Großprojekt

OB Markus Ibert: „Standortsuche für den Surfpark Lahr hat Priorität“

Der geplante Surfpark Lahr
© Stadt Lahr
Eine Delegation aus Lahr, bestehend aus Teilen des Gemeinderats, des Jugendgemeinderats und der Verwaltung, hatte Anfang Oktober zusammen mit Projektentwickler Mario Gerlach und Eugen Göppert aus Gerlachs Team den Surfpark „The Wave“ in der Nähe von Bristol, England, besucht. Nachdem die Grundsatzentscheidung bereits positiv ausfiel, will OB Markus Ibert nun die Standortsuche für den Surfpark Lahr forcieren.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delgation hätten zahlreiche Gespräche mit den Verantwortlichen in Bristol geführt. Dabei habe der Surfpark „The Wave“ die Delegation mit seiner konsequent nachhaltigen Ausrichtung, vielfältigen Tourismus- und Freizeitangeboten neben dem Surfen sowie der harmonischen Einbettung in die Natur überzeugt. Nick Hounsfield hatte 2019 den ersten Surfpark weltweit in Bristol realisiert. Dieser biete nicht nur ein Surfbecken, sondern auch ein umfassendes Angebot mit Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und Naturerholungsangeboten. Zudem habe sich der Park verpflichtet, ausschließlich erneuerbare Energien zu nutzen.

Spezielle Programme

„Hier ist etwas Außergewöhnliches entstanden. Ich sehe keinen Surfpark, sondern einen Ort, an dem Menschen zusammenkommen und der ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert“, erklärte der Gründer einer Pressemitteilung der Stadt Lahr zufolge. Houndsfield habe ein Projekt verwirklichen wollen, das sich für den Naturschutz einsetzt, möglichst barrierefrei ist und zugleich rentabel bleibt. Im Surfbereich bietet er neben Angeboten für surfbegeisterte Neulinge und Fortgeschrittene auch spezielle Programme für Schulen und benachteiligte Gruppen, darunter Menschen mit Behinderungen oder Kinder aus einkommensschwachen Familien. „Manche dieser Kinder haben noch nie eine Welle gesehen“, berichtete Houndsfield.

Der Surfpark füge sich demnach nahtlos in das touristische Angebot der Region ein und wirke sich positiv auf die Hotellerie aus. „The Wave hat seit seiner Eröffnung sowohl internationale als auch einheimische Besucherinnen und Besucher angezogen. Das zusätzliche Glamping-Angebot hilft uns, längere regionale Aufenthalte zu generieren“, sagte Jon Chamberlain, Marketingleiter der Tourismusvereinigung „Visit West“. Einen „Center-Park-Effekt“ gebe es also nicht: Die Gäste bleiben demnach nicht innerhalb einer geschlossenen Anlage, sondern besuchen auch die Region.

„Standortsuche hat Priorität“

„Die Exkursion war eine sehr informative Reise zum richtigen Zeitpunkt. Wir konnten uns einen konkreten Eindruck vor Ort verschaffen und uns intensiv mit den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern austauschen. Nun gilt es, mit diesen Eindrücken einen geeigneten Standort für einen Surfpark in Lahr zu finden, auch in Zusammenarbeit mit den Beteiligten, die nicht an der Reise teilnehmen konnten. Dies hat Priorität“, sagte Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert.

Die Teilnehmenden der Lahrer Delegation zeigten sich einstimmig begeistert von dem Surfpark und seinen vielfältigen Angeboten. „Hier wurde kein Lebensraum verschwendet, sondern ein neuer geschaffen. Der Surfpark bietet eine große Chance, die Lahr nutzen sollte“, lässt sich Hadi Sayed-Ahmad, Sprecher des Lahrer Jugendgemeinderats, zitieren. Eugen Göppert, Landwirt aus dem Schuttertal und Ansprechpartner für Photovoltaik, Natur- und Artenschutz im Team des Projektentwicklers Mario Gerlach: „Der Besuch hat deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, neben dem Surfen auch weitere touristische Angebote zu schaffen. Die Wertschöpfung findet nicht nur auf dem Surfbrett statt.“

Fast einstimmiger Beschluss

Der Grundsatzbeschluss für einen Surfpark in Lahr sei bereits im April getroffen worden, wie Marion Haid von der Pressestelle der Stadt Lahr auf Anfrage mitteilt. So sei bei einer Gegenstimme im Gemeinderat verabschiedet worden, dass die Stadt Lahr die Ansiedlung eines Surfparks begrüßt und unterstützt. Mit der Suche nach einem geeigneten Standort sei die Verwaltung beauftragt worden, die dabei Kriterien wie Flächenverfügbarkeit, Beschaffenheit der Fläche, Städtebau und Planungsrecht, Natur (Schutzgebiete), Verkehr (ÖPNV) sowie Wasser (Ver- und Entsorgung) und Erschließung (Agri-PV) berücksichtigen müsse. In der engeren Auwahl befinden sich die Flächen Stadteinfahrt Nord, Seepark Süd, Zuckerhof und der nördliche Teil der Rheinstraße Nord.

Sobald der Standort feststehe und es in die konkreten Planungen geht, werde laut Marion Haid entschieden, ob dem Initiator Mario Gerlach bestimmte Auflagen für das Konzept des Surfparks gemacht werden. Von Seiten der Stadt gelte es nun, die genannten Kriterien bei der Standortsuche zu prüfen. Wie bei Projekten in diesem Stadium üblich, gebe es neben Chancen auch Risiken und Hinderungsgründe. Die Bewertung werde anhand einer Ampel (grün, gelb, hellrot und dunkelrot für Ausschlusskriterien) vorgenommen. Nach der Bewertung sollen die Ergebnisse im Gemeinderat als entscheidendes Gremium vorgestellt werden und die weiteren Schritte beraten werden.

Doch das geplante Großprojekt hat nicht nur Befürworter. Bereits frühzeitig hatte sich die BUND-Ortsgruppe Lahr/Schuttertal gegen den Surfpark ausgesprochen. Bemängelt wurde, dass ein weiterer Flächenverbrauch nicht zu rechtfertigen sei, der Wasserverbrauch im Angesichts des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß sei, die angedachte nachhaltig erzeugte Solarenergie für sinnvollere wichtigerer Nutzung zugeführt werden müsse und wertvolle Energie für den Spaßfaktor von wenigen benutzt werden würde. Außerdem würde der zu erwartende Verkehr und die gewünschte Infrastruktur, insbesondere auch Parkplätze, die gesamte Umgebung erheblich belasten.

Wolfgang Huber

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