Grüne Stadt

Baumretter Ralph Fröhlich schlägt Alarm: „Alle Bäume in Offenburg sind geschädigt“

Stadtbäume in Offenburg
© Ralph Fröhlich
Der als Baumretter bekannte Ralph Fröhlich hat sich die jüngsten Daten des Baumkatasters von Offenburg angeschaut, das eine „beunruhigende Wahrheit“ offenbare: Kein einziger Baum in der Stadt werde als gesund eingestuft. Seine Analyse zeige, dass alle registrierten Bäume in irgendeiner Form geschädigt sind. Fröhlich fordert nun dringende Aufmerksamkeit und weitere Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung. Fraglich findet er eine hohe Verwaltungsgebühr für eigentlich öffentliche Informationen.

Von Wolfgang Huber

Laut den Zahlen, die der als Baumretter in Offenburg bekannte Ralph Fröhlich zukommen ließ, ist die Situation beim Baumbestand durchaus beunruhigend. Die Zahlen sprechen für sich, wie Fröhlich in einer Pressemitteilung schreibt. So würden sich die Schäden wie folgt verteilen: 14.559 Bäume weisen demnach leichte Schäden auf, 6.961 Bäume hätten deutliche Schäden und 343 Bäume leiden unter erheblichen Mängeln.

Hotspots mit deutlichen Schäden

Die 726 Bäume, bei denen ein Fällgrund festgestellt wurde, waren in den vergangenen Wochen bereits Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Nach dem die Stadt Offenburg die Fällung dieser Bäume ankündigte, stellten Freie Bürger und die Grünen-Fraktion Eilanträge im Gemeinderat. Darin wurde ein umgehender Stopp der Fällungen sowie eine Neubewertung gefordert. Nach dem Bericht der Fachbereichsleiterin Linda Schneider in der Sitzung am 16. Dezember, in dem die Gründe für die Fällungen detailliert beschrieben wurden, zogen die Grünen ihren Antrag zurück. Die Freien Bürger wurden klar überstimmt. Man solle den Experten mehr Vertrauen, so der Tenor.

Ralph Fröhlich hat eigenen Angaben zufolge auch eine geografische Analyse vorgenommen. So finde sich eine alarmierende Konzentration von Schäden in bestimmten Stadtgebieten. Diese Hotspots würden die Notwendigkeit gezielter Interventionen unterstreichen, heißt es in seiner Mitteilung. Er bemängelt darin auch, dass diese „alarmierenden Fakten“ nur durch eine kostenpflichtige Anfrage nach dem Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIFG) in Erfahrung zu bringen waren. Denn dabei habe ihm die Stadtverwaltung Gebühren in Höhe von 567,– € in Rechnung gestellt. „Dies wirft Fragen auf: Warum sind solch essentielle Daten, die im Rahmen von Open-Data-Gesetzen eigentlich kostenlos und proaktiv veröffentlicht werden sollten, nur über kostenpflichtige Anfragen zugänglich?“, so Fröhlich.

Beiträge zur Lebensqualität

Die hohen Kosten würden die Möglichkeit der Öffentlichkeit behindern, wichtige Umweltprobleme zu erkennen und an ihrer Lösung mitzuwirken. Daten wie das Baumkataster sollten seiner Ansicht nach standardmäßig öffentlich zugänglich sein, um Transparenz und bürgerliches Engagement zu fördern.

Die Bäume in Offenburg seien laut Fröhlich nicht nur ein ästhetisches Element der Stadt, sondern würden essenzielle Beiträge zur Lebensqualität und Umwelt leisten. Erneut weist er darauf hin, dass die Bäume die Luft reinigen, Schatten und Kühlung bieten, CO2 speichern und Lebensraum für Tiere und Pflanzen schaffen würden. Fröhlich: „Die Tatsache, dass kein einziger Baum als gesund gilt, wirft ein bedrohliches Licht auf den Zustand unserer städtischen Umwelt und auf mögliche Vernachlässigungen in der Pflege und Erhaltung des Baumbestands.“

Umfassende Untersuchung gefordert

Mögliche Ursachen für diesen Zustand könnten demnach der Klimawandel sein, der höhere Temperaturen und zunehmende Wetterextreme bringe. Außerdem hätten die Wurzeln aufgrund der Bodenversiegelung weniger Platz und würden unter Sauerstoffmangel leiden. Ein weiterer Grund könne eine unzureichende Pflege sein, da es an Mitteln und Personal für Baumpflege und -schutz mangele.

Schließlich fordert der Unternehmer die Stadt Offenburg zum Handeln auf. Notwendig seien eine umfassende Untersuchung mit einem genaueren Blick auf die Ursachen und Auswirkungen der Schäden und die Erhöhung des Pflegebudgets mit zusätzlichen Mitteln für Pflege, Bewässerung und den Schutz der Bäume. Baumpflanzungen mit widerstandsfähigen Arten, die Sensibilisierung und Mobilisierung der Öffentlichkeit für gemeinschaftliche Aktionen sowie die kostenfreie Bereitstellung von Umweltdaten und deren proaktive Veröffentlichung im Sinne der Open-Data-Gesetze für die Stärkung von Transparenz und Partizipation vervollständigen seinen Maßnahmen-Katalog. „Es liegt in unserer Hand, den Baumbestand zu retten und ihn zu stärken. Jeder Tag, den wir zögern, verschärft die Situation.“

Antwort der Stadt erwartet

Ob und wie die Stadtverwaltung auf den Appell von Ralph Fröhlich reagiert, wird die Antwort auf die Presseanfrage des Ortenau Journals zeigen. In der besagten Gemeinderatssitzung vom 16. Dezember kündigte die Stadt zudem einen Info-Abend an, um die Situation zu beleuchten. Zeitpunkt und Ort sind aktuell noch nicht bekannt. Möglicherweise werden sich die im Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen in den kommenden Tagen mit ersten Vorschlägen zu Wort melden.

Foto: Stadtbäume spenden Schatten, kühlen die Temperaturen ab und erhöhen die Lebensqualität.

Siehe auch:

Ralph Fröhlich: „Fällung von 726 Bäumen in Offenburg wäre ein harter Rückschlag“

726 Baumfällungen im Gemeinderat Offenburg: Grüne ziehen Antrag zurück

 

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