Interview

Inka Lamprecht über das Erfolgsrezept der Hodapp GmbH & Co. KG beim Recruiting

Inka Lamprecht (Hodapp GmbH)
© Hodapp GmbH & Co. KG
Trotz der Wirtschaftskrise und den damit einhergehenden Stellenstreichungen in einigen Branchen bleibt das Thema Fachkräftemangel aktuell. Arbeitgeber, die langfristig konkurrenzfähig bleiben wollen, müssen auch künftig auf ein innovatives Recruiting betreiben. Nicht nur bei diesem Thema ist die Hodapp GmbH & Co. KG in Achern-Großweier sehr gut aufgestellt. Im Interview mit dem Ortenau Journal nennt die Geschäftsleiterin Inka Lamprecht ihrer erfolgreichen Personalstrategie.

Zwar befindet sich Deutschland in einer Wirtschaftskrise und viele Unternehmen bauen derzeit Stellen ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit das Thema Fachkräftemangel an Bedeutung verliert. Der Renteneintritt der Babyboomer kann durch die im Arbeitsmarkt nachrückenden Talente nicht annähernd ausgeglichen werden. So werden laut dem Statistischen Bundesamt in den kommenden 15 Jahren 13 Millionen Arbeitskräfte in den Ruhestand verabschiedet.

Unternehmen müssen also nach wie vor um den knappen Nachwuchs kämpfen. Wir haben Inka Lamprecht, die Geschäftsleiterin Markt & Kunde der Hodapp GmbH & Co. KG, über ihre erfolgreiche Strategie in der Talentansprache befragt. So setzt sie einen Schwerpunkt auf Social Media-Aktivitäten und Active Sourcing. Besonders wirksam sind laut Lamprecht die Recruiting-Videos ihrer Produktionsfirma Visiris. Sie verrät unter anderem auch, auf welcher Social-Media-Plattform Hodapp besonders erfolgreich ist.

Interview von Wolfgang Huber

Ortenau Journal: Seit Mitte 2024 haben Sie die Struktur der Geschäftsleitung neu organisiert. Wie wirkt sich diese Maßnahme auf die tägliche Arbeit aus?

Inka Lamprecht: Die Neustrukturierung der Geschäftsleitung seit Mitte 2024 hat sich positiv auf unsere tägliche Arbeit ausgewirkt. Die klare Aufteilung der Verantwortlichkeiten ermöglicht eine effizientere Entscheidungsfindung und eine fokussierte Bearbeitung strategischer Themen. Dadurch können wir uns besser auf die jeweiligen Kernaufgaben konzentrieren.

Ortenau Journal: Ende November wurde sie von nectanet als Hidden Champion der Black Forest Power Region klassifiziert. Wie sehen sie die derzeitigen Rahmenbedingungen am Standort Ortenau bzw. was sind die Stärken der Ortenau?

Inka Lamprecht: Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung als Hidden Champion der Black Forest Power Region durch nectanet. Die Ortenau bietet uns als Standort zahlreiche Vorteile: Eine dynamische Wirtschaftskraft mit innovativen Unternehmen, eine gute Infrastruktur und eine traditionsreiche Industriegeschichte, die gleichzeitig zukunftsorientiert ist. Auch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und regionalen Netzwerken ist ein großer Pluspunkt.

Ortenau Journal: Im Zuge der Digitalisierung wollen sie die Automation vorantreiben. Wie weit sind sie in diesem Prozess?

Inka Lamprecht: Die Digitalisierung ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir haben bereits wesentliche Produktionsschritte automatisiert und Prozesse durch intelligente Technologien effizienter gestaltet. Ein wichtiger Meilenstein war die Integration von Künstlicher Intelligenz, dort wo sie sinnvoll und wertschöpfend eingesetzt werden kann. Zudem verfolgen wir das Ziel, sämtliche administrativen Prozesse weitestgehend zu digitalisieren, um unsere Fachkräfte zu entlasten und ihnen den Fokus auf ihre Kernaufgaben zu ermöglichen.

Ortenau Journal: Sie betreiben ein innovatives Recruiting. worauf wir gleich noch zu sprechen kommen. Habe sie mittlerweile aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise Neueinstellungen auf Eis gelegt oder suchen sie weiter Fachkräfte?

Inka Lamprecht: Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise sind wir mit unserer Auftragslage sehr zufrieden. Das gibt uns die Möglichkeit, weiterhin an unserer Personalstrategie festzuhalten. Der Fachkräftemangel bleibt eine große Herausforderung, und wir möchten auch in Zukunft die besten Talente für unser Unternehmen gewinnen. Unsere Recruiting-Aktivitäten laufen daher unverändert weiter.

Ortenau Journal: Im Dezember wurden sie für ihren Recruiting-Film „Jagdfieber – Der etwas andere Recruitingfilm“ mit dem Sonderpreis für die Förderung von Frauen in der MINT-Branche ausgezeichnet. Der Film hinterfragt bestehende Geschlechterklischees und zeigt, dass Frauen genauso gut für technische Berufe geeignet sind wie Männer. Haben der Film und die begleitenden Maßnahmen schon erste Ergebnisse gebracht?

Inka Lamprecht: Der Film „Jagdfieber“ hat bereits eine bemerkenswerte Resonanz erzeugt. Wir konnten eine deutliche Zunahme an Bewerbungen von Frauen verzeichnen. Auch bei gleicher Qualifikation berücksichtigen wir Frauen nicht nur im Büro, sondern gezielt auch in der Fertigung. Begleitende Maßnahmen, wie Schulbesuche und unsere Präsenz in sozialen Medien, tragen ebenfalls dazu bei, veraltete Geschlechterrollen abzubauen und technische Berufe für alle attraktiv zu machen.

Ortenau Journal: Sie setzen bei der Nachwuchsgewinnung in erster Linie auf Social Media. Auf welchen Plattformen erzielen sie derzeit die beste Wirkung?

Inka Lamprecht: Wir setzen gezielt auf Social-Media-Plattformen, um Nachwuchskräfte anzusprechen, und erzielen aktuell die besten Ergebnisse auf Instagram. Dort können wir unser Unternehmen authentisch präsentieren und eine breite Zielgruppe erreichen. Gleichzeitig freuen wir uns über das bereits sehr positive Feedback zu unseren erst kürzlich gestarteten TikTok-Aktivitäten. TikTok bietet uns die Möglichkeit, vor allem junge Menschen auf kreative und unterhaltsame Weise für unsere Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten zu begeistern. Auch LinkedIn ist für uns ein wichtiger Kanal, da wir hier den Nachwuchs indirekt über ihre Eltern und deren berufliche Netzwerke erreichen können. Diese Kombination verschiedener Plattformen ermöglicht es uns, unterschiedliche Zielgruppen gezielt anzusprechen.

Ortenau Journal: Betreiben sie auch Active Sourcing, als die Direktansprache von möglichen Job-Kandidatinnen und -kandidaten?

Inka Lamprecht: Active Sourcing ist ein wichtiger Bestandteil unserer Recruiting-Strategie. Im Jahr 2024 waren wir auf mehr als 20 Ausbildungs- und Recruitingmessen vertreten, um frühzeitig mit potenziellen Talenten in Kontakt zu treten. Zusätzlich setzen wir auf ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm, das uns hilft, qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Netzwerk unserer Mitarbeitenden zu gewinnen. Wir sind außerdem permanent am Netzwerken – sowohl online als auch offline – und nutzen gezielt die Direktansprache über unsere sozialen Plattformen wie LinkedIn, Instagram und TikTok. Dieser proaktive Ansatz ermöglicht es uns, passende Talente zu identifizieren und direkt anzusprechen, bevor sie möglicherweise auf dem Markt verloren gehen.

Ortenau Journal: Haben sie durch diesen zeitgemäßen, modernen Recruiting-Ansatz einen gewissen Vorsprung im Kampf um die besten Talente?

Inka Lamprecht: Ob unser moderner Recruiting-Ansatz uns tatsächlich einen Vorsprung im Wettbewerb um die besten Talente verschafft, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Was wir jedoch wissen: Wir sind mit den vorliegenden Bewerbungen sehr zufrieden. Der steigende Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens ist dabei ein entscheidender erster Schritt, um überhaupt im Wettbewerb um Talente berücksichtigt zu werden. Unsere Strategie zielt darauf ab, sowohl junge Nachwuchskräfte als auch erfahrene Fachkräfte für uns zu gewinnen, indem wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber gezielt sichtbar machen.

Ortenau Journal: Kommen ihre Mitarbeiter vor allem hier aus der Region oder schauen sie auch im Ausland nach geeignetem Nachwuchs?

Inka Lamprecht: Ein Großteil unserer Mitarbeitenden stammt aus der Region, was unsere starke lokale Verwurzelung zeigt. 2024 haben wir erstmals Auszubildende aus Indien eingestellt – ein Pilotprojekt, das uns helfen soll, Erfahrungen zu sammeln und eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob wir solche Wege auch zukünftig weitergehen möchten. Klar ist: Der Fachkräftemangel erfordert erfinderische Ansätze, und uns gehen die Ideen dabei nicht aus. Durch innovative Maßnahmen und Kooperationen möchten wir sicherstellen, dass wir unseren Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften langfristig decken können.

Ortenau Journal: Sie setzen für die Produktion ihrer Recruiting- und Imagevideos auf die Agentur Visiris. Bereits 2022 hatten sie den Ortenauer Marketingpreis gewonnen. Diese Zusammenarbeit scheint unter einem guten Stern zu stehen. Was zeichnet die jungen Filmemacher aus?

Inka Lamprecht: Die Zusammenarbeit mit Visiris zeichnet sich durch Kreativität und Schnelligkeit aus. Was uns besonders verbindet, ist unser gemeinsamer hoher Anspruch an das Endergebnis. Keiner von uns gibt Ruhe, ehe wir davon überzeugt sind, das richtige und perfekte Ergebnis erzielt zu haben. Die jungen Filmemacher verstehen es, komplexe Botschaften in emotionale und innovative Geschichten zu übersetzen, die unsere Zielgruppen direkt ansprechen. Dieses Engagement und der Fokus auf höchste Qualität machen die Zusammenarbeit so erfolgreich.

Ortenau Journal: Die Benefits spielen eine wichtige Rolle für Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Was bieten sie den Mitarbeitern und welche Benefits sind besonders beliebt?

Inka Lamprecht: Benefits sind für uns ein wichtiger Bestandteil, um die Zufriedenheit und Motivation unserer Mitarbeitenden zu fördern. Wir bieten eine breite Palette an Leistungen, darunter flexible Arbeitszeiten, freie Brückentage, Weiterbildungsprogramme und Bike, E-Roller und E-Scooter Leasing. Besonders stolz sind wir auf unser neuestes und unschlagbares Benefit: die betriebliche Krankenversicherung, die wir 2024 eingeführt haben. Sie bietet unseren Mitarbeitenden zusätzliche Absicherung und unterstreicht unser Engagement für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Diese Maßnahmen werden von unseren Mitarbeitenden sehr geschätzt und tragen wesentlich zu unserer Attraktivität als Arbeitgeber bei.

Ortenau Journal: Auch in Sachen Employer Branding sind sie führend. So haben sie 2022, 2023, 2024 und 2025 den Kununu Top Company Preis erhalten. Das ist deshalb sehr wertvoll, weil dort Mitarbeiter anonym ihren jeweiligen Arbeitgeber bewerten. Worauf führen sie diese Erfolge zurück?

Inka Lamprecht: Unsere wiederholten Kununu-Auszeichnungen sind das Ergebnis einer Unternehmenskultur, die auf Offenheit, Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten basiert. Wir hören aktiv auf das Feedback unserer Mitarbeitenden und setzen es konsequent um. Diese gelebte Praxis wird honoriert und stärkt uns als attraktiver Arbeitgeber.

Ortenau Journal: Abschließend: Deutschland befindet sich in einer strukturellen Wirtschaftskrise. An welchen Stellschrauben müsste die künftige Bundesregierung drehen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen?

Inka Lamprecht: Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sollte die zukünftige Bundesregierung gezielt in Bildung und Innovation investieren, Bürokratie abbauen und die Energiepreise stabilisieren. Zudem wäre eine Stärkung der mittelständischen Unternehmen durch steuerliche Entlastungen und gezielte Förderprogramme sinnvoll, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Siehe auch:

Die wahren Leistungsträger: Tipps für das Recruiting von Handwerkern & Co

Mehr als Benefits: Was den Europa-Park zum Vorzeigearbeitgeber macht

Direktansprache von Young Professionals: Tipps für Arbeitgeber

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