3.416 junge Menschen haben in diesem Jahr im IHK-Kammerbezirk ihre Ausbildung abgeschlossen. 38 von ihnen wurden nun mit einem Förderpreis für ihre Leistungen belohnt. Bei dem Festakt im Europa-Park in Rust haben Persönlichkeiten aus der Wirtschaft Preise im Wert von insgesamt 99.000 Euro gestiftet, wie die IHK in einer Pressemitteilung schreibt. Das Preisgeld soll den Absolventinnen und Absolventen helfen, im Beruf durchzustarten. Das Preisgeld komme von 30 Stifterinnen und Stiftern. „Ein Förderpreis in dieser Größenordnung ist in Deutschland einzigartig“, sagte Eberhard Liebherr, der Präsident der IHK Südlicher Oberrhein.
Idee ist rund 40 Jahre alt
Zu Beginn seiner Festrede gedachte demnach der Präsident Gisela Sick. Die Stifterin, die gemeinsam mit ihrem Mann in Waldkirch Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat, ist wenige Tage vor ihrem 102. Geburtstag gestorben. „Sie war nicht nur eine erfolgreiche Unternehmerin, sie war auch eine große Förderin junger Menschen in Ausbildung“, sagte Liebherr. Seit 2002 gibt es die Gisela und Erwin Sick Stiftung, die auch in diesem Jahr zwei Förderpreise vergeben hat. Die Idee des Förderpreises sei rund 40 Jahre alt. Zu den Initiatoren gehörte der damalige IHK-Präsident und spätere Freiburger Ehrenbürger Eugen Martin.
„Alle reden vom Fachkräftemangel und was die Politik dagegen tun muss“, wird der IHK-Präsident zitiert, „doch als Unternehmerinnen und Unternehmer können wir selbst etwas tun, indem wir den Nachwuchs fördern und die Ausbildung attraktiv machen“. Neben dem Dank an die Stifter sprach Liebherr auch ein Kompliment an die anwesenden Vertreter der Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen aus: Im Hinblick auf die besonderen Leistungen der Preisträger „muss hier vieles richtig gut gelaufen sein“.
Die Höhe der einzelnen Förderpreise habe zwischen 1.500 und 5.000 Euro gelegen. Die Unterstützung sei zweckgebunden und müsse in die Weiterentwicklung der jungen Menschen fließen, heißt es weiter. Die Preisträger kommen aus der Industrie, dem Handel, der Gastronomie und aus dem Dienstleistungsgewerbe.
12 der 38 Preisträger aus der Ortenau
Auch die Ortenauer Wirtschaft bewies bei der Preisverleihung wieder ihre hohe Qualität in der Ausbildung. So kommen alleine 12 der 38 ausgezeichneten Absolventinnen und Absolventen aus der Ortenau: Adrian Raka (Gengenbach) von der Schneider KG in Gengenbach, Pia Bonath (Oberwolfach) von KRÄMER architekten in Offenburg, Simon Huber (Bad Peterstal-Griesbach) von Mulag Fahrzeugwerk in Oppenau, Tim Vollmer (Haslach) von der Armbruster GmbH in Wolfach, Benita Fischer (Kappelrodeck) von MEIKO Maschinenbau in Offenburg, Sergio Josue Mercado Villarino (Kehl) von Doll Fahrzeugbau in Oppenau, Dominik Parada (Offenburg) von tesa Werk, Offenburg, Lea Sophie Obert (Lahr) von der Sparkasse Offenburg/Ortenau, Daniel Steinmetz (Offenburg) von der EDEKA Südwest Stiftung in Offenburg, Lukas Pfitzmayer (Offenburg) von der Volksbank eG – Die Gestalterbank in Offenburg, Milena Fuchs (Lahr) von der Karl Knauer KG in Biberach sowie Valeria Ciapetti (Appenweier) von der Schenker Deutschland AG in Appenweier.
Noten seien nicht alles gewesen, worauf es den Stiftern ankam. Bei ihrer Auswahl habe auch soziales Engagement eine große Rolle gespielt. So berichteten im Gespräch mit der Kölner Moderatorin Anne Rück mehrere Preisträgerinnen und Preisträger von ihren Ehrenämtern bei der Feuerwehr oder dem DRK. Einzelhandelskaufmann Alesio Nigro (Hermann Frese Förderpreis) erzählte von seinem jahrelangen Engagement beim Food Sharing: „Ich habe bei meiner Arbeit gesehen, wie viele Lebensmittel täglich in der Tonne landen. Daran wollte ich etwas ändern.“
Sprachbarrieren überwunden
Bei anderen Preisträgern seien die erschwerten Startbedingungen berücksichtigt worden. Bauzeichnerin Pia Bonath (Förderpreis der EDEKA Südwest) habe sich einer Operation unterziehen müssen und bewältigte demnach einen Großteil ihrer Ausbildung an Krücken. Andere hätten mit Erfolg Sprachbarrieren überwunden, etwa die in Polen geborene Einzelhandelskauffrau Sarah Estera Dzida, die in akzentfreiem Deutsch erzählte, wie ihr der Kontakt zu den Nachbarskindern und deutsches Fernsehen beim Ankommen geholfen hätten. Ihr Motto lautet: „Man muss sich öffnen und darf sich nicht verstecken!“
Die gebürtige Iranerin Zahra Azadi hat erfolgreich die Ausbildung als Elektronikerin abgeschlossen. Auf die Frage, was für sie der größte Kulturschock in Deutschland gewesen sei, habe sie geantwortet: „Die deutsche Direktheit. Hier werden einem Dinge oft direkt ins Gesicht gesagt.“ Im Iran sei dies anders. Dzida und Azadi erhielten den Integrations-Förderpreis der Volksbank Freiburg.
„Durchhalten und Zusammenhalten“
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Salomon bezeichnete der Mitteilung zufolge die duale Ausbildung als deutsches Erfolgsmodell und stellte sie auf eine Stufe mit einem Studium. Auch Stifter Wolfgang Poppen, Verleger der BZ-Medien, der selbst mit einer Lehre als Drucker ins Berufsleben gestartet war, warb demnach für diesen Weg: „Ich kann nur jedem empfehlen, einen grundsoliden Beruf zu erlernen und sich dann weiterzubilden.“ Stifterin Renate Sick-Glaser, die die Tradition ihrer Eltern fortführt, gab noch einen Rat, der im Beruf, aber auch im Leben gelte. Gerade, wenn es einmal nicht so läuft – in Krisenzeiten – komme es auf zwei wesentliche Eigenschaften an: „Durchhalten und Zusammenhalten!“
Foto: Alle Stifterinnen und Stifter sowie die Preisträger beim großen Gruppenfoto der Förderpreisverleihung im Hotel Colosseo im Europa-Park in Rust
Siehe auch:
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