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Bildungsstandort

Die Stadt Kehl geht bei Schulsanierungen und Digitalisierung voran

Flur einer Grundschule in Kehl
© Stadt Kehl
Die Schulen in Deutschland sind vielerorts in einem jämmerlichen baulichen Zustand. Auch bei der Digitalisierung hinkt das Land im internationalen Vergleich hinterher. Kehl hat das erkannt und bereits 2018 ein millionenschweres Sanierungs- und Digitalisierungsprogramm beschlossen. Ein Großteil der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt. Das Projekt soll bis Ende 2025 mit Investitionen in Höhe von neun Millionen Euro vollendet werden

Das deutsche Bildungssystem befindet sich in einer tiefen Krise. Nicht nur, dass bis zum Jahr 2035 500.000 Lehrkräfte fehlen sollen, auch bei der Digitalisierung haben die Schulen hierzulande einen großen Rückstand aufzuholen. Dazu kommt der marode Zustand vieler Schulen. Undichte Fenster und Decken, Risse in den Wänden, Schimmel und dreckige Toiletten mindern die Motivation des Lehrpersonals und der Kinder und Jugendlichen, gute Ergebnisse im Unterricht zu erzielen.

Respekt und Wertschätzung

Eine Stadt, die das ernst nimmt, ist Kehl. Die Stadt zeigt, wie man den Lehrern und Schülern Respekt und Wertschätzung entgegenbringt und eine optimale Lernumgebung zu schaffen. 2018 hat der Gemeinderat einstimmig ein millionenschweres Schulsanierungs- und Digitalisierungsprogramm beschlossen. Das Ziel: Alle 13 Kehler Schulen aller Schularten zu modernisieren und auf den neuesten Stand zu bringen. Die Arbeiten haben 2019 begonnen.

Nun, da fünf Jahre vergangen sind, zieht die Stadt eine Zwischenbilanz. 9 der 13 Schulen sind fertig, bei den restlichen sollen bis spätestens Ende 2025 alle Arbeiten abgeschlossen sein. Bisher hat das Mammutprojekt 22 Millionen Euro gekostet, von denen 30 Prozent das Land Baden-Württemberg übernommen hat. Für die noch ausstehenden Maßnahmen sind Investitionen in Höhe von weiteren neun Millionen Euro erforderlich, die die Stadt Kehl komplett selbst tragen muss.

Auf dem neuesten Stand

Die Klassenzimmer der Grundschule Goldscheuer beispielsweise seien bereits seit 2023 auf dem neusten Stand – Gleiches gelte nun auch für das Rektorat und das Lehrerzimmer. Auch die sanitären Anlagen in der zweizügigen Grundschule seien erneuert worden. In diesem Sommer wurden die Flure renoviert – ein transparent weißer Farbüberzug habe die dunklen Klinkerwände freundlich hell gemacht. Mehr als zwei Millionen Euro wurden hier investiert; kleinere Restarbeiten müssen noch erledigt werden. In der Albert-Schweitzer-Schule sei etwa ein Drittel der veranschlagten Sanierungsarbeiten abgeschlossen, der größte Teil mit einem Kostenvolumen von knapp 1,6 Millionen Euro steht noch an, wie die Stadt mitteilt. Das Geld fließe in die Sanierung der Klassenräume, den Umbau des Lehrertrakts und die Sanierung der WC-Anlagen.

Die Grundschule Sundheim, die in der Wilhelmschule untergebracht ist, ist ein weiteres Beispiel. Sie wurde mit digitaler Technik und digitalen Tafeln ausgestattet während die Die Hebelschule im vergangenen Jahr mit neuen Fenstern ausgestattet wurde. Kosten: 800 000 Euro. Fast abgeschlossen sei die umfangreiche Sanierung des Einstein-Gymnasiums, die in den vergangenen fünf Jahren die stolze Summe von 6,6 Millionen Euro gekostet habe. Ein Beispiel für eine moderne Schule zum Wohlfühlen sei auch die Grundschule Kork: Für 1,7 Millionen Euro wurde das Gebäudeinnere saniert und modernisiert. Wenn es die Witterung zulässt, steht den Kindern eine Terrasse zur Verfügung

Erfolgreiches Multiprojektmanagement

„In allen Schulen wurden oder werden digitale Tafeln installiert, alle Schulen flächendeckend W-LAN. Außerdem werden alle Serveranlagen überholt. Alles ist auf dem neuesten Stand“, sagt Michael Heitzmann, Leiter des städtischen Gebäudemanagements in Kehl auf Anfrage des „Ortenau Journal“. Doch das ist nicht alles: Im Zuge des Digitalpaktes Schule erhalten alle Häuser zahlreiche Medienwagen mit je 28 Notebooks oder iPads. Heitzmann ist der maßgebliche Verantwortliche für das erfolgreiche Großprojekt seitens der Stadt. Zusammen mit den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik sowie Familie und Bildung arbeitet er in einem sogenannten Multiprojektmanagement zusammen. Ein externer Projektsteuerer habe dafür bereichsübergreifende Projektpläne erstellt, die gemeinsam abgearbeitet werden. In regelmäßigen Besprechungen werden die Bedarfe der unterschiedlichen Bereiche koordiniert und mit den Schulleitungen intensiv ausgetauscht.

„Ich würde nicht behaupten, dass wir ein Vorreiter in Sachen Schulsanierung und Digitalisierung sind“, sagt Heitzmann auf Nachfrage. „Aber wir stehen schon gut da.“ Doch die nächste Herausforderung für das Gebäudemanagement wartet schon. Für den Ausbau der Ganztagesbetreuung an den Grundschulen werden weitere 34 Millionen Euro investiert. Insgesamt also 66 Millionen Euro. Dass die riesigen Summen die Stadt finanziell überfordern könnte, glaubt Heitzmann dennoch nicht. „Da müssen Sie zuallererst den Kämmerer fragen. Aber bisher ist das Projekt finanziell noch machbar.“

Kommentar:

Insgesamt sehen Experten laut dem KfW-Kommunalpanel in Deutschland einen Investitionsstau für die Schulen in Höhe von 45,6 Milliarden Euro. Die Lehrergewerkschaft GEW fordert gar ein 100-Milliarden-Sofortprogramm für alle Bildungseinrichtungen in Deutschland. Denn Vieles hängt von der Finanzkraft der Kommunen ab. Schüler in wohlhabenderen Gemeinden haben größere Chancen, ihre Schulzeit in einer Wohlfühlschule zu verbringen, als der Nachwuchs in ärmeren Gegenden. Kehl ist dabei nicht das einzige Beispiel. Zumindest in der Ortenau tut sich einiges. So hat vor ein paar Tagen zum Schuljahresbeginn Oberbürgermeister Gregor Bühler in Oberkirch das fertig sanierte Hans-Furler-Gymnasium dem Schulbetrieb übergeben. Die Digitalisierung der Schule wurde bereits vor Jahren energisch vorangetrieben. Lehrer und Schüler werden es den Verantwortlichen mit mehr Motivation in einem leistungsfördernden Umfeld danken. Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Für sie wären die Milliarden-Investitionen jeden Cent wert.

Wolfgang Huber

Foto: Ein transparent weißer Farbüberzug hat die geklinkerten  Flure in der Grundschule Goldscheuer deutlich heller gemacht, wie der Leiter des städtischen Gebäudemanagements, Michael Heitzmann, erklärt.

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