Bürgerbefragung

Innenstadt und Bahnhof Offenburg verursachen bei Bürgern Furcht vor Kriminalität

Polizeistreife
© markusspiske/pixabay
Die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung der Stadt Offenburg liegen vor. Die Rücklaufquote lag bei 34,4 Prozent, was darauf hindeutet, dass das Thema viele Offenburger beschäftigt. Ursachen für Furcht vor Kriminalität seien insbesondere das Bahnhofsareal und die Innenstadt. Laut dem Gutachten werde die subjektive Sicherheitslage in der Stadt dennoch als gut bewertet. Nun will die Stadt u. a. einen Kommunalen Ordnungsdienst einrichten.

Die Stadt Offenburg hat zusammen mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg zwischen dem 8. Juli und 19. August 2024 eine umfassende Sicherheitsbefragung durchgeführt, um das Sicherheitsgefühl und die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger zu erfassen und zu verbessern.

Das nun vorliegende Gutachten zeige, dass die subjektive Sicherheitslage in Offenburg als gut bewertet wird, ebenso wie die Lebensqualität, die als gut bis befriedigend eingeschätzt wird und damit auf einem ähnlichen Niveau liege wie in Heilbronn, der sichersten Großstadt in Baden-Württemberg. Wie die Stadt Offenburg in einer Pressemitteilung schreibt, sei die Kriminalitätsfurcht in Offenburg vergleichbar mit Heilbronn und Stuttgart, aber niedriger als in Pforzheim und Mannheim.

Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch

Als Ursachen für Kriminalitätsfurcht nannten die Befragten demnach unter anderem subjektiv empfundene Störungen der sozialen Ordnung wie Respektlosigkeit und Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr sowie Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch im öffentlichen Raum. Mangelndes Vertrauen in Mitmenschen und Institutionen wurde ebenfalls genannt. Häufig werden das Bahnhofsareal oder die Innenstadt als Orte mit hoher Kriminalitätsfurcht genannt.

Schaut man die Ergebnisse genauer an, fällt auf, dass in Offenburg nach Einbruch der Dunkelheit 43 Prozent der Befragten gewisse Straßen und Plätze meiden, um eine Opferwerdung zu verhindern. Falsch oder behindernd parkende Autos werden jedoch mit 47 Prozent von mehr Umfrageteilnehmern als Problem wahrgenommen als beispielsweise provozierendes Verhalten von Personengruppen (19 Prozent). Immerhin 22 Prozent sehen Spannungen durch den Zuzug von Geflüchteten oder Parallelgesellschaften (20 Prozent) als subjektiv wahrgenommenes Problem an.

Verbesserungen wünschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbesondere bei folgenden Themen: Schaffung von Sicherheit durch bessere Konzepte, insbesondere mehr Präsenz und Kontrollen durch Polizei, Städtischer Ordnungsdienst, Kontrolle von Fahrgeschwindigkeiten, Parkverstößen, Vorgehen gegen rücksichtsloses Fahrverhalten sowie bei der konsequenten Ahndung von Normverstößen.

Maßnahmen zur Verbesserung

Das nun ermittelte, umfassendes Bild der aktuellen Sicherheitslage, diene nun dazu gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit zu entwickeln und umzusetzen. Ziel sei es die bereits gut bewertete subjektive Sicherheitslage an konkret identifizierten Punkte zu verbessern. Zum einen plane die Stadt die Einführung eines Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in Kombination mit Straßensozialarbeit. Diese Maßnahme soll insbesondere die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und im Bahnhofsumfeld erhöhen, heißt es weiter. Die geplante städtebauliche Umgestaltung des Bahnhofumfelds soll zusätzlich Kriminalitätsfurcht auslösende Faktoren reduzieren.

Zusätzlich geprüft werde die Möglichkeit einer KI-gestützten Videoüberwachung im Bahnhofsumfeld. Weitere Präventionsvorschläge aus dem Gutachten werden mit Akteuren der Kriminalprävention erarbeitet und priorisiert. Mit der schrittweisen Umsetzung will die Stadt so schnell wie möglich beginnen. So werde sich der Gemeinderat bereits im Februar mit der Einführung des KOD beschäftigen. Weitere schnell umzusetzende Maßnahmen sollen im Laufe des Jahres folgen. Ebenso wird die Sicherheitskonzeption vorangetrieben, um hier die Arbeit der Sicherheitsbehörden stärker zu verzahnen.

Wertvolle Rückmeldungen 

Oberbürgermeister Marco Steffens erklärt: „Die hohe Beteiligung an der Sicherheitsbefragung zeigt das große Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger für die Sicherheit in Offenburg. Wir sind dankbar für die wertvollen Rückmeldungen, die uns helfen, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit zu entwickeln.“

Für das Jahr 2028 plane die Stadt eine weitere Sicherheitsbefragung, um die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zu überprüfen. Bis dahin will man die vorgeschlagenen Maßnahmen kontinuierlich evaluieren und anpassen. Die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung sind auf www.praevention-offenburg.de einsehbar. Dort stehen auch das Gutachten sowie die Gemeinderatsvorlage zum Download zur Verfügung.

Info: Subjektives Sicherheitsempfinden vs. Polizeiliche Kriminalstatistik

Das subjektive Sicherheitsempfinden beschreibt, wie sicher sich Menschen in ihrer Umgebung fühlen. Es basiert auf persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Emotionen. Faktoren wie Medienberichte, persönliche Erlebnisse oder das Verhalten anderer Menschen im öffentlichen Raum können das Sicherheitsempfinden beeinflussen. Dieses Empfinden kann von den tatsächlichen Kriminalitätszahlen abweichen.

Die Kriminalstatistik erfasst objektiv die Anzahl und Art der Straftaten, die in einem bestimmten Zeitraum und Gebiet von der Polizei registriert wurden. Sie bietet eine messbare Grundlage zur Bewertung der Sicherheitslage in einer Region. Allerdings gibt es auch ein sogenanntes Dunkelfeld, das Straftaten umfasst, die nicht zur Anzeige gebracht und somit nicht in der Statistik erfasst werden.

Während die Kriminalstatistik auf objektiven Daten basiert, spiegelt das subjektive Sicherheitsempfinden die persönliche Wahrnehmung wider. Beide Aspekte sind wichtig für ein umfassendes Verständnis der Sicherheitslage, da sie unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Sicherheit bieten.

red/wh

Siehe auch:

Sicherheit in Offenburg: Projekte der Stadt zur Mediation am Ölberg

Ettenheim: Neuntklässler verletzt Mitschüler mit Messer schwer

 

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