Von Wolfgang Huber
Die Kontroversen um den Baumbestand der Stadt Offenburg und deren Erhalt und Pflege scheinen eine etwas überraschende Entwicklung zu nehmen. Nach mehreren Entspannungssignalen der Stadt Offenburg in Richtung des Baumretters Ralph Fröhlich sendet dieser nun seinerseits Grußfrequenzen an die Verwaltung. Nach Weihnachten stand der Streit um die Veröffentlichung der Daten aus dem Baumkataster der Stadt im Mittelpunkt. Ralph Fröhlich hatte Einsicht beantragt und gegen eine objektiv betrachtet sehr hohe Verwaltungsgebühr auch erhalten.
Angaben korrigiert
Die Informationen, die er durch das Baumkataster erhalten hatte, veranlassten ihn dazu, Alarm zu schlagen. So seien nahezu alle Bäume in Offenburg geschädigt, wie er Ende 2024 mitteilte (wir berichteten). 14.559 Bäume weisen demnach leichte Schäden auf, 6.961 Bäume hätten deutliche Schäden und 343 Bäume leiden unter erheblichen Mängeln, hieß es zunächst. Zwei Wochen später musste er diese Angaben teilweise korrigieren.
So seien „in der Tat nur 43% der über 20.000 Bäume mit einem Zustand erfasst. Davon haben aber nur 122 Bäume den Wert „keine Mängel“. Doch unter den erfassten Bäumen würden 8.768 Bäume (über 95 % der bewerteten Einträge) dokumentierte Mängel aufweisen. Über die restlichen Bäume würden im Baumkataster keine Angaben vorliegen.
Positive Entwicklungen
In der in der Gemeinderatssitzung vom 16. Dezember 2024 von der Stadt für den Februar angekündigten Bürgerinformationsveranstaltung, die vergangene Woche stattfand, sind laut Fröhlich weitere positive Entwicklungen festzustellen. Er verweist in einer Pressemitteilung mit dem Betreff „Die Stadt nimmt Baumschutz ernster“ auf erste Erfolge seiner Bemühungen um die Rettung des Baumbestandes in Offenburg und ein Entgegenkommen der Verwaltung.
„Seit fast zwei Jahren kämpfen wir mit Nachdruck für den Schutz der Offenburger Stadtbäume. Immer wieder mussten wir erleben, wie Bäume gefällt wurden, während Nachpflanzungen nur unzureichend oder gar nicht stattfanden. Der Zugang zum Baumkataster war erschwert, und echte Transparenz blieb aus“, schreibt Fröhlich. Doch sein beharrlicher Protest zeige nun Wirkung: „Am 11. Februar 2025 fand erstmals seit Herbst 2023 wieder eine öffentliche Informationsveranstaltung zu den baumfachlichen Maßnahmen in Offenburg statt.“
„Riesiger Schritt in Richtung Offenheit“
Und diese Veranstaltung sei für die Stadt ein riesiger Schritt in Richtung Offenheit und Transparenz. „Dafür sagen wir Danke. Vor allem, dass gegenüber bisherigen Formaten ausreichend Zeit für Fragen und sogar Diskussion blieb, war sehr wichtig für die öffentliche Wahrnehmung ist“, heißt es weiter. So habe die Stadt auch damit begonnen, mehr Informationen aus dem Baumkataster offenzulegen. Fröhlich wertet dies als direkten Erfolg seiner Forderungen. Dennoch bleibe das Ziel die vollständige Open-Data-Veröffentlichung des Baumkatasters.
Die nackten Zahlen zeige, dass der Verlust an Stadtbäumen weiterhin alarmierend sei: Im Winter 2024/2025 seien erneut 811 Bäume gefällt worden, obwohl zunächst nur 726 Fällungen angekündigt wurden. Das 2024 bereits fast doppelt so viele Bäume nachgepflanzt worden seien als im Jahr zuvor, sei ein weiterer wichtiger Fortschritt. Allerdings seien mindestens 500 Neupflanzungen jährlich erforderlich. Fröhlich: „Dies zeigt, dass der politische Druck wirkt.“
Weg der Entspannung
Bereits zuvor hat es Anzeichen für einen offeneren Umgang mit dem Thema seitens der Stadt gegeben. So geschehen bei der Entscheidung, die Bäume in der Moltkestraße weitgehend zu erhalten. Dann Anfang Dezember mit der Ankündigung, die 726 geplanten Baumfällungen noch vor Weihnachten im Gemeinderat zu thematisieren. Ende Dezember hatte die Stadt dann transparent und umfänglich die Gründe für die Fällungen dargelegt, was für die meisten nachvollziehbar war. Einen weiteren Schritt ging die Verwaltung mit der Ankündigung, die Möglichkeit einer Veröffentlichung des Baumkatasters zu prüfen.
In einer Stellungnahme vom Januar heißt es zudem: „Offenburg lebt von einer lebendigen Demokratie und dem konstruktiven Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltung und Gemeinderat. Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven sind dabei ein wichtiger Teil unseres Zusammenlebens und helfen dabei, die besten Entscheidungen für die Stadt zu treffen.“ Schließlich folgte die Informationsveranstaltung von vergangener Woche, deren Verlauf von Ralph Fröhlich positiv aufgenommen wurde.
Nachlassen kommt für den engagierten Offenburger jedoch nicht in Frage. Er wolle sich zusammen mit seiner Organisation „Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD)“ weiter dafür einsetzen, dass Stadtbäume nicht nur erhalten, sondern massiv aufgestockt werden und das Offenburg diesen Weg konsequent geht.
500 Nachpflanzungen jährlich gefordert
Neben der Herstellung von Öffentlichkeit und mehr Transparenz gehört die klare Formulierung von Forderungen nach wie vor zum Instrumentenkasten des Baumretters. Auch wolle er politischen Einfluss nutzen, damit das Thema Baumschutz in Verwaltung, Gemeinderat und der Stadtgesellschaft oberste Priorität bekomme. Heißt konkret: Jährlich mindestens 500 Nachpflanzungen, um den Baumbestand zu halten und die Verabschiedung einer modernen Baumsatzung.
Die Stadt, so Fröhlich abschließend, werde nie öffentlich zugeben, dass sein Protest einen Einfluss auf die jüngsten positiven Entwicklungen hatte – doch die Fakten würden für sich sprechen. „Ohne beharrlich Anfragen, Aktionen und öffentliche Aufmerksamkeit hätte es dieses Umdenken wohl nicht gegeben, und die Pflanzzahlen wären weiterhin minimal geblieben.“
Der Abend habe gezeigt, dass der Einsatz nicht umsonst gewesen sei. Die Stadtverwaltung habe das Thema Bäume nicht mehr ignorieren können. Vielleicht hat auch die erhöhte mediale Aufmerksamkeit seit Dezember einen kleinen Beitrag geleistet, dass die ehemaligen Streithähne sich nun gegenseitig mehr zuhören und sich aufeinander zubewegen.
Siehe auch:
Stadt Offenburg kontert Ralph Fröhlich und sendet Entspannungssignale
Baumretter Ralph Fröhlich schlägt Alarm: „Alle Bäume in Offenburg sind geschädigt“
726 Baumfällungen im Gemeinderat Offenburg: Grüne ziehen Antrag zurück
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