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Traditionshotel

Streit um „Obere Linde“-Verkauf eskaliert

Hotel Obere Linde Fachwerkhaus
© Geraldine Zimpfer
Seit 2022 steht das Romantik-Hotel „Obere Linde“ zum Verkauf. Im März hatte der OB Gregor Bühler zur Eile angemahnt und bemängelt, dass ein bereits vorhandenes Angebot abgelehnt wurde. Elisabeth Dilger erhebt nun Vorwürfe gegen den Rathauschef und den Gläubiger Schleutermann, der allerdings nicht mehr im Besitz der Grundschuldbriefe ist. Beide hätten unautorisiert Verhandlungen geführt.

Diese Woche wandte sich Elisbeth Dilger per Pressemitteilung an die Medien. Der Schweizer Investor Markus Schleutermann sei gar nicht im Besitz der Grundschuldbriefe und damit gar nicht der Gläubiger, wie aus einem Schreiben des Amtsgerichts samt Aushang hervorgehe. Er und OB Gregor Bühler hätten unrechtmäßige Verhandlungen über den Verkauf des Tradtitonshauses geführt. Die Sprecherin der Stadt Oberkirch kündigte nun gegenüber dem „Ortenau Journal“ ein Statement von Bühler für kommende Woche an.

Aus dem uns vorliegenden Schreiben des Amtsgerichts Oberkirch geht hervor, dass Markus Schleutermann über seine LIGRUFA Baubetreuungsgesellschaft in Appenweier und seinen Anwalt Thomas Oelmayer „den Antrag auf Kraftloserklärung“ abhandengekommener Urkunden gegenüber der Eigentümerfamilie Dilger beantragt habe. Es wurde ein Aufgebotsverfahren eingeleitet. Falls bis zum 8. November nichts geschieht, werden die Grundschuldbriefe gelöscht. Dies ist laut Elisabeth Dilger Voraussetzung dafür, dass ein Verkauf des Traditionshotels überhaupt abgewickelt werden kann.

„Überraschende Wendung“

Wie Elisabeth Dilger in der Pressemitteilung schreibt, sei Schleutermann gar nicht der Gläubiger, sondern habe dies nur vorgegeben. Für sie sei dies eine „überraschende Wendung“. Der Vorgang werde auch im digitalen Bundesanzeiger und im Aushang des Amtsgerichts bekanntgegeben.

Auch OB Gregor Bühler sei von Schleutermann über diesen Umstand absichtlich oder unabsichtlich getäuscht worden. Letzterer habe zudem unrichtige, rufschädigende Angaben über die finanzielle Situation der Familie Dilger gemacht, heißt es in der Pressemitteilung. Und weiter: „Welche rechtlichen Mittel Herr Schleutermann gegen uns anwenden wollte, bei den fehlenden Briefen und Nachweisen über die Grundschuld, bleibt schleierhaft, und ob dies aus betrügerischer Absicht geschah, davon können sich andere ein Bild machen. Dass zum Zeitpunkt des Presseartikels („Acher-Rench-Zeitung“ vom 28.03.24, Anm. d. Red.) Herr Schleutermann nicht vom Fehlen der Briefe gewusst haben will, muss man doch stark anzweifeln.“

Am Freitag erschien ein weiterer Artikel in der „Acher-Rench-Zeitung“, in dem sich Schleutermann zu dem Sachverhalt äußert: „völliger Blödsinn: Das sind keine Inhaberpapiere, bei denen die Forderung unmittelbar mit der Urkunde verknüpft ist und nur durch Übergabe derselben übertragen werden kann. Maßgebend sind die Grundbucheinträge und die sind in dieser Hinsicht klar, zudem existieren ja auch Verträge“, wird er im Bezug auf die Darstellung von Frau Dilger zitiert. Auch seien genügend Beweise inklusive Grundbucheinträge vorhanden, welche die Schulden nachweisen würden. Die Zahlungsflüsse ließen sich lückenlos belegen.

Zur Eile gedrängt

Im Frühjahr hatten Bühler und Schleutermann gemeinsam mit einem Interessenten ein fertiges Angebot ausgehandelt. Dieses hatte die Familie Dilger abgelehnt, was wiederum auf Unverständnis seitens der Stadt und Markus Schleutermann stieß. Letzterer wollte sein Engagement mit der „Oberen Linde“ zeitnah beenden. Beide hatten zur Eile gedrängt. Die Rede war von einer Beschädigung der Marke „Obere Linde“, sollte sich der Leerstand zu lange hinziehen. Die Eigentümerfamilie hatte sich dadurch unter Druck gesetzt gefühlt.

Gergor Bühler, so die Auffassung von Elisabeth Dilger laut der Mitteilung, habe „vorbehaltlos und unautorisiert und ohne Kenntnis der Fakten unrechtmäßige Verkaufsverhandlungen über unser Eigentum, die „Obere Linde“, geführt.“ Es würden jegliche Vollmachten fehlen, um Verhandlungen in ihrem Sinne zu führen. Und im Bezug auf den am Freitag erschienenen Zeitungsartikel schreibt Dilger in einer weiteren Pressemitteilung an das „Ortenau Journal“: „Leider hat Herr König für seinen Artikel nicht die von ihm selbst angesprochene journalistische Sorgfaltspflicht walten lassen, sondern hat sich für eine einseitige Berichterstattung entschieden und die Pressefreiheit mit Füßen getreten, indem er die für die Stadt Oberkirch wichtigen Informationen zum OB Bühler absichtlich zurückhält.“

Laufende Verhandlungen

Auch könne Schleutermann nicht die angeforderten Nachweise über die Forderungen in Form von Kontoauszügen vorlegen, sonst hätte er sich laut Dilger diese sicher von einem deutschen Gericht titulieren lassen. „Wir halten fest: Keine Grundschuldbriefe vorhanden und keine Kontoauszüge mit Geldzahlungen an uns.“ Derzeit würde sich die Eigentümerfamilie in Verhandlungen mit einem möglichen Käufer befinden. Wegen der Urlaubszeit würden diese aber gerade pausieren.

OB Gregor Bühler stand am Freitag nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung. Seine Pressesprecherin Denise Burkart kündigte eine Antwort auf unsere Anfrage für nächste Woche an. Sobald diese vorliegt, werden wir gesondert darüber berichten.

Wolfgang Huber

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