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Wirtschaftsstandort

MIT Ortenau fordert Ende der telefonischen Krankschreibung

© Grafmüller GmbH
Angesichts der Rekordkrankenstandes fordert die Mittelstandsunion Ortenau die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung. Diese setze falsche Anreize, sagt Kreisvorsitzender Hannes Grafmüller. Dadurch ergebe sich eine zusätzliche Belastung für die mittelständische Wirtschaft. Der Fachkräftemangel werde verstärkt.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU Ortenau sieht in der telefonischen Krankschreibung einen Anreiz für Arbeitnehmer, sich schneller krank zu melden als früher. Dies führe zu einem Rekordkrankenstand von sieben Prozent im ersten Quartal 2024. Für das Gesamtjahr 2023 nennt die MIT Ortenau einen Krankenstand von 6,07 Prozent und bezieht sich dabei auf Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums. Dies sei mehr als in den Corona-Jahren 2020 und 2021. „Die telefonische Krankschreibung hätte nach dem Ende der Pandemie nie zum Dauerzustand werden dürfen. Es wird Zeit, die Hürden für eine Krankschreibung wieder zu normalisieren und die digitale Krankschreibung zu überarbeiten, damit wir noch retten können, was zu retten ist.“

Mit der Forderung nach einem Ende der telefonischen Krankschreibung schließt sich der Kreisverband dem MIT-Bundesverband an. „Corona ist vorbei. Fest steht: 1,6 Millionen Stellen können derzeit in Deutschland nicht besetzt werden , weil Arbeits- und Fachkräfte fehlen. Vor diesem Hintergrund werden die Betriebe durch die telefonische Krankschreibung weiter zusätzlich und völlig unnötig belastet. Wer nur einseitig die mittelständische Wirtschaft belastet, bekommt dafür auch einen Denkzettel“, wird der Kreisvorsitzende der MIT Ortenau, Hannes Grafmüller in einer Pressemitteilung zitiert. Auch sei die gegenwärtige Regelung mit einem höheren bürokratischen Aufwand verbunden.

„Es muss sich lohnen, arbeiten zu gehen“

Gegenüber dem „Ortenau Journal“ fordert Grafmüller auch mehr Anreize für Beschäftigte, mehr zu arbeiten: „Die Lohnnebenkosten müssen runter. Bei Überstunden müsse gelten: Brutto gleich Netto. Wie wollen wir sonst den Fachkräftemangel kompensieren?“ Auch die verstärkte Aktivierung von Ruheständlern bringt Grafmüller ins Spiel, räumt aber ein, dass dies in der Baubranche nur begrenzt möglich sei. Doch grundsätzlich müsse es sich lohnen, arbeiten zu gehen. Grafmüller ist einer von drei Geschäftsführern bei der Grafmüller GmbH, einem Hoch- und Tiefbauunternehmen mit Sitz in Zell a. Harmersbach. Auch in seiner Branche verzeichne er einen höheren Krankenstand. Dieser sei höher, als während der Pandemie. „Am Bau entsteht auch Wirtschaftswachstum, da entsteht etwas Bleibendes. Wir müssen unsere Aufträge abwickeln können.“ Gleichzeitig konstatiert Grafmüller, dass sich der Hochbau in einer Flaute befindet. Irgendwann seien die Bestandsaufträge abgearbeitet.

Der Fachkräftemangel mache sich auch in seinem Unternehmen bemerkbar. Zwar habe die Grafmüller GmbH eine gute Altersstruktur, aber dennoch gehen einige Mitarbeiter in Rente. Diese seien nur schwer zu ersetzen. Das Bürgergeld sei ein Affront. Es gebe Fachkräfte aus der Ukraine, doch durch das Bürgergeld würden Anreize fehlen, eine Arbeit aufzunehmen.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU (MIT) hat in Deutschland rund 25.000 Mitglieder. In der Ortenau sind es rund 200 Mitglieder.

Wolfgang Huber

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