Von Wolfgang Huber
Die spanische Tochtergesellschaft Herrenknecht Iberica verfolgen die Diskussionen und Planungen zu einem Tunnel zwischen Spanien und Marokko seit mehreren Jahren. Die Straße von Gibraltar stellt ein Nadelöhr für den Verkehr zwischen Nordafrika und Europa dar, wie Anja Heckendorf Head of Corporate Communications bei der Herrenknecht AG in Schwanau auf Anfrage mitteilt. „Ein Tunnel an dieser Stelle würde die Leistungsfähigkeit des Güter- und Personenverkehrs deutlich erhöhen.“
Extreme Herausforderungen
Gleichzeitig stelle dieses Bauvorhaben extreme Herausforderungen an Technologie und Logistik. Heckendorf: „Die gegenwärtigen Überlegungen gehen von einer Länge von über 30 Kilometern und von einer Tiefe von mehreren 100 Metern unterhalb des Meeresspiegels aus. Genau hierauf bezieht sich die jetzt beauftragte Machbarkeitsstudie: Können diese Herausforderungen bewältigt werden und welche Lösungen wären nötig?“ Die Planungen werden von Agentur SECEGSA des spanischen Transportministeriums in Spanien vorangetrieben, so Heckendorf.
Dabei kann das Unternehmen auf eine lange Tradition und Erfahrung mit Projekten in Spanien zurückgreifen. Die Kommunikationschefin weist auf eine mittlerweile über 30-jährige Geschichte hin, während derer Tunnelvortriebsmaschinen „Made in Schwanau“ in spanischen Verkehrsprojekten zum Einsatz gekommen seien. Weltweite Beachtung erfuhr Heckendorf zufolge zum Beispiel die seinerzeit weltgrößte Tunnelbohrmaschine (Durchmesser 15,20 m) von Herrenknecht für einen Abschnitt der Madrider Stadtautobahn in den Jahren 2005 und 2006. Die guten Verbindungen haben weitreichende Folgen. „Inzwischen international tätige spanische Baukonzerne setzen heute Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht rund um den Globus ein.“
Weltgrößte Tunnelbohrmaschine
Herrenknecht verfüge außerdem über eine hohe Referenzdichte an Projekten, in denen seine Maschinen schwierigsten Herausforderungen ausgesetzt gewesen seien. Als weitere Beispiele nennt sie die Maschine für den Bau eines Tunnels unter dem Bosporus, die weltgrößte Tunnelbohrmaschine (Durchmesser 17,6 m) für die Unterquerung eines Meeresarmes in Hongkong sowie zahlreiche Flussunterquerungen.
Weitere Details zur Machbarkeitsstudie wollte Anja Heckendorf mit Verweis auf die Vertraulichkeit als Auftragnehmer nicht nennen. SECEGSA kooperiere mit dem ebenfalls staatlichen spanischen Ingenieursunternehmen Ineco, mit dem Herrenknecht Iberica den Vertrag für die Machbarkeitsstudie abschließen konnte. Weitere Informationen zu dem Vorhaben und dessen Geschichte finden sich auf der spanischen Website von SECEGSA. So hätten Marokko und Spanien beschlossen, eine feste Verbindung über diese Wasserstraße zu untersuchen, um ihre Kooperationsbeziehungen zu stärken und das westliche Mittelmeer zu einem zentralen Knotenpunkt für den Austausch zwischen Europa und Afrika zu machen.
Lange Vorgeschichte
Die Projektbeteiligten hoffen demnach auf Impulse für ein integriertes Wachstum für die Region. „Die Erleichterung der Ströme von Passagieren, Waren und Dienstleistungen würde zu einem quantitativen und qualitativen Wirtschaftsaufschwung führen“, heißt es auf der Website. Die beiden Anrainerstaaten gehen zudem davon aus, eine zentrale Position im westlichen Mittelmeerraum einnehmen zu können.
Die Vorgeschichte zu einem Tunnel zwischen Spanien und Marokko reicht bis ins Jahr 1869 zurück, wie es weiter heißt. Der französische Ingenieur Charles de Villedeuil habe sich einen Unterwassertunnel vorgestellt, als der Suezkanal gerade für weltweites Aufsehen sorgte. 1883, entstand das erste spanische Projekt durch den Marineingenieur Andrés Avelino Comerma i Batalla, ehe 1897 ein zweiter französischer Versuch durch den Ingenieur J.B. Berlier folgte. Berlier habe seinerzeit einen 41 Kilometer langen Tunnel vorgeschlagen.
Richtig konkret wurde es aber erst knapp 100 Jahre später. „Am 16. Juni 1979 einigten sich die Könige Spaniens und Marokkos, Juan Carlos I. und Hassan II., in der Gemeinsamen Spanisch-Marokkanischen Erklärung von Fès darauf, die Studien für eine feste Verbindung zwischen den beiden Ländern zu fördern“, ist auf der Website nachzulesen.
Weiterentwicklung der Studien
1980 folgte ein Kooperationsabkommen, welches am 26. Februar 1981 in die Gründung der beiden staatlichen Studiengesellschaften mündete: SECEGSA in Spanien und „Societé Nationale d’Etudes du Detroit de Gibraltar“, kurz SNED in Marokko, die mit der Durchführung der Untersuchungen beauftragt worden seien. Schließlich, so heißt es weiter, sei am 27. September 1989 das Zusatzabkommen unterzeichnet worden, das als vierter völkerrechtlicher Text die Grundlage für die Weiterentwicklung der Studien zu diesem strategischen Projekt bilde.
Man gehe von einer Bauzeit von 15 Jahren aus. Konzernsprecherin Anja Heckendorf legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass Herrenknecht Iberica weder beauftragt wurde Technologie zu liefern noch Bauarbeiten durchzuführen. Die Beauftragung beziehe sich ausschließlich auf eine Machbarkeitsstudie.
Foto: Fertiggestellter Tunnel für das Eurasia-Tunnel-Projekt, Istanbul, Mixschild, Ø 13.660 mm
Siehe auch:
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