Windenergie im Wald – Teil 5

Hummelsebene: Eingefahrene Argumentationsmuster auf beiden Seiten

Windpark Hummelsebene
© Ulrich Bielefeld
Anhand einer Stellungnahme reagieren die Projektpartner beim Windpark Hummelsebene auf „jüngst veröffentlichte Aussagen der Windkraftgegner“. Neu ist dabei die Ankündigung, die umstrittenen Nachrangdarlehen von der Finanzaufsicht Bafin prüfen lassen zu wollen. Ansonsten werden Allgemeinplätze wie die „Aufklärung von Missverständnissen“ bemüht. Immerhin: Im Stadtwerke-Blog haben Gegner die Gelegenheit, eigene Beiträge zu veröffentlichen.

Von Wolfgang Huber

Im Zuge der öffentlichen Diskussionen und das Für und Wider des massiven Ausbaus von Windenergie in Waldflächen des Schwarzwalds haben wir bereits vier Teile unserer Serie „Windenergie im Wald“ veröffentlicht. Darin kommen sowohl Kritiker des Windparks Hummelsebene zu Wort, als auch dessen Befürworter sowie selbstverständlich auch die Betreiber selbst.

Offizielle Stellungnahme

Am Donnerstag hat sich nun die Projektgemeinschaft aus Stadtwerken Oberkirch, der Ökostromgruppe Freiburg und der beteiligten Projekt-Kommunen Oberkirch und Durbach in einer gemeinsamen Stellungnahme zur Thematik zu Wort gemeldet. Unterzeichnet wurde die Stellungnahme durch Gregor Bühler, Oberbürgermeister der Stadt Oberkirch, Andreas König, Bürgermeister der Gemeinde Durbach, Lukas Schuwald, Geschäftsführender Gesellschafter der Ökostromgruppe Freiburg sowie Erik Füssgen, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Oberkirch.

Damit reagiert die „offizielle“ Seite auf die anhaltende Kritik und „die jüngst veröffentlichten Aussagen der Windkraftgegner“. Ob dabei einseitig nur auf einzelne, traditionelle Medien Bezug genommen wird, die über Windenergie in der Ortenau berichten, bleibt offen. Das ganze Spektrum der veröffentlichten Beiträge spiegelt sich in dem Papier eher nicht wider. Das Ziel sei es jedenfalls, etwaige Missverständnisse zu klären und die Öffentlichkeit „weiterhin transparent über die Fortschritte und Vorteile des Projekts zu informieren.“

„Transparente Möglichkeit“

Die Nachrangdarlehen seien laut der Pressemitteilung eine gängige Finanzierungsmethode und eine bewährte und weit verbreitete Methode, um Bürgerbeteiligung an nachhaltigen Projekten zu ermöglichen. Sie würden häufig bei Energieprojekten wie Windkraft- oder Solaranlagen eingesetzt, um Kleinanlegern attraktive Beteiligungsmöglichkeiten zu bieten. Die Projektgemeinschaft weist auf die bereits im Jahr 2021 erfolgreich gestartete Bürgerbeteiligung Renchtal Bürgerenergie mit einem Beteiligungsvolumen von 2,5 Millionen Euro aus der regionalen Bürgerschaft hin.

„Alternative Finanzierungswege, wie z. B. direkte Beteiligungen oder Fondsstrukturen, erfordern oft hohe Einstiegsbeträge oder aufwändige Verwaltungsprozesse, die für Kleinanleger weniger zugänglich sind. Mit Beträgen ab 1.000 Euro bieten wir eine einfache und transparente Möglichkeit, in die Energiewende vor Ort zu investieren“, heißt es weiter. In der Folge kündigen die Verfasser an, die Anlageform von der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) vorab prüfen und genehmigen lassen zu wollen. Etwaige Risiken, wie sie es bei jeder Art von Geldanlage gebe, würden klar und unmissverständlich auf der Seite der Bürgerbeteiligung und in den Anlegerunterlagen dargestellt.

Wirtschaftlichkeitsberechnungen

Auch auf die Wirtschaftlichkeit und Betriebszeiten für den geplanten Windpark geht die Projektgemeinschaft ein. Windkraftgegner hatten die mangelnde Wirtschaftlichkeit aufgrund hoher Standzeiten, u. a. wegen artenschutzrechtlicher Auflagen als einen der Ablehnungsgründe genannt. Der dadurch erzielte Ertrag würde den hohen Aufwand nicht rechtfertigen, so die Kritiker. Die Betreiber führen nun hierzu die Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Windparks an, die auf realistischen Annahmen basieren würden und Faktoren wie die regulatorischen Maßgaben zum Schattenwurf, Schall und Fledermausschutz berücksichtigen würden. Einzelheiten werden jedoch nicht genannt.

Seit Beginn des Projekts, so geht es in der gemeinsamen Stellungnahme weiter, lege man großen Wert auf Transparenz und Dialog. Es wird auf je zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen in Durbach und Oberkirch, die öffentlichen Präsentationen in den Gemeinderäten aller beteiligten Kommunen und die regelmäßigen Sachstandsberichte an die Kommunen sowie umfassende Informationen zu allen Aspekten des Windparks Hummelsebene im Stadtwerke-Blog hingewiesen. „In diesen haben wir auch die IG Oberkirch Durbach eingeladen, ihre Standpunkte darzustellen.“

BUND befürwortet den Windpark

Speziell zum Thema Artenschutz hat sich der BUND Renchtal in dem genannten Blog unter www.stadtwerke-oberkirch.de mit einigen der Argumente der Windkraftgegner auseinandergesetzt. Auch mehrere Gastbeiträge der IG Oberkirch Durbach sind dort zu finden, die sich einzelnen Aspekten im Bezug auf den Themenkomplex widmen. Der BUND befürwortet das Hummelsebene-Projekt. Die Vorteile würden überwiegen.

Auch zu den von den Kritikern monierte fehlende Genehmigung zur Zuwegung zur Projektbaustelle äußern sich die Projektpartner. So sei es absolut üblich und entspreche den gesetzlichen Abläufen, dass Teilgenehmigungen wie die Zuwegung oder der Nachtbetrieb erst im weiteren Projektverlauf eingeholt werden würden. „Wir betonen, dass alle Genehmigungen nach den gesetzlichen Vorgaben eingeholt werden und das Projekt im Einklang mit den rechtlichen Anforderungen steht. Außerdem werden die Genehmigungsgrundlagen durch die Behörden in und nach der Umsetzung laufend überprüft.“ So sei der Antrag zu den Waldanpassungen entlang der Zuwegung am 12. Dezember 2024 eingereicht worden, wie der Website der Stadtwerke Oberkirch zu entnehmen ist. Eine Entscheidung werde bis Januar 2025 erwartet, der Start ist für Februar 2025 geplant. Zudem sprechen die Projektbeteiligten in dem Papier an, dass der Windpark Hummelsebene nicht nur saubere Energie in die Region bringe, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, Pachteinnahmen sowie Gewerbesteuern leiste sowie dass durch die Beauftragung lokaler Unternehmen die Wirtschaft vor Ort gestärkt werde.

Verengter Diskurs

Angesichts der Heterogenität der Gegner von Windparks im Schwarzwald greift die Stellungnahme, die von der Pressestelle der Stadt Oberkirch verschickt wurde, zu kurz. Vielmehr ist es eine Übersicht über längst bekannte Allgemeinplätze. Zwar weist die Projektseite darauf hin, dass für sie ein sachlicher Austausch mit allen Beteiligten, einschließlich der Kritikerinnen und Kritiker von großer Bedeutung sei. Und weiter: „Gleichzeitig erkennen wir an, dass es Bürgerinnen und Bürger gibt, die die Windkraft grundsätzlich ablehnen und für unsere Argumente nicht offen sind. Es ist nicht unser Ziel, diese Menschen zu überzeugen.“ Doch dies trifft allenfalls auf den Teil der Szene zu, der auch wissenschaftlichen Argumenten keinen Glauben schenkt.

Die Klassiker, die von Windkraftgegnern gebetsmühlenartig in Facebook & Co. wiederholt werden, wie angeblicher Infraschall, Abrieb an den Flügeln, „Brummen“ und etliches mehr sind durch Wissenschaftler längst widerlegt. Durch diese abstrusen Argumentationsmuster diskreditieren diese Kritiker all jene Stimmen, die sachlich fundierte und begründete Einwände gegen den undifferenzierten, flächendeckenden Ausbau der Windenergie vorbringen. Tatsächlich ernstzunehmende Probleme wie Überproduktion bei fehlenden Stromspeichern, Dunkelflaute, mögliche Folgen für den Tourismus oder die Risiken von Nachrangdarlehen geraten dadurch an den Rand. Eine differenzierte Auseinandersetzung in der Sache findet kaum statt.

Realitätsferne Behauptungen

Weder die eine noch die andere Seite glänzt in der ganzen Debatte mit Beweglichkeit, Ehrlichkeit und echter Dialogbereitschaft. Dafür sind die Planungen auch schon zu weit fortgeschritten und die Fronten verhärtet. Die Projektpartner der Hummelsebene, denen es ein Anliegen sei, „denjenigen, die Fragen haben oder sich informieren möchten, klare Antworten und transparente Einblicke in die Planung und Umsetzung zu geben“, machen es sich zu leicht, allerdings begünstigt durch ihre Gegner, die sich mit teils realitätsfernen Behauptungen in Social Media selbst ins Abseits stellen. Wir vom Ortenau Journal werden in naher Zukunft noch den ein oder anderen, tatsächlich relevanten Aspekt in unserer Serie „Windenergie im Wald“ aufgreifen.

Die Artikelserie „Windenergie im Wald“:

Teil 1: „Wir vom Ortenaukreis stehen zu Windenergie an sinnvollen Standorten“

Teil 2: IHK und Greenpeace zu Hummelsebene: „Finger weg von Laubmischwäldern“

Teil 3: Zweierpasch´s „Live auf der Hornisgrinde-Video“: „Die wilde Schönheit der Natur“

Teil 4: Schwarzwald-Windparks und Tourismus: „Meinen Urlaub buche ich woanders“

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