Von Wolfgang Huber
Die Ortenau ist zwar die führende Wirtschaftsregion in Deutschland, aber auch im südlichen Nachbarlandkreis Emmendingen gibt es innovative Mittelstandsunternehmen mit Weltniveau. Beispielsweise die LILA GmbH. Mit der Übernahme der ADAM Lasertechnik aus Todtnau sichern sich die Sexauer nun nicht nur das Knowhow im Bereich des 3D-Laserschweißens, sondern sorgen auch für den Erhalt der Marke. Die Übernahme des Traditionsunternehmens aus Todtnau tritt am 1. April 2025 in Kraft. Den Maschinenpark verlagert LILA bereits nach Vörstetten, wo ein neues Werk entsteht. „Unsere Kunden können weiterhin auf höchste Qualität zählen“, versichert Markus Adam.
LILA-Geschäftsführer Gundolf Vogel sieht in der Übernahme eine strategische Chance, um durch Investitionen und Knowhow-Transfer neue Potenziale zu erschließen. Das Ortenau Journal hat mit dem Unternehmer über dieses strategische Investment und die Stellung Deutschlands in der weltweiten Lasertechnologiebranche und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen. Vor allem in einem Punkt widerspricht Vogel dem Mainstream: Die Unternehmen sollte erst mal ihre Hausaufgaben machen, anstatt immer nach dem „Papa“ Staat zu rufen.
Ortenau Journal: Deutschland befindet sich nach wie vor in einer Rezession. Wie ist ihre derzeitige wirtschaftliche Situation?
Gundolf Vogel: Für uns ist es ok. Nicht mehr und nicht weniger. Natürlich sind wir auch von der Krise betroffen, aber wir müssen nicht über Kurzarbeit oder Ähnliches nachdenken. Man muss jetzt gut wirtschaften und haushalten.
Ortenau Journal: Welchen Ausblick wagen sie in die Zukunft bzw. was erhoffen sie sich von der künftigen Bundesregierung? Bürokratieabbau nehme ich an.
Gundolf Vogel: Die Frage ist, was können wir von Seiten unserer Industrie machen. Bosch, Siemens, alle bauen Stellen ab. Aber das ist ja kein wirtschaftliches Konzept. Natürlich ist der Bürokratieabbau notwendig. Aber wir müssen uns als Unternehmer an unserem Standort fragen: Was haben wir für Konzepte, die zukunftsfähig sind. Und da sind wir selbst gefragt. Ich habe für mich so das Gefühl, dass keiner erwachsen werden will. Auch das ganze Management. Jeder ruft immer nach dem „Papa“, der es richten soll. Tu dies, tu jenes. Aber wir Unternehmer sind dazu aufgerufen, unsere Hausaufgaben zu machen und zu sehen, wie wir unser Land wieder nach Vorne bringen können.
Ortenau Journal: Die Unternehmen müssen sich also selbst in die Lage versetzen, um den Herausforderungen mit technologischer Transformation, veränderten Rahmenbedingungen, der Trump-Administration usw. begegnen zu können.
Gundolf Vogel: Und vor allem: Je größer die Einheit wird, um so größer und komplexer wird die Verwaltung. Und da muss man sagen: Da müssen wir als Unternehmen erst mal bei uns anfangen mit Bürokratieabbau. Ich gebe nur ein Beispiel: Ein großer, baden-württembergischer Maschinenbaubetrieb, den haben wir in den vergangenen Wochen wegen unserem Umzug gebraucht, der schickt uns noch seine Rechnungen in Papierform. Sechs Seiten Papier. Dicke Briefe. Der will aber Technologieführer sein. Da muss ich nicht nach Bürokratieabbau in Berlin oder Stuttgart rufen, da muss ich im eigenen Laden anfangen.
Ortenau Journal: Das heißt, die Unternehmen sind auch in der Pflicht, ihre Modernisierung voranzutreiben.
Gundolf Vogel: Genau, und das schlank und nicht mit 35 Beratern und in täglich Hunderten von Sitzungen, wo dann erörtert wird, wie man das bewerkstelligen könnte. Ich sag mal: Just do it! Aus der Komfortzone müssen wir alle raus.
Ortenau Journal: Nach der Übernahme von ADAM ziehen sie mit den Maschinen von Todtnau nach Vörstetten. Sind die zehn Arbeitsplätze in Vörstetten zusätzliche Stellen, oder eine Verlagerung aus Todtnau?
Gundolf Vogel: Von Adam Lasertechnologie konnten wir nur zwei Mitarbeiter übernehmen. Den anderen Mitarbeitern haben wir super Angebote gemacht, aber die wollten einfach nicht aus Todtnau weg. Wir haben jetzt sechs Mitarbeiter, zwei von ADAM und vier sind neu. D. h. wir fangen mit einer kleinen Mannschaft an und bauen das dann sukzessive aus. Das ist eine Situation wie bei einem Startup. Wir konnten nicht an dem alten Standort in Todtnau bleiben. Und das mit dem Umzug ist eine schwierige Situation, die mit hohen Kosten verbunden ist.
Ortenau Journal: In welcher Phase sind sie jetzt beim Umzug nach Vörstetten?
Gundolf Vogel: Die Bauphase ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Maschinen stehen schon alle da. Wir fangen heute auf drei Maschinen mit der Produktion an. Die Kunden brauchen ihre Produkte und ich kann jetzt nicht sagen, wie das in Deutschland üblich ist: „Eins nach dem anderen.“ Sondern wir legen jetzt los. Das ist etwas Improvisation gefragt.
Ortenau Journal: Auf welchen Märkten sind sie denn aktiv. Hauptsächlich in Deutschland oder auch international?
Gundolf Vogel: ADAM ist eher regional aufgestellt. Also in Baden-Württemberg. Wir bei LILA sind international. Wir liefern nach Frankreich, in die Schweiz, die USA, nach Island oder in die Niederlande. Aber gleichzeitig verstehen wir uns auch als regionales Unternehmen. Wir stehen zur Region und bleiben auch hier.
Ortenau Journal: Wie weit fortgeschritten ist die Lasertechnik in Deutschland und speziell im Südwesten, um am Weltmarkt konkurrieren zu können?
Gundolf Vogel: Die Lasertechnik in Deutschland ist sehr gut, keine Frage. Und das Knowhow in der Lasermaterialbearbeitung in Deutschland, das ist schon auf einem sehr hohen Niveau. Das gilt nicht nur für uns, das kann man fast für die ganze Branche sagen.
Ortenau Journal: Es gibt also noch Bereiche, in denen Deutschland international führend ist. Das macht ja auch wieder irgendwo Hoffnung.
Gundolf Vogel: Das macht zwar Hoffnung. Aber je mehr Unternehmen das Land verlassen, desto mehr gehen nicht nur die Arbeitsplätze verloren, sondern auch das Knowhow. Ich bin 63, mein Mitgesellschafter ist 67. Die Hauptmotivation, die Firma Adam zu übernehmen, und auch die Art und Weise, wie wir es jetzt übernehmen mussten, die liegt darin begründet, dass Markus Adam ein Top-Knowhow im Bereich Laserschweißen aufgebaut hat, das einmalig ist in Deutschland. Herr Adam hat gesagt, weil er jetzt müde ist – er müsse jetzt aufhören – hätte er sonst den Schlüssel umgedreht. Das darf aber nicht passieren. Das Wissen und das Können müssen wir hier planen. Dafür haben wir die zwei wichtigsten Mitarbeiter hier und Markus Adam selbst wird uns nach seinem Urlaub auch weiter zur Verfügung stehen. Und für meinen persönlichen Background war es wichtig, dass wir dieses Knowhow einfach hier behalten. Wir stellen uns natürlich dadurch auch breiter auf. Das müssen wir jetzt erst mal finanzieren. Da unterstützt uns die Volksbank Breisgau-Nord mit 1,5 Millionen Euro. Davon geht der größte Teil in den Maschinenkauf. Eine gute halbe Million haben wir in den Standort, den Umzug und die Infrastruktur investiert. Und da kommt noch das ein oder andere in den nächsten Monaten dazu.
Ortenau Journal: Es heißt, dass sie im Bereich der wasserstrahlgeführten Laserschneidtechnologie führend in der Welt sind. Welches Potenzial haben sie da bzw. gibt es Möglichkeiten einer weiteren Expansion?
Gundolf Vogel: Auf jeden Fall. Wir haben die Technologie, wir haben die wichtigsten Komponenten, die es von diesem Hersteller gibt. Da haben wir noch eine zweite Anlage im Lager, die wir im nächsten Jahr aufbauen werden. Damit haben wir unser Spektrum international erweitert. Wir können dann Produkte und Projekte von Südkorea über die USA bis nach Frankreich machen. Da brauchen wir aber noch zwei, drei Jahre, bis wir soweit sind und Abnehmer auf dem Markt gefunden haben. Aber das Adam-Projekt hat erst mal Vorrang, das muss jetzt laufen.
Ortenau Journal: Welche Projekte machen sie im Bereich Raumfahrt?
Gundolf Vogel: Es gibt keramische Bauteile, die wir bearbeiten, auf der ISS. Diese werden im Forschungsbereich eingesetzt. Wir bearbeiten auch Teile für die Satellitentechnologie.
Ortenau Journal: Wie sieht ihre internationale Konkurrenzsituation aus?
Gundolf Vogel: Nicht nur die internationale, auch die nationale Konkurrenz in der Laserwelt ist stark. Mit einigen kooperieren wir auch sehr eng. Da haben wir langjährige Kooperationsverträge. Das ist im Prinzip ein sportlicher Wettkampf für uns. Wir müssen mit unserer Leistung am Markt überzeugen.
Ortenau Journal: Wie ist die personelle Situation. Haben Sie Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu finden?
Gundolf Vogel: Nein, überhaupt nicht. Das hängst auch mit der Wirtschaftskrise zusammen. Letztes Jahr hatten wir hier im Haus zwei Stellen zu besetzen. Da war das Angebot sehr mager. Aber jetzt haben wir Stellen ausgeschrieben und da kamen zum Teil sehr hochqualifizierte Leute. Zum Teil auch von Kunden, die schon lange in Kurzarbeit sind.
Ortenau Journal: Aus welchen Bereichen kommen dann diese Fachkräfte, sind es nur Metallberufe?
Gundolf Vogel: Das sind Metallberufe aus dem Zerspanungsbereich. Für Lasertechnik gibt es keinen Lehrberuf. Aber es sind Leute mit Hochschulabschluss. Da merkt man, dass in unserem Land nicht alles zum Besten läuft, denn man bekommt jetzt wirklich wieder gutes Personal.
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