Von Wolfgang Huber
Eine langfristige Folge des Klimawandels sind lange Trockenperioden oder als das andere Extrem Starkregen, der zu Überschwemmungen und Verwüstungen führen kann. Das Ahrtal war 2021 schwer davon betroffen. Derzeit haben wir im Südwesten eine Trockenperiode, in der kaum Regen fällt und infolge dessen die Flusspegelstände sehr niedrig sind. Das ist derzeit auch am Rhein zwischen Straßburg und Kehl zu beobachten.
Ausbleibendes Schmelzwasser
Der niedrige Pegelstand des Rheins ist außer durch fehlende Regenfälle auch durch ausbleibendes Schmelzwasser verursacht worden. An vielen Stellen kommen Kies- und Sandbänke zum Vorschein und zeigen den Wassermangel, der auch Flora und Fauna belastet. Auch die Binnenschifffahrt muss mit schweren Einschränkungen zurecht kommen. Die Frachtschiffe können nicht die gleiche Menge Güter laden, die sonst üblich sind. Zwar könnten sich die Pegel kurzfristig etwas erholen, doch größere Regenmengen sind nicht in Sicht.
Wir haben mit einem gesprochen, der zwischen den beiden Grenzstädten Strasbourg und Kehl lebt und den Rhein so gut kennt, wie kaum sonst jemand: Felix Neumann ist ein Pendler, ein Grenzgänger sozusagen. Dazu ein Kosmopolit und vor allem Musiker bei Zweierpasch, der zweisprachigen HipHop-Band, mit der er zusammen mit seinem Zwillingsbruder Till und weiteren Musikern die Bühnen weltweit rockt.
Felix Neumann veröffentlicht außerdem unter dem Label „Panoramique_Pix“ Landschaftsfotografien und mehr (Zu den Links). Wie erlebt er die Veränderungen am Rhein, die ja mit fortschreitendem Klimawandel immer häufiger auftreten?
Interview mit Felix Neumann
Ortenau Journal: Seit wann wohnst du in Kehl und Straßburg?
Felix Neumann: Seit 2013, Grenzgänger Lifestyle. Für Menschen die sich in Frankreich und Deutschland zuhause fühlen der perfekte Ort.
Ortenau Journal: Wie oft überquerst du den Rhein in einer durchschnittlichen Woche?
Felix Neumann: Mehrmals die Woche, das variiert je nach Zeit und beruflichen Terminen. Einige Jahre war es täglich der Fall. Gerne chille ich auch über dem Rhein, das geht auf der Passerelle des Deux Rives zwischen Strasbourg und Kehl perfekt.
Ortenau Journal: Wegen der Trockenheit sei der Rheinpegel derzeit sehr niedrig. Kannst du das bestätigen?
Felix Neumann: Es hat viele Wochen lang nicht geregnet. Das merkt man deutlich am tiefen Pegel des Rheins.
Ortenau Journal: In Trockenperioden ist der Rheinpegel so niedrig, dass die Schiffe ihn nicht mehr uneingeschränkt befahren können. Kannst du diese Einschränkungen im Jahresverlauf beobachten?
Felix Neumann: Derzeit sind noch viele Boote unterwegs und vor Anker. Auch die XXL Brummer von Viking. Scheint also noch zu gehen. Der Rhein hat eine große Grundtiefe. Über kritisch tiefe Rheinpegel wurde aber schon mehrfach diskutiert.
Ortenau Journal: Bemerkst du zunehmenden Veränderungen der vergangenen Jahre?
Felix Neumann: Der Klimawandel schlägt zurück. Perioden der Trockenheit mehren sich. Und dann heftige Regenfälle oder Extremgewitter. Das ist bedenklich und macht mir Sorgen.
Ortenau Journal: Welche Gedanken machst du dir über die Veränderungen? Machst du dir Sorgen?
Felix Neumann: Das ist ein Warnruf für uns alle. Unsere Wasserstraßen, unsere Wälder und unsere Wiesen sind die Oasen intakter Natur. Riesige bebaute Betonflächen ersticken den Planeten. Das sollten wir bei allem Streben nach höher, weiter und schneller nicht vergessen. Grade die Sommer zeigen uns brutal, wie es um den Planeten steht: Hitze und Überschwemmungen. Die südlichen Urlaubsregionen werden irgendwann Lost Places sein im Sommer. Und der Norden wird ganz anders bewertet. Das sieht man bereits jetzt in Frankreich, wo die nördlichen Regionen lange einen Ruf von unattraktiven Gebieten hatten mit schlechtem Wetter und Schtii-Akzent. Das wird sich umkehren. Nord Pas de Calais ist eine wunderbare Region. Da ich im Sommer den Höhenwanderweg GR20 auf Korsika laufen möchte, hoffe ich, dass es dort nicht zu heiß wird. Ich habe mich gefragt, ob das in 10 Jahren noch genauso gut möglich sein wird wie heute mit dieser Wanderung. Ein Grund für mich, das dieses Jahr anzugehen.
Ortenau Journal: Durch die Gletscherschmelze müsste sich der Rheinpegel eigentlich stabilisieren, da dadurch Wasser aus den Alpen in den Rhein fließt. Zu welchen Jahreszeiten ist der Rheinpegel eher hoch, nach deinem persönlichen Eindruck?
Felix Neumann: Zu Beginn des Frühjahrs ist der Rheinpegel oft höher. Die Gletscherschmelze ist ja auch ein Punkt, der uns Sorgen macht. Die Erderwärmung nimmt zu. Fühlt sich hier und da angenehm an, ist aber Ausdruck der Klimaerwärmung, und die wird den Planeten irgendwann zum kollabieren bringen.
Ortenau Journal: Bemerkst du ein geändertes Verhalten bei den Bewohnern beidseitig des Rheins in Ufernähe? Z. B. Aktivitäten, die früher nicht möglich waren?
Felix Neumann: Bei tiefem Rheinpegel sind die Strandabschnitte und Ufer besser zugänglich. Das sind keine Badestellen, sie werden aber zum Spazieren oder Ausruhen genutzt. Ein Schwan hat sich am Fuß der Passerelle des Deux Rives auf deutscher Seite ein Nest gebaut, direkt neben dem Wasser. Dort brütet er derzeit drei Eier aus. Man sollte ihn besser nicht stören, und hoffen dass ein steigender Wasserpegel nicht sein Nest beschädigt. Dann wäre vielleicht sogar eine Umsiedelung für ihn hilfreich.
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