Von Wolfgang Huber
In Zeiten wachsender Konkurrenz um Einwohner, Touristen und Investoren wird es für Städte immer wichtiger, sich von anderen Städten abzuheben und sich zu positionieren. Auch die großen Kreisstädte der Ortenau, Offenburg, Lahr, Kehl, Achern und Oberkirch sollten eine Markenstrategie verfolgen, was teilweise auch geschieht. Die Vorteile können die Schaffung einer Identität, die Steigerung der Bekanntheit oder die Stärkung der lokalen Wirtschaft sein. Eine Marketingstrategie macht eine Stadt einzigartig und sorgt für Wiedererkennbarkeit – ein entscheidender Faktor, um Besucher und Unternehmen anzuziehen.
Authentizität als Marke
Mit einer entsprechenden Positionierung kann der Tourismus angekurbelt werden, was für die Ortenau als Teil der Schwarzwaldregion ohnehin ein traditionelles Ziel ist. Außerdem können Städte das Gemeinschaftsgefühl der Einwohner stärken. Das funktioniert aber nur, wenn die Städte auch attraktive Angebote und eine hohe Lebensqualität vorweisen, um als lebenswerter und dynamischer wahrgenommen zu werden. Doch entscheidend dabei die Authentizität als Marke. Historische Besonderheiten, kulturelle Highlights oder wirtschaftliche Innovationen – all das kann Teil einer erfolgreichen Stadtmarke sein.
Genau diese Überlegungen hat man auch bei der Stadt Oberkirch angestellt, als die Verwaltung die Entwicklung einer eigenen Stadtmarke samt neuem Logo und einem Slogan in Auftrag gegeben hat. Oberbürgermeister Bühler hat neben einer eigens gebildeten Projektgruppe aus Vertreter des Handels, der Gastronomie, des Tourismus, der Wirtschaft der Politik und des Ehrenamts auch Experten- und Bürgerbefragungen durchgeführt, um für die notwendige Identifikation zu sorgen.
„Klare Vision für die Zukunft“
„Das Ergebnis ist ein Markenkern, der Oberkirch in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit authentisch widerspiegelt“, betonte Oberbürgermeister Gregor Bühler beim Neujahrsempfang, als er die neue Marke vorstellte. Der Slogan „Oberkirch – Wo Gutes entsteht“ soll auch als Leitbild für die Stadtentwicklung dienen und zeigen „dass wir eine klare Vision für die Zukunft haben“ (Bühler). Die Kreativagentur team tietge aus Offenburg hat das Design konzipiert.
Hat Oberkirch mit der neuen Marke nun nachgezogen oder ist die Stadt eher ein Vorreiter in der Ortenau? Beides trifft zu. Wir beleuchten in unsere kleinen Serie in den kommenden Wochen die Stadtmarkenstrategien der fünf großen Kreisstädte in der Ortenau, sofern vorhanden. Während wir über die neue Stadtmarke von Oberkirch bereits ausführlich berichteten, wollen wir uns heute mit der Stadt in unmittelbarer Nähe zu Straßburg befassen: Kehl.
Ursprünglich grünes Logo
Die Stadt am Rhein hat beispielsweise schon seit den 90er-Jahren eine Stadtmarke. Für die Jüngeren: Das war die Zeit, bevor es das Internet in seiner jetzigen Form gab. Die Stadt Kehl zeigt sich mit ihrem Logo als „Kehl am Rhein“, die drei in Wellen in unterschiedlichen Blaustufen, stehen für die Flüsse Rhein, Kinzig und Schutter. Entwickelt worden sei das Logo ursprünglich in leuchtenden, hellen Grüntönen für die SWR-Aktion Spaß auf der Gass in den späteren 1990er-Jahren, sie Pressesprecherin Annette Lipowsky auf Anfrage mitteilt. Damals habe der Stadtslogan noch „Kehl, die grüne Stadt am Rhein“ gelautet.
Nachdem in einem breitangelegten Beteiligungsprozess für Bürgerinnen und Bürger und Akteure aus allen gesellschaftlichen Gruppen die unmittelbare Lage am Rhein als wichtiges Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet worden sei, ließ die Stadt das Logo in Blautönen überarbeiten. Der Blauton der Großbuchstaben KEHL gelte als das sogenannte Kehl-Blau und werde sowohl beim Internetauftritt als auch bei der Gestaltung von Plakaten, Flyern oder anderen Werbemitteln ebenso verwendet wie in den Social-Media-Auftritten.
Florierender Tourismus
Annette Lipowsky weist auf die Besonderheit der Stadtmarke Kehl hin: „Es handelte sich damals nicht um einen Stadtmarkenprozess, dieser Begriff war zur Jahrtausendwende im Zusammenhang mit Städten eher unbekannt, sondern um einen Leitbildprozess mit anschließenden Workshop-Phasen, beides wurde von einer Münchner Agentur begleitet.“ Das Logo ziele auf die unmittelbare Lage am Wasser ab.
Zielgruppen der kommunalen Kommunikationsstrategie seien zum einen die Einwohner. Mit Kehl identifizieren sollen sich aber auch Touristen und externe Unternehmen, beispielsweise Startups. Eine Neuansiedlung von Gewerbebetrieben erweitert im Besten Fall die finanziellen Grundlagen einer Kommune. Gleiches gilt für einen florierenden Tourismus, ein Feld, in dem sich die Stadt am Rhein schon ganz gut positioniert hat. So lag Kehl im Jahr 2023 in der Fremdenverkehrsstatistik der Schwarzwald Tourismus GmbH für die Ortenau hinter Spitzenreiter Rust etwas überraschend auf Platz Zwei mit 268.556 Übernachtungen, gefolgt von Offenburg mit 207.436 Übernachtungen.
Beliebteste Stadt
Anders ausgedrückt: Da Rust als unangefochtener Spitzenreiter in dieser Statistik bekanntlich vom Europa-Park als europaweit größten Freizeitpark mit entsprechender überregionaler Strahlkraft profitiert, ist bekannt. Man kann also aus den Zahlen schließen, dass die Stadt Kehl die beliebteste Stadt in der Ortenau ist, zumindest in den Augen von Urlaubern.
Das Logo wird laut Lipowsky auch in der Werbung für die Stadt eingesetzt. Um zahlungskräftige Kundschaft von innerhalb wie außerhalb der Stadt anzulocken, hat sich die Stadt einiges vorgenommen. Dabei gilt es, die Innenstädte mit neuen Ideen und Konzepten zu stärken. Wie das gelingen soll, hat die Verwaltung und das Stadtmarketing erst am 20. Januar bei einem Treffen mit 40 Unternehmern und Einzelhändlern umrissen.
Belebung der Innenstadt
Wirtschaftsförderin Fiona Härtel stellte einige neue Geschäfte in Aussicht, die die Einzelhandelslandschaft bereichern würden, darunter eine Bäckerei, ein Frisörgeschäft, ein Kleidergeschäft und eine Outlet-Boutique. Zudem seien verschiedene Pop-Up-Aktionen geplant. Darunter ein Pop-Up-Atelier und eine Pop-Up-Boutique für Kleider. Im City Center ist die Pop-Up-Mediathek mit ihren verschiedenen Angeboten bereits geöffnet. Sowohl für die Einwohner als auch die Feriengäste sind wieder eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Zwar sei das Stadtfest „Kehl feiert“ aus Kostengründen gestrichen worden. Dennoch gibt es mit dem Mobilitätswochenende am 12. und 13. April, dem Kehler Ostermarkt (19. bis 27. April) und dem etwas beschaulicheren Frühlingsmarkt, der zeitgleich am 20. und 21. April stattfindet, mehrere fixe Events.
Bereits zum zweiten Mal werde der Messdi vom 29. Mai bis zum 1. Juni unter städtischer Regie gefeiert. Außerdem werde auf dem Marktplatz vom 27. bis 29. Juni ein Streetfood Festival veranstaltet und beim Markt der schönen Dinge am 14. Juli können Interessierte Edeltrödel und Design-Gegenstände erstehen. Der HanauerLandMarkt findet zudem am 4. und 5. Oktober und den Abschluss des Veranstaltungsjahres der Kehl Marketing macht der Kehler Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz vom 5. bis 7. Dezember.
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