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Exklusiv-Interview

Annika Wendle: „Mein Ziel war klar ein anderes“

Die Ringerin Annika Wendle beim Kampf
© United World Wrestling/Kadir Caliskan
Nach der für sie enttäuschend verlaufenen Olympia-Qualifikation konnte die Ringerin Annika Wendle vom ASV Altenheim wenige Wochen später ihre erste Deutsche Meisterschaft in die Ortenau holen. Im Interview spricht sie über ihre Zukunft im Sport, ihre Motivation, Vorbilder sowie die Unterstützung durch ihre Familie und ihre Leidenschaften.

Vor wenigen Wochen scheiterte die Altenheimer Ringerin Annika Wendle knapp bei der Olympia-Qualifikation aufgrund äußerst fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen. Nun hat sie mit 26 Jahren in Elsenfeld die erste Deutsche Meisterschaft gewonnen. Zuvor war ihr das nur in der Jugend und bei den Junioren gelungen. Unsere Mitarbeiterin Pauline Schwarzwälder hat mit der Vorzeigeathletin gesprochen. Dabei gibt Wendle auch persönliche Einblicke, nicht nur in ihr Leben als Sportlerin.

Ortenau Journal: Kam der Titel zur Deutschen Meisterschaft überraschend für Sie?

Annika Wendle: Auch wenn es der erste Titel bei den Frauen war, war das für mich nicht überraschend. Schon im gesamten Jahresverlauf konnte ich mich gegen alle Konkurrentinnen meiner Gewichtsklasse durchsetzten.

Ortenau Journal: Haben Sie vor in vier Jahren wieder einen Anlauf für die Olympia-Qualifikation zu nehmen?

Annika Wendle: Wie genau meine ringerische Zukunft aussieht weiß ich noch nicht genau, ich werde mir für meine Entscheidung die nötige Zeit lassen. Im nächsten Jahr aufzuhören gehört nicht zu meinen Vorstellungen.

Ortenau Journal: Sind Sie durch den DM-Titel frisch motiviert?

Annika Wendle: Ich freue mich über den DM-Titel, mein Ziel für dieses Jahr war aber ganz klar ein anderes. Die Teilnahme an der DM war nur wenige Wochen nach der unglücklich verpassten Olympia-Quali, weshalb es schwer war, motiviert in den Wettkampf zu gehen.

Ortenau Journal: Wie geht es jetzt weiter? Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?

Annika Wendle: Im Februar 2025 werde ich mit dem Referendariat starten (Grundschule) und damit ohnehin sportlich ein wenig zurücktreten. Mein Ziel ist zunächst, dies erfolgreich und mit Spaß abzuschließen.

Ortenau Journal: Wer ist Ihr Vorbild?

Annika Wendle: Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Es sind eher einzelne Aspekte oder Eigenschaften, die ich an einigen Personen bewundere.

Ortenau Journal: Welche Eigenschaften und Personen nehmen Sie sich denn als Vorbild?

Annika Wendle: Beispielsweise bewundere ich Personen, die sich ständig verbessern wollen, sei es im Sport, auf der Arbeit oder persönlich. Es ist einfach und bequem, alles zu belassen wie es ist, aber aus meiner Sicht ist es die Kunst, sich weiterentwickeln zu wollen, auch wenn man vermeintlich schon weit ist. Das habe ich in der Vergangenheit beobachtet und nehme ich mir zum Vorbild.

Ortenau Journal: Wer steht aus Ihrem persönlichen Umfeld bei Wettkämpfen immer hinter Ihnen?

Annika Wendle: Meine Familie steht immer hinter mir, unterstützt mich bei meinen Vorhaben, drückt mir die Daumen für anstehende Aufgaben, fängt mich auf wenn es nicht wie gewünscht lief und lenkt mich ab, wenn ich eine Auszeit brauche.

Ortenau Journal: Wie waren Ihre Anfänge als Ringerin?

Annika Wendle: Begonnen habe ich mit 6 Jahren im Bambini Training des ASV Altenheim. Für meine Schwester und mich war mit einem Vater als Ringer und Trainer der Weg in die Ringerhalle nicht weit.

Ortenau Journal: Welchen Tipp würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?

Annika Wendle: Die Frage ist nicht einfach. Ich würde sagen, nicht ganz so streng mit mir selbst zu sein. Ich war oft sehr selbstkritisch und habe Niederlagen im Sport in jüngeren Jahren oft auch als Niederlagen meiner Person empfunden. Erst über die Jahre musste ich lernen, dass nicht nur Siege, sondern vor allem die Niederlagen unglaublich wichtig sind und viel zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Aber ich denke, auch meine anfangs selbstkritische Art gehört zu diesem Lernprozess dazu.

Ortenau Journal: Was sind neben dem Ringen Ihre Leidenschaften?

Annika Wendle: Ich verbringe gerne Zeit im Garten, gehe wandern, treffe mich mit Freunden (was während der Olympia-Quali-Vorbereitung viel zu kurz kam) oder backe Kuchen.

Interview: Pauline Schwarzwälder

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