliche einen anderen circadianen Rhythmus haben und ihr Körper später Cortisol ausschüttet, ein Stresshormon, das sie aufwachen lässt. Dänische Gesundheitsbehörden empfehlen 8 bis 10 Stunden Schlaf pro Nacht für Jugendliche, aber fast 60 Prozent der 15-Jährigen schlafen weniger. Schüler wie der 15-jährige Rasmus berichten, dass sie mit späteren Schulanfangszeiten schneller einschlafen und eine bessere Schlafqualität haben.
Die Initiative hat sich in den letzten zwei Jahren landesweit verbreitet. Schulleiter wie Kennet Hallgren von der Taastrup Realskole berichten, dass die Schüler mehr Energie haben und konzentrierter sind. Auch Schüler wie die 13-jährige Lina bemerken eine verbesserte Konzentration und Lernfähigkeit. Trotz der späteren Anfangszeit sollte der Unterricht nicht später enden, was durch Anpassungen im Stundenplan erreicht wird.
Experten unterstützen die Initiative, warnen jedoch vor den möglichen langfristigen Auswirkungen der technologischen Entwicklung, insbesondere der sozialen Medien. In sieben dänischen Gemeinden werden derzeit Diskussionen über die Unterstützung von Schulen bei der Einführung späterer Anfangszeiten geführt. Es besteht ein Spannungsfeld zwischen der Umsetzung bestehender wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Unterstützung neuer Experimente, die zusätzliche Erkenntnisse liefern könnten.
Deutschland hinkt hinterher
Die Vorteile dürften die Nachteile des späteren Schulbeginns wie etwaige Kostensteigerungen oder neue Busfahrpläne deutlich überwiegen. Gerade Deutschland, das in den letzten 20 Jahren im internationalen Vergleich meilenweit hinterherhinkt, wie die Pisa-Studien Jahr für Jahr zeigen, könnte mit einer Reform wieder Boden gut machen. Nicht zuletzt der Wirtschaftstandort Deutschland braucht gute, leistungsfähigen Nachwuchs. Außerdem steigt das Wohlbefinden der Schüler durch einen späteren Schulstart spürbar. Doch bis in Deutschland mal fortschrittliche Politik gemacht wird, kann man womöglich noch lange warten. Aber man darf die Hoffnung nie aufgeben. Eltern, Lehrer und Schüler sollten jetzt in die Diskussion einsteigen.
Wolfgang Huber
Zum Originalartikel: Euronews
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