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Genossenschaften

Weingut in Genossenschaft umgewandelt

© Wolfgang Huber
Wolfgang Bender, ein Bio-Winzer aus der Pfalz, wandelte sein Familienweingut in eine Genossenschaft um, um den Betrieb zu retten und eine nachhaltige Zukunft zu sichern. Seit über 100 Jahren betreibt seine Familie Weinbau in Bissersheim. In Deutschland gibt es bereits über 200 Unternehmen in Verantwortungseigentum. Macht das Modell Schule?

Als vierte Generation übernahm Bender das Weingut, das wirtschaftlich angeschlagen war. Nach der Erkrankung seines Vaters musste er das Weingut 2011 übernehmen und kämpfte gegen Schulden und veraltete Infrastruktur. Die Corona-Pandemie verschärfte die Lage, doch durch eine Crowdfunding-Kampagne konnte er die Weinabfüllung sichern.

Bender gründete die Genossenschaft „Habitat Weine“ während der Pandemie, wodurch der Betrieb nun selbstverwaltet und das Vermögen gebunden ist. Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert. Der Fokus liegt auf nachhaltiger Produktion, Naturschutz und sozialer Gerechtigkeit. Trotz anfänglicher Skepsis gegenüber dem unkonventionellen Modell bleibt Bender Geschäftsführer, unterstützt von einem Aufsichtsrat und 180 Genossenschaftsmitgliedern.

Alternative Eigentumsformen wie die von Bender gewählte Genossenschaft sind im Trend. Laut der „Stiftung Verantwortungseigentum“ gibt es in Deutschland über 200 Unternehmen in Verantwortungseigentum, darunter große Firmen wie Bosch und Alnatura sowie viele kleine Betriebe und Start-ups. Diese Form betont langfristige Ziele und Schutz vor Spekulation. Gewinne werden reinvestiert oder gespendet, und Stimmrechte liegen bei den dem Betrieb verbundenen Menschen.

Nachfolgeprobleme in deutschen Unternehmen

Die Stiftung und andere Initiativen fordern eine neue Rechtsform, um die Unternehmensnachfolge zu erleichtern und die Unabhängigkeit zu stärken. Viele mittelständische Betriebe stehen vor Nachfolgeproblemen, und ohne geeignete Nachfolger droht die Schließung. Laut KfW stehen in den kommenden Jahren rund 560.000 Unternehmen vor der Nachfolge.

Trotz positiver Signale aus der Politik gibt es bisher wenig Konkretes. Bundesjustiz- und Finanzministerium arbeiten an einem Eckpunktepapier, um die neue Rechtsform zu schaffen und Missbrauch als Steuersparkonstruktion zu verhindern. Bender ist zufrieden mit seiner Entscheidung und der neuen Mitbestimmungskultur im Betrieb. Sein Modell zeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften und soziale Verantwortung in der Praxis umgesetzt werden können.

Zum Originalartikel:

www.tagesschau.de

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