Ausnahmetalent

Karla Jörger (14) räumt Titel ab und visiert nun die Downhill-WM 2025 an

Siegerehrung mit Karla Jörger
© Alina Jörger
Mit ihren erst 14 Jahren ist Karla Jörger aus Achern bereits sehr erfolgreich. Beim Downhill hat sie schon zahlreiche Titel abgeräumt. Mit Fußball betreibt sie zudem eine zweite Sportart. Bei den Radrennen ist Jörger früh in die höhere Altersklasse aufgestiegen und fährt nun bei den U17 die ersten Siege ein. Aufgrund ihrer enormen Motivation und Disziplin könnte sie eine große Karriere einschlagen. Pauline Schwarzwälder ist dem Geheimnis von Karla Jörger auf den Grund gegangen.

Die 14-jährige Karla Jörger beweist sich in der erfolgreichen Saison 2024 als beste deutsche Downhill-Fahrerin im Propain Rookie Cup U17/U19, Swiss Downhill Cup U 17, sowie im iXS Downhill Cup U 17. Nach ihren Erfolgen in der Altersstufe U15, wie der bemerkenswerten Leistung im Rookie Cup 2023, konnte sie sich im neuen Jahr ebenfalls in der U17 gegen ältere Mitstreiterinnen behaupten und somit den iXS Downhill Cup gewinnen. Der Aufstieg in die Altersklasse war mit einem höheren Leistungsdruck, durch vor allem erfahrenere Gegnerinnen verbunden, doch auch dort schlug sich Karla herausragend gut.

Unterstützung durch die Eltern

Die junge Radsportlerin aus Achern begann ihre Karriere als Downhill-Fahrerin bei ihrem Verein Bikesport Sasbachwalden während der Zeit der Corona-Pandemie im Winter 2020/2021 und nahm an ihrem ersten Rennen in Winterberg 2023 teil, wo sie bereits mit jungen Jahren den zweiten Platz belegte. Schon damals und auch heute noch erhält Karla viel Unterstützung durch ihre Eltern, die sie bei jeder Witterung zu Rennen begleiten und stets mitfiebern. Noch bevor der gesamte Szene Karlas Leistung bewundern durfte, glaubte Familie Jörger fest an ihre Erfolgssportlerin. Durch ihre intrinsische Motivation und Disziplin arbeitete sie sich Stück für Stück nach oben.

Selbst nach dem überraschenden Rückschlag durch einen Schlüsselbeinbruch stieg die ehrgeizige Fahrerin gleich nach dem ärztlichen Check-up am Dienstagabend am Mittwoch wieder auf das Rad und trainierte in der kurzen gebliebenen Vorbereitungszeit für das kommende Rennen nur wenige Tage später. Die Koffer waren schnell gepackt und wenig später stürzte sich Karla rasante Hänge entlang in Kurven und Sprünge und gewann – durch ihre Überwindung der Verletzung und ihre unfassbare Fokussierung die Tage zuvor – das Rennen in Italien.

Synergien durch zweite Sportart Fußball

Zusätzlich zu ihren unglaublichen Leistungen im Radsport übt Karla noch weitere Sportarten aus. Sie und ihre Mutter, Alina Jörger, berichten, dass es keinen Tag in der Woche gibt, an dem die 14-Jährige nicht trainiert. Wenn nicht gerade ein Downhill-Rennen eine Umorganisation erfordert, geht Karla zweimal wöchentlich zum Fußballtraining beim Acherner Jugend-Förder-Verein (JFV). Bei der Koordination des Trainingsplans hilft Karlas Vater engagiert mit, sodass auch der Fußball nicht zu kurz kommt. Und auch die dort erarbeitete Kondition dient ihr in weitaus mehr als einem Sport, denn sowohl für den Fußball als auch im Radsport muss sie über längere Zeiträume am Stück fit bleiben.

Somit profitiert Karla sportlich von der Kombination beider Sportarten. Das Konditionstraining für den Fußball verbessert ihre Ausdauer, während die Fitness und Muskulatur, die sie beim Downhill-Fahren aufbaut, ihr auch im Fußball zugutekommt. Eine solche sportliche Vielfalt, wie Karla sie an den Tag legt, sieht man selten und dennoch schafft sie es immer wieder, am Ende des Rennens auf dem Podium zu stehen.

Mentale Stärke

Selbstverständlich zählt zusätzlich zur körperlichen Fitness die mentale Vorbereitung zum Erfolgsrezept einer Sportlerin. Besonders beim Downhill ist eine hohe Konzentration essenziell, um auf dem Track zu bleiben und Kurven sowie Sprünge sicher meistern zu können. Karla berichtet, dass sie durch die bisher erlangte Erfahrung und die Hilfe ihrer Trainer gelernt hat, sich an unterschiedliche Wetterbedingungen und somit auch Untergründe der Strecke anzupassen, um durch die gesamte Saison Rennen erfolgreich bestreiten zu können.

Obwohl sie in der Saison 2024 ohne Team und Trainer antrat, profitierte sie durch die zuvor erlernten Techniken und der gemeinsamen Arbeit mit ihren ehemaligen Trainer Raphael Bechtold, Mathias und Martin Scheck, sowie durch Jorden Hugo aus Freiburg und sich mit beeindruckenden Leistungen in den Fokus der Szene fahren. Daher ist Karla für die Unterstützung und die Weitergabe dieser wichtigen und für sie weiterhin relevanten Techniken sehr dankbar.

Technische Fähigkeiten

Für Karla liegt der Reiz am Downhill-Fahren in der Geschwindigkeit und der Herausforderung, diese kontrollieren zu müssen. Die Konzentration ist entscheidend, um Unfälle zu vermeiden und durch technische Fähigkeiten Hindernisse wie Wurzeln und Steine zu überwinden. Zusätzlich ist selbstverständlich die Verwendung von Helmen und Protektoren entscheidend, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten, während sie versuchen, ihre Bestzeiten zu erreichen.

Der Downhill-Sport ist eine anspruchsvolle Disziplin, die sowohl technische Fähigkeiten als auch mentale Stärke erfordert, weshalb die Sicherheit der Sportler ein sehr zentrales Thema darstellt. „Ein Optimum rauszufahren zwischen Sicherheit, Schnelligkeit und trotzdem die Techniken noch anzuwenden […], das alles richtig zu dosieren, ist eine Kunst“, sagt Alina Jörger, Mutter der Downhill-Fahrerin.

Inspirierendes Vorbild

Um auch vor dem Rennen die erforderliche Ruhe zu bewahren, hat Karla einen persönlichen Trick: Vor jedem Rennen, an den unterschiedlichsten Standorten, nimmt sie sich vor, kleine Glücksbringer zu suchen. Die Bikerin berichtet von ihrer Erfolgsserie, vier- und fünfblättrige Kleeblätter zu finden. Zum einen hilft es ihr herunterzukommen und die Rennen mit weniger Nervosität anzugehen, und zum anderen sollen die seltenen Funde ihr ganz viel Glück auf der Strecke geben. Und dass das sehr gut funktioniert, ist unbestritten.

Ihr persönliches Lieblingsrennen und die schönste Erfahrung, die sie mit dem damit einhergehenden Abenteuer verbindet, war die 1.750 m lange Strecke in Spicak in Tschechien an der bayerischen Grenze. Sie hebt die Schönheit der Strecke und die gemeinsamen Erlebnisse mit Freunden hervor, wie das Eisbaden im Bach, an das sie heute noch immer denkt. Karlas Erfolge in jungen Jahren sind herausragend und mit Sicherheit ein inspirierendes Beispiel für viele andere junge Sportlerinnen und Sportler.

Downhill-WM als nächstes Ziel

Neben der Schule mehrere Sportarten erfolgreich und selbstverständlich auch mit viel Spaß auszuüben, ist sicherlich keine leichte Aufgabe, doch Karla Jörger meistert sie wie kaum eine andere. Als nächstes Ziel setzt sie sich, die Downhill-Weltmeisterschaft 2025 in der Schweiz zu gewinnen und damit ihren bisher größten Titel mit nach Hause zu bringen. Ihr Ehrgeiz ist bewundernswert, und viele von Karla inspirierte junge Talente und auch die gesamte Ortenau sind gespannt auf den weiteren Verlauf ihrer großartigen Karriere.

Pauline Schwarzwälder

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